Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
Wir haben zusammen die Hölle erlebt. Dieser Spion ist vermutlich unter den Toten.”
Die I.O. atmete tief durch. “In der Tat gab es auf der HYPERION einen Verräter. Es handelte sich um eine Lieutenant - unsere Kommunikationsoffizierin. Sie besaß menschliche Gestalt, übermenschliche Kräfte und die Kontrolle über das Schiff aufgrund eines im Kern installierten Zweitsystems.”
“Daher gerieten wir in das System”, sagte Brown. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Erschöpfung ab. “Der Kreuzer wurde manipuliert, um einzufliegen. Aber weshalb? Was hat der Verräter davon, uns in einer Schrottkiste ins Sonnensystem zu bringen?”
“Wir wissen es nicht. Unsere Kommunikationsoffizierin konnte entkommen und uns fehlen Antworten.”
Während die beiden Führungsoffiziere sprachen, verließ Paxter die Maske des Sub-Systems. Mit wenigen Arbeitsschritten hatte er den Datenbankzugang eingerichtet. Peter versuchte den Aufbau einer Drahtlosverbindung. Als das nicht funktionierte, stöpselte er das Gerät an. Die Datenbank war beschädigt, doch die modernen Algorithmen des Pads konnten die Fehler in der Struktur ausgleichen. Die Portierung begann.
“Fünf Minuten, dann ist die Übertragung abgeschlossen”, sagte Peter.
Ishida unterbrach ihr Gespräch mit dem Captain. “Gute Arbeit, Lieutenant.”
“Ich hoffe, in Ihrem Shuttle ist genug Platz für alle Offiziere. Die alte Architektur reichte nur für fünf Personen.”
“Wir werden mehrere Male fliegen müssen. Aber das stellt kein Problem dar - solange die uns nicht entdecken. Sobald wir uns auf dem Rückweg befinden, baue ich eine gerichtete Phasenfunkverbindung auf und fordere ein Ersatzshuttle an. Aktuell ist das nicht möglich, da sich die HYPERION in unmittelbarer Nähe zu starker Fraktal-Strahlung befindet. Fragen Sie nicht, ich erklären Ihnen die Details später.
Aber auf halbem Weg sind wir nahe genug, um die Strahlung zu kompensieren.”
Peter blendete die Stimme aus.
Er hatte Sarah McCall vertraut. Nicht viele Offiziere standen ihm nahe, es war schwer mit seiner Kondition Freunde zu finden. Er konnte Gesprächen niemals lange folgen. Andere hielten ihn für dumm, psychisch krank oder - wenn es gut lief - für gelangweilt. Sarah war irgendwie anders gewesen; das hatte er von Anfang an gespürt. Ein Teil von ihr war wie er: ständig abwesend, immer beschäftigt - aber trotzdem extrovertiert und in der Crew stabil vernetzt. Es war makaber, dass eine Spionin, die vielleicht nicht einmal wirklich menschlich war, besseren Rückhalt unter den Offizieren erfahren hatte als er.
Ab und an hatten sie und er zusammen auf dem Erholungsdeck gesessen, ViKo oder Riola getrunken, sich unterhalten oder einfach geschwiegen. Es hatte sie nie gestört, wenn er abgeschweift war. Sie wiederholte ihre Sätze, stellte ihre Fragen ein zweites oder drittes Mal und verlor nie die Geduld. Peter genoss ihre Gegenwart. Manchmal, wenn er nach Dienstschluss alleine in seinem Quartier saß, gestand er sich sogar ein, dass er Sarah McCall vermisste. Ihre Freundschaft, ihr Zuhören, ihre Anwesenheit.
Das hektische Blinken eines grünen Icons riss ihn aus seinen Gedanken; die Datenbank war vollständig übertragen. Er verstaute das Pad. “Wir sind so weit, Commander.”
“Gehen wir.” Ishida bedeutete Captain Brown, voranzugehen. “Wir bringen Ihre Crew nach und nach zur HYPERION.”
Sie kehrten zum Shuttlehanger zurück.
Genauer: zum leeren Hangar.
“Wo ist das Shuttle?!”
Wie gebannt starrte Peter auf den Fleck, auf dem bis vor kurzem noch das Gefährt gestanden hatte.
“Verdammt!”, entfuhr es Ishida.
“Sie hatten wohl Recht, es gab einen Spion. Und der ist jetzt auf und davon.” Captain Brown fluchte haltlos, wobei er sich immer wieder durch die Haare fuhr. “Wie lange wird es dauern, bis die HYPERION Sie vermisst?”
Die I.O. schüttelte den Kopf. “Mehrere Stunden!”
Peter horchte auf. Irgendetwas geschah. Er spürte winzige Erschütterungen, die einem gewöhnlichen Menschen vermutlich gar nicht bewusst wurden.
Eine rote Warnleuchte begann zu blinken.
Paxter keuchte entsetzt auf.
Captain Brown fuhr herum.
Dann versank die Welt im Chaos.
*
Sie flogen in einen Bereich zwischen zwei Sternensegmenten, steuerten das Shuttle an die Außenwand der Station und hefteten das mobile Verbindungsstück der Bodenluke an.
“Sie sind am Zug, Gentlemen”, sagte Captain Jayden Cross.
Die beiden Marines entpackten die Enter-Ausrüstung und bauten einen
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