Heliosphere 2265 - Band 4: Das Gesicht des Verrats (German Edition)
Schwärze.
*
IL HYPERION, 25. Februar 2266, 23:55 Uhr
Tag 24
"Sir, ich orte soeben einen Phasendurchbruch", sagte Lieutenant Nurakow. "Es ist wie bei NOVA: Die Schiffe sind in breit gefächerter Formation und fast vollständigem Stillstand materialisiert.
Sie nehmen gerade Fahrt auf. Zwei weitere Durchbrüche. Wir werden eingekreist."
An der Ortungskonsole glitten Peter Tasks Finger über Icons und Zahlenreihen. "Zwei Fluchtvektoren stehen uns noch offen. Wir können ..."
"Weitere Phasendurchbrüche geortet."
"Die Vektoren wurden geschlossen, Sir." Lieutenant Task blickte auf. "Eine Flucht ist nicht mehr möglich."
Jayden starrte unbewegt auf den Holo-Tank, in dem die taktische Anzeige projiziert wurde. Insgesamt fünfzehn Schiffe nahmen Fahrt auf, während sie auseinanderfächerten, um die HYPERION einzukreisen. Tonnage und Materialzusammensetzung loderten vor seinen Augen wie ein Leuchtfeuer. Es sind die gleichen Raumschiffe, die auch NOVA angegriffen haben. Jayden aktivierte den Zoom. Die Raumer waren äußerlich identisch, sahen genauso aus, wie jener Angreifer, der unter der NOVA-Station Position bezogen hatten.
Fünfzehn Sterne aus dunkelgrauem Metall, äußerlich rostig und porös, deren Zentrum aus einer konusförmigen Grundform bestand, die in den unteren Bereich der pyramidenförmigen Zacken ragte.
"Standardgruß wird gesendet", meldete Sarah McCall hinter der Kommunikationskonsole. "Bisher keine Antwort."
Lieutenant Commander Akoskin nahm eine letzte Eingabe vor. "Ich habe die taktischen Vorschläge auf Ihre Konsole überspielt, Sir. Bedauerlicherweise liegen unsere Chancen auf einen Sieg in der aktuellen Verfassung des Schiffes bei unter zehn Prozent - positiv geschätzt."
Ach wirklich? Jayden hätte beinahe aufgelacht, konnte den Impuls jedoch noch rechtzeitig unterdrücken. Er musste die Moral ja nicht noch weiter zerstören. Auch wenn es niemand aussprach, war doch recht deutlich, dass dieses Mal ein Wunder notwendig war, um sie noch zu retten. Die nächsten Worte fielen Jayden so schwer, wie selten etwas zuvor. "Lieutenant McCall, übermitteln Sie den Fremden ein 'Wir ergeben uns'."
Die Finger der Frau mit den langen, braunen Haaren verharrten über dem Sende-Icon. "Sir?"
"Tun Sie es!" Er räusperte sich. "Mister Akoskin, bereiten Sie die Löschung aller sensiblen Daten vor."
Das Protokoll sah vor, dass er mit den entsprechenden Kommandocodes alle Speicher komplett säuberte. War dies geschehen, würde die L.I. mit der Freigabe des Captains mehrere mobile EMPs an den neuralgischen Systemen anbringen, damit auch die Hardware vernichtet wurde. Die Feinde erhielten somit einen fliegenden Schrotthaufen, aus dessen Technik sie keinerlei Vorteile gewinnen konnten.
"Ich bereite alles vor", sagte Akoskin nach kurzem Zögern.
Ishida saß in ihrem Konturensessel, starrte in den Holo-Tank. "Es mag makaber klingen, aber wenigstens erfahren wir endlich, wer die sind und was sie wollen."
Jayden schwieg. Die Lichtpunkte kamen unaufhörlich näher.
*
Alpha 365 schloss mit einer Fingerbewegung die Akte von Lieutenant Commander Giulia Lorencia. Er hatte stundenlang mit ihr gesprochen und auch ihre Vergangenheit genauestens analysiert.
Sie ist nicht der Verräter.
Das Gespräch hatte ihm längst verraten, dass auch Lorencia Teil des Netzes war, aus dem die Crew der HYPERION bestand. Die L.I. war auf ihre eigene Art ein Freigeist und hielt sich ungern an Regeln, besonders wenn es um das Galaktische Netz ging. Sie hatte ihm offen von ihren Problemen auf der Akademie berichtet und ihre Konfrontation mit Michalew und die Hilfe durch Sjöberg erwähnt. Das alles war interessant und es zeigte dem Alpha, dass er zukünftig auf die L.I. achten musste. Sie verbarg etwas vor ihm, das war deutlich geworden. Doch es hatte nichts mit dem Saboteur zu tun. Er hatte auch noch einmal die Kamera-Feeds gecheckt, die zeigten, dass die L.I. im Maschinenraum bis zum Hals in einem geöffneten Panel gesteckt hatte, als der Verräter während der Schlacht von NOVA aktiv geworden war. Er konnte keinen Offizier einhundert Prozent rehabilitieren, doch er musste den Kreis einfach verkleinern.
Damit bleiben Akoskin und Task als wahrscheinlichste Kandidaten.
Da ein Kampf kurz bevorstand, wurden beide auf der Kommandobrücke benötigt. Kein Sekundäroffizier war so gut in seinem Job, als dass Cross die Offiziere hätte ablösen lassen können. Natürlich hatte er dort Sicherheitsoffiziere postiert.
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