Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction)
hinüber.”
“Das habe ich befürchtet. Aber immerhin erhalten wir jetzt Antworten. Wie aktuell ist das Logbuch?”
“Wenn ich es richtig interpretiere, war das Standardprotokoll noch bis vor wenigen Minuten in Kraft. Der Inhalt des Original-Logbuchs wurde weiterhin kopiert, der Datenstrom lief über eine gesicherte Leitung, die bis vor kurzem intakt war. Da das Kurierboot nie abgelegt hat, bekommen wir also den aktuellen Status geliefert.”
Das wurde ja immer besser. Santana nickte ihrer Kommunikationsoffizierin noch einmal lobend zu, dann nahm sie über ihre Kommandokonsole Zugriff auf den sicheren Speichercluster, in den die Daten kopiert worden waren. Natürlich konnte sie in der kurzen Zeit nicht den gesamten Inhalt studieren, aber sie wollte doch wenigstens wissen, wie es zu dem Debakel gekommen war und wer von der Kommandobrückencrew noch lebte.
Sie rief jenen Zeitpunkt ab, bevor die Schadensmeldungen in die Höhe geschossen waren. Entsetzt starrte sie auf die Sensorbilder mehrere Parlidenschiffe, deren Architektur und Signatur ähnlich jener der Transitionskreuzer waren, die Sarah McCalls Leute einsetzten. Eine Transitionsmine, begriff sie kurz darauf. Grundgütiger.
Es glich einem Wunder, dass die Parliden ihr System noch nicht mit diesen Dingern zugepflastert hatten. Vermutlich gab es nur Prototypen, was der HYPERION trotzdem zum Verhängnis geworden war.
Als Santana die Aufzeichnung der Brückenkameras abrief, konnte sie das Geschehene erst nicht interpretieren. Schnell griff sie in ein Fach an ihrer Konsole und zog ein Headset hervor. Sie streifte es über und aktivierte den Audiofeed. Kurz darauf wurde sie Zeuge, wie E.C. Christopher Johnston die Wahrheit über die Kommandochips enthüllte und die Bombe im Schädel von Commander Noriko Ishida hochgehen ließ.
Sie zwang sich zur Ruhe, verriet mit keiner Regung, was sie gerade sah. Als sie die Aufzeichnung abschaltete, war ihr übel. Wenn sie tatsächlich alle eine solche Nano-Sprengladung in ihrem Kopf mit sich herumtrugen … Ihr wurde ganz anders.
“Alles in Ordnung, Ma’am?”, fragte ihre erste Offizierin.
“Natürlich.” Aber wenn ich Sjöberg jemals in die Finger kriege, dann stopfe ich ihm die Energiezelle eines Pulsers in den Mund und schaue zu, wie sie hochgeht. Die arme Ishida.
Während der Dreadnought weiter auf sein Ziel zuflog, hing Santana ihren Gedanken nach. Die Zeit verging viel zu schnell. Kirby hatte längst die Gefechtsprotokolle aktiviert, in den Skinsuits steckte die gesamte Kommandobrückencrew schon lange.
“Ma’am, wir erreichen die HYPERION”, meldete Özenir schließlich.
“Traktorstrahl wird etabliert”, fügte Bellflair hinzu. “Verbindung stabil.”
“Gut.” Santana atmete auf. “Lieutenant Özenir, bringen Sie uns so schnell es geht in den Phasenraum.”
Eine Erschütterung erfasste den Dreadnought. Sie hatte nur darauf gewartet. Die Parliden waren heran.
*
Maschinenraum der HYPERION, kurz zuvor
Lieutenant Commander Lukas Akoskin hatte alles abgestreift, was ihn zurückhielt. Während er wieder zu der tödlichen Waffe des Ketaria-Bundes wurde, die er so lange Zeit gewesen war, ließ er sich von der Energie seines Leibes und dem Instinkt des Assassinen in ihm leiten.
Als er den Maschinenraum betrat, war bereits ein Kampf im Gange. Die meisten Techniker kauerten waffenlos hinter irgendwelchen Maschinenblöcken und warteten darauf, dass der Schusswechsel vorüberging.
Lieutenant Tim Cahill stürmte gerade hinter einen jener Blöcke und hob seine Waffe. Lieutenant Will Nolan kam in die Höhe und folgte ihm. Hinter dem Block rief er: “Nein!”
Die übrigen Geißelnehmer hatten sich im hinteren Segment verteilt, der Lift zur oberen Sektion war deaktiviert, ebenso das Schott zur Antriebssektion geschlossen. Das machte es überraschend einfach. Noch während zwei der Männer mit grimmigen Gesichtern die Waffen hoben, aktivierte Lukas seinen Pulser. Die Schüsse trafen exakt. Da ein Betäubungsschuss immer mal wieder nur einzelne Teile des Körpers betäubte - oder zu langsam wirkte - hatte er sich mit großem Bedauern dazu entschlossen, letal vorzugehen. Die beiden Männer sanken tot zu Boden. Die Frau reagierte taktisch klüger. Sie warf sich zur Seite, rollte ab und ging hinter einer Konsole in Deckung. Lukas wich zwei ihrer Schüsse aus, bevor er sich bewusst dem Dritten aussetzte. Dank seiner bionischen Nerven konnte der Betäubungsschuss ihm nichts anhaben. Trotzdem sank er zu Boden
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