Heliosphere 2265 - Band 4: Das Gesicht des Verrats (German Edition)
über ihre Kommandokonsole beobachtet.
Sie wirken alle ein wenig paranoid.
Captain Cross hatte vor einigen Minuten das Kommando an Commander Ishida übergeben, um mit einem Shuttle zur nächstgelegenen Raumstation zu fliegen. Dort wollte er mit Admiral Sjöberg sprechen, um endlich Antworten zu erhalten.
Irina öffnete ihren persönlichen Account oder versuchte es zumindest. Eine Fehlermeldung leuchtete auf. Stirnrunzelnd wiederholte sie die Eingabe ihres Passwortes. Nichts. Gab es etwa schon wieder eine Systemstörung?
Als das Schott sich öffnete, blickte sie zuerst nicht auf, vermutlich war es einer der Werftheinis.
"Doktor Irina Petrova", sagte eine Stimme voll unterdrücktem Zorn.
Sie sah auf. Ein Sicherheitsoffizier stand vor ihr, wie sie sofort erkannte, obwohl das Design der Uniformen wohl geändert worden war. Vier weitere, identisch gekleidete Männer standen hinter ihm. Sie trugen Schwarz, mit einem silbernen Emblem auf der Brust, in das die Lettern I.S.P. eingestickt waren.
"Ja, die bin ich."
"Ich verhafte Sie wegen des Verdachts des Hochverrats."
Irina glaubte für einen Moment, sich verhört zu haben.
Doch die vier übrigen Männer brachten bereits ihre Pulser in Anschlag. Alle starrten sie mit vor Abscheu verzogenen Gesichtern an.
"Ich verstehe nicht, was soll das?"
Der erste Mann trat vor. "Wir wissen von Ihrem Kontakt zu Michalew."
Irina zuckte zusammen. "Aber ..."
"Nehmt Sie mit."
Er wandte sich ab und verließ die Krankenstation. Handmanschetten wurden ihr angelegt, sie erhielt einen Stoß in den Rücken. Taumelnd setzte Irina sich in Bewegung. Die Krankenstation blieb hinter ihr zurück, zusammen mit ihrer Freiheit.
*
Epilog II - Neue Allianzen
"Es ist eine Tragödie, anders kann ich es nicht beschreiben. Wir alle, die wir als Verfechter der Demokratie die Solare Union für ein Monument des Friedens und der Freiheit hielten, wurden von einem der Unseren verraten", sagte Admiral Björn Sjöberg, während er in das Aufnahmefeld der Kamera blickte. "Admiral Juri Michalew tötete Präsidentin Kartess auf abscheuliche, unaussprechliche Weise. Er und die Seinen sind nicht mehr als Tiere, die über die Demokratie herfallen, in dem Versuch, sie zu zerfleischen. Doch ich stehe heute hier als lebender Beweis, dass die Demokratie noch immer stark ist, dass wir nicht weichen. Wir werden den Abschaum finden und zerschmettern. Mit Wirkung zum heutigen Tage erlasse ich die Notverordnung zum Schutze von Volk und Union. Gemeinsam mit der neuen Regierung der Solaren Union mache ich es mir zur Aufgabe, Admiral Juri Michalew zu finden und ihn und seine Meuchelmörder ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Oh ja, wir werden bluten. Sie werden uns mit Bombenanschlägen und Raumschlachten strafen, doch wir wanken nicht, gehen nicht in die Knie. Denn gemeinsam ist das Volk der Solaren Union stark, frei und unabhängig. Wir werden uns und die übrigen Welten schützen. Terra ist das schlagende Herz eines mächtigen Leibes, der besteht und noch in tausend Jahren bestehen wird. Wir werden ..."
Alpha 365 deaktivierte den Monitor. "Er hat schnell und effektiv gehandelt."
Tess schüttelte den Kopf. Sie wollte einfach nicht glauben, was sie da hörte. "Aber das ist Admiral Sjöberg. Ich meine ... er steht auf unserer Seite, hat uns immer gegen Michalew beschützt. Gut, seine Worte sind ziemlich radikal, aber wenn auch nur ein Teil der Berichte stimmt, hat er auch allen Grund dazu." Sie erhob sich und trat an das Bullauge aus transparentem Stahl, durch das sie einen Blick auf die Raumwerft hatte. "Michalew hat die Navy in einen chaotischen Trümmerhaufen verwandelt. Mein Gott, er hat die Präsidentin getötet! "
"Wenn man den Gerüchten glauben darf, kann Michalew übers Wasser gehen, lebt in der Hölle und hat jeden Toten in diesem Kampf eigenhändig umgebracht."
"Was meinen Sie damit?"
"Der Admiral ist nur ein Mann."
"Freemann war auch nur ein Mann", sagte Tess. "Und was er aus dem Mars gemacht hat, muss ich Ihnen nicht extra sagen."
"Nein, dass müssen Sie nicht." Alpha 365 bedachte sie wieder mit seinem seltsam durchdringenden Blick. "Aber die Menschen übersehen oft das Wesentliche."
Er aktivierte erneut die Rede von Admiral Sjöberg, fror das Bild aber mit einem Tastendruck ein. "Schauen Sie sich das Bild genau an. Was sehen Sie?"
Tess runzelte die Stirn. "Naja, den Admiral hinter dem Schreibtisch des Präsidenten. Er wirkt angespannt, was aber irgendwie künstlich wirkt. Er ist es eben
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