Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
Konsole.
Paxter trat zur Seite. “Bitte.”
Peter rief das Shuttleverzeichnis auf. Jede neu ankommende Raumfähre wurde darin katalogisiert. Automatische Sensoren im Boden des Hangars vermaßen die Hülle, ordneten den Typ und das Gewicht zu. Er sah auf einen Blick, dass er recht hatte.
“Das Shuttle war beim Abflug genauso leicht, wie während der Zeit des Aufenthalts.”
“Es wurde ferngesteuert”, sagte Ishida. Die I.O. verzog abschätzig die Mundwinkel. “Was bedeutet, dass der oder die Verantwortliche sich immer noch hier befindet.”
Peter nickte. “Das ist auch meine Schlussfolgerung. Damit wäre erklärt, weshalb die Raumfähre vernichtet wurde. Wir können nicht mehr fliehen und die Phasenfunk-Anlage der PROMETHEUS ist defekt. Somit kann keine Hilfe herbeigerufen werden.”
“Wenn das Schiff mit dem Asteroidenfeld kollidiert, sind wir alle erledigt”, sagte Brown. “Auch dieser Spion.”
Ishida ließ nachdenklich ihren Blick schweifen. Nach einigen Sekunden straffte sie ihre Schultern. “Lieutenant, wir beide müssen uns unter vier Augen unterhalten.”
“Was soll das?”, fragte der Captain.
“Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich niemandem vertrauen”, sagte Ishida. “Bitte haben Sie dafür Verständnis. Was ich mit Lieutenant Task zu besprechen habe, ist einstweilen nur für seine Ohren bestimmt.”
Brown verzog das Gesicht, nickte aber widerwillig.
Peter verließ an der Seite der I.O. den Raum.
“Also gut, raus damit”, sagte Ishida.
“Ma’am?”
“Ich beobachte Sie nun, seit wir hier an Bord eingetroffen sind und es ist offensichtlich, dass Sie ständig gedanklich abschweifen. Das eben dort drinnen war eine ausgezeichnete Idee, aber jetzt sagen Sie mir sofort, was los ist.
In den nächsten Stunden werden wir eine Lösung für dieses Problem finden oder sterben. Und wenn dieser Agent, der in die Crew eingeschleust wurde, noch an Bord und auch nur halb so fähig ist wie Sarah McCall, stehen unsere Chancen verdammt schlecht.”
Peter überlegte. Gemäß den Statuten der Space Navy durfte er der I.O. durchaus die Antwort verweigern. Solange seine Gesundheit nicht den Dienst beeinträchtigte. Eine solche Beeinträchtigung wiederum musste vom Schiffsarzt diagnostiziert werden. Erst dann konnte man ihn offiziell suspendieren und der Captain hatte das Recht, die medizinische Akte einzusehen. Soviel zum offiziellen Prozedere. Aber natürlich war der Wunsch von Commander Ishida nachzuvollziehen. Sie war auf ihn angewiesen, musste ihm bedingungslos vertrauen. In der jetzigen Situation war das sogar noch wichtiger, als im Schiffsalltag.
“Gehen wir ein Stück.” Er setzte sich in Bewegung, die I.O. folgte. “Was ich Ihnen nun erzähle, ist eine vertrauliche medizinische Information, die in der Regel lediglich dem Chefarzt bekannt ist. Ich verlasse mich darauf, dass Sie alles, was ich sage, für sich behalten.”
“Das werde ich. Wenn der Chefarzt durch die Schweigepflicht gebunden ist, bin ich das auch.” Sie musterte ihn eingehend. “Ich wusste nicht, dass es hierbei um eine medizinische Angelegenheit geht. Ich dachte, Sie wären einfach … introvertiert und könnten sich schwer konzentrieren.”
Peter lächelte bitter. “Ganz so ist es leider nicht. Ist Ihnen der Erios-Virus ein Begriff?”
“Natürlich, wem nicht? Ein tödlicher Virus, der vor einigen Jahren in den Randkolonien von sich reden machte. Bisher gibt es kein Heilmittel dagegen.”
“Exakt. Allerdings gab es bereits vor Jahrzehnten eine Urform des Erregers. Niemand weiß, woher er kam - vermutlich entstand er durch Mutation. Ich wurde als kleines Kind davon befallen.”
“Er war nicht tödlich?”
“Nein.” Peter schüttelte den Kopf. “Diese Form war es noch nicht. Und sie übertrug sich auch nicht so leicht. Ich versichere Ihnen aber, dass es alles andere als angenehm war. Damals lebte ich mit meinen Eltern auf einer der äußeren Kolonien - PERKFORTH II. Im Alter von fünf Jahren infizierte ich mich durch Kontakt mit verdorbenem Fleisch. Es begann mit einfachem Nasenbluten. Achtundvierzig Stunden später blutete ich aus allen Körperöffnungen, hatte hohes Fieber und war desorientiert. Kurz darauf wurden meine Glieder taub - ich verlor meinen Tastsinn. Es folgte der Geruchssinn, das Sehen, das Gehör. Nach vier Tagen war ich zwar noch am Leben, aber von meiner Warte aus bestand ich nur noch aus Gedanken. Ich nahm nichts mehr wahr, was um mich herum vorging; was außerhalb meines Körpers
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