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Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction)

Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction)

Titel: Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Suchanek
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sahen sich als friedvolle Beobachter, während es Ketarias nicht ausreichte, schweigend mit anzusehen, was andere taten. Er wollte selbst lenken, erschaffen, zerstören.
    Lukas hatte die Technik in seinem Körper, die winzigen Nano-Fäden, Muskelerweiterungen und bionischen Speichercluster seit seiner Abkehr vom Bund nicht mehr benutzt, diese schlicht und ergreifend deaktiviert. Sie dienten nur einem Zweck: dem Töten. Doch heute hatte er genug vom Beobachten. Unschuldige hatten in diesem Kampf weiß Gott genug gezahlt. Es war an der Zeit, dass die Schuldigen an die Reihe kamen.
    Er wirbelte zwischen den Bewaffneten umher und brachte den Tod. Jeder Genickbruch, jeder zertrümmerte Kehlkopf, jedes gebrochene Rückgrat tat ihm in der Seele weh. Er musste sich in Erinnerung rufen, was diese Menschen tun wollten, was ihre Auftraggeber schon getan hatten.
    Als es zu Ende war, stand nur noch Alpha 365 auf den Beinen. Mit kreidebleichem Gesicht starrte er herüber.
    “Wir sind wohl beide nicht das, was der andere erwartet hat”, sagte Lukas leise. “Ich habe das nur ungern getan.”
    Der Sicherheitschef schluckte und nickte stumm. In seinen Augen stand ein Ausdruck, den Lukas nie wieder hatte sehen wollen: Angst. Alpha 365 hatte Angst vor ihm. So starb also das Bild von Lieutenant Commander Lukas Akoskin, dem Macho und Frauenheld, der gerne flirtete und reihenweise Affären einging. Dem Mann, der mit seinen Kollegen in geselliger Runde auf dem Erholungsdeck saß und an der taktischen Konsole ein Ass war. So wie der Alpha ihn anschaute, würden ihn bald alle anschauen. Denn er war ja nur ein Killer.
    Lukas schüttelte traurig den Kopf. Nach dem heutigen Tag würde nichts mehr so sein, wie es gewesen war. Zumindest das war sicher. Für einen winzigen Moment sehnte er tatsächlich herbei, dass die verfluchte Interlink-Blase irgendeinen verdammten Konverter oder Speicherring durchbrennen ließ und das Schiff in die Luft flog. Wozu focht er Kampf, um Kampf, um Kampf? Damit am Ende doch alles umsonst war und sie ihn als Aussätzigen behandelten, sobald er seine Schuldigkeit getan hatte?
    Der Moment verging und Lukas erinnerte sich an das herzliche Lachen von Lieutenant Commander Tess Kensington, mit der er auf dem Erholungsdeck ihre Beförderung gefeiert hatte. Er erinnerte sich an Lieutenant Sarah McCall, mit der er stundenlang in der Sporthalle trainierte hatte. An Captain Cross, der ihn bei jeder Partie Eriin-6 schlug, aber immer sofort eine Revanche anbot. Und dann dachte er an Doktor Irina Petrova, die von den Männern der I.S.P. direkt von der Krankenstation geholt worden war. Ohne Prozess, ohne ein Lebenszeichen war sie einfach verschwunden. Eines Tages wollte er ihr Schicksal klären und das konnte er nur, wenn er und alle anderen überlebten.
    Der Moment verstrich.
    Mit bedächtigen Schritten ging er zum Maschinenraum.
    “Was haben Sie vor?”, fragte Alpha 365.
    “Ich werde es beenden.”
    “Aber die bringen Sie um.” Nach einem kurzen Stirnrunzeln und einem Blick auf die Toten fügte er hinzu: “Vielleicht auch nicht. Werden Sie sie töten?”
    “Nicht, wenn es sich vermeiden lässt”, erwiderte Lukas. “Doch wenn ich einmal loslege, ergibt eines das andere. Die Kampftechnik des Ketaria-Bundes ist nicht darauf ausgelegt, zu betäuben. Wir sind Assassinen”, erwiderte er bitter. “Nolan und seine Leute werden eine Chance erhalten. Aber nur eine.” Bei diesen Worten leitete er die Überbrückung ein, worauf das Schott zur Seite fuhr.
    Er hoffte inständig, dass diese Idioten es nicht drauf ankommen ließen. Als ihm die ersten Pulserschüsse entgegenkamen, fühlte er Bedauern und den altbekannten seelischen Schmerz. Er wusste, wie es ausgehen würde, noch während er nach vorne sprang und zwei Schüssen auswich. Sein Pulser verschoss flirrende Partikelwolken. Sein Körper brachte den Tod.

    *

    Dreadnought TORCH, Algethi-System, Kommandobrücke, 20. Juni 2266, 00:30 Uhr

    Admiral Santana Pendergast starrte auf den Holotank und versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln. In etwa eineinhalb Stunden erreichten sie die HYPERION.
    “Ich hätte nicht gedacht, dass wir sie hier wirklich finden”, sagte Fähnrich Bai Yun von der Sensorkonsole. “Und wenn ich die eingehenden Daten korrekt deute, stimmen auch die übrigen Informationen, die wir erhalten haben: Die Heimatwelt der Parliden wird von einer Fusionsreaktion zerfressen.” Der hagere Mann mit den rotblonden Haaren entstammte dem koreanischen Sektor der Erde.

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