Heliosphere 2265 - Band 4: Das Gesicht des Verrats (German Edition)
Der Gedanke, den Captain einer so unkalkulierbaren Gefahr wie einem Verräter auszusetzen, zehrte an ihm. Er war es gewohnt, schnell und effektiv Ergebnisse zu liefern. Doch er stand vor einem Rätsel.
Ein rot blinkendes Icon zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Einer der Software-Agenten, die er im System platziert hatte, meldete einen ausgehenden Phasenfunkspruch. Alpha 365 handelte blitzschnell. Er aktivierte die Kamera-Feeds, öffnete die Logs und checkte die Daten. Er musste den Funkspruch über zwei Systemknoten verfolgen und überprüfte gleichzeitig die Tätigkeit eines jeden Offiziers zum entsprechenden Zeitpunkt.
Ich hab dich.
Er konnte tatsächlich beobachten, wie einer der Brückenoffiziere den Funkspruch auslöste. Er sprang auf, zog den Pulser und bedeutete zwei von seinen Sicherheitsoffizieren, ihm zu folgen. Sie erreichten die Brücke in Rekordzeit.
Captain Cross blickte bei ihrem Eintreten auf. "Was gibt es?"
"Wir haben ihn", sagte Alpha 365. Mit kaltem Blick ging er auf die Taktik- und Waffenkonsole zu. "Commander Akoskin, treten Sie von der Konsole zurück."
Der Lieutenant Commander schwieg, hob die Hände, verließ seinen Konturensessel und tat, wie ihm befohlen wurde.
*
SOL-System, CAVE-Forschungsstation im Kuiper-Gürtel, 26. Februar 2266, 00:30 Uhr
Tag 25
Admiral Björn Sjöberg öffnete die Augen.
Ich bin nicht tot, begriff er.
"Das war verdammt knapp", sagte Doktor Abigail Rosen aufatmend. "Willkommen zurück."
Björn sog tief die Luft in seine Lungen, wuchtete seinen Oberkörper in die Höhe und übergab sich. Er wartete einige Sekunden, gab seinem Körper Zeit, sich zu beruhigen und stand dann auf. "Wie haben Sie dieses Wunder vollbracht?"
Doktor Abigail Rosen lächelte. "Als Ihre Lebenszeichen fluktuierten, kam ich mit einem Team aus Marines hierher. Es war gut, dass Sie mich draußen warten ließen. Ich scannte Ihr Blut und das von Michalew. In beiden fand ich ein Toxin, doch in seinem waren zudem Antikörper enthalten. Ich konnte Ihren Zustand mit einem Stase-Derivat stabilisieren und Sie mit dem Antidot behandeln, das ich aus Michalews Blut extrahierte."
"Doktor, ich war noch nie so froh darüber, Sie zu sehen und auf meiner Seite zu wissen, wie am heutigen Tag."
"War mir ein Vergnügen."
"Was ist mit Juri?" Björn deutete auf den Körper des Admirals am Boden. "Ist er noch am Leben?"
Rosen nickte. "Die Marines haben ihn betäubt."
"Gut. Sehr gut." Er trat an seinen Gegenspieler heran und warf einen letzten Blick auf sein Gesicht. Dann winkte er die Bewaffneten zu sich. "Bringen Sie den Admiral zur nächsten Luftschleuse. Warten Sie, bis er wieder erwacht. Geben Sie ihm Zeit, seine Situation zu erkennen und erklärten Sie ihm, dass ich noch lebe." Er wandte sich ab. "Und dann öffnen Sie das äußere Schott. Ich werde per Live-Feed zusehen."
"Es ist also vorbei?" Rosen packte ihr Instrumentarium zusammen.
"Aber nicht doch, Doktor." Björn lächelte. "Es fängt gerade erst an."
*
IL HYPERION, 26. Februar 2266, 00:30 Uhr
Tag 25
"Haben Sie ihn schon in eine Zelle geworfen?", fragte Lieutenant Commander Tess Kensington.
Es fiel ihr deutlich leichter, nach der Ursache des Problems zu suchen, da sie nun wusste, dass Akoskin verantwortlich dafür war und von Sicherheitsoffizieren in Schach gehalten wurde.
"Sie behalten ihn noch auf der Brücke, um im Falle eines Funkkontaktes mit den Fremden etwas in der Hinterhand zu haben", sagte die L.I. "Der Alpha hat mich ganz schön gelöchert, dachte wohl, dass ich etwas mit dieser Sache zu tun habe."
"Wir hätten es alle sein können." Tess schüttelte den Kopf. "Aber ehrlich gesagt hatte ich Akoskin nie im Verdacht. Er ist ein Macho und manchmal hätte ich ihm gerne eine verpasst, aber ein Verräter ..."
"Niemand hätte gedacht, dass irgendwer aus dieser Crew ständig sabotiert und uns verrät. Wir haben uns augenscheinlich alle geirrt."
Seit Stunden saßen sie nebeneinander an einer technischen Konsole und überprüften Codes, verfolgten Datenlecks und wühlten sich durch Logs. Es war ermüdend und zudem völlig sinnlos. Sollten die Fremden übersetzen, um sie zu entern, löste Captain Cross einen Alpha-Delete aus und die angebrachten EMPs würden zünden. Es war gängiger Brauch, dem Feind keine sensiblen Daten oder Hardware zu überlassen. Allzu leicht konnte Technik nachgebaut werden und gerade wenn es um den Interlink-Antrieb ging, durfte dem Gegner nichts Verwertbares in die Hände
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