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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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das Erwünschte gehört habe. Deshalb raucht er so hastig.
    »Du hältst mich wohl zum Narren, du Hurenbock, du Scheißalbaner!« schreie ich außer mir. »Ich hänge dir sämtliche unaufgeklärten Morde an, in die albanische Penner in den letzten drei Jahren verwickelt waren. Da kriegst du lebenslänglich, und außerdem scheiß ich auf deinen Berisha!«
    »Ich drei Jahre nicht hier. Ich kommen –«, er hält inne, weil er den Ausdruck für ›letztes Jahr‹ nicht kennt und nach einem anderen Wort sucht. »Ich kommen zweiundneinzig«, ergänzt er – zufrieden, daß er die sprachliche Hürde genommen hat. Jetzt hält er seine Hände unter dem Tisch verborgen, damit ich nicht mehr an die Zigarette denke.
    »Und wie willst du das beweisen? Mit deinem Paß, du Arschgeige?«
    Plötzlich stürze ich auf ihn los, packe ihn am Kragen und reiße ihn in die Höhe. Darauf war er nicht vorbereitet. Seine Hände knallen gegen die Unterkante des Tisches, und die Zigarette fällt ihm aus den Fingern. Er wirft einen flüchtigen, besorgten Blick auf die Zigarette unter dem Tisch, danach richtet er ihn beunruhigt auf mich. Der Kriminalbeamte tritt mit einem genüßlichen Grinsen die Zigarette aus. Kluger Junge, er hat die Sachlage erfaßt.
    »Du bist illegal nach Griechenland eingereist, du tauchst in keiner Statistik auf, hast weder Visum noch Einreisestempel. Du bist ein absolutes Nichts. Wenn du verschwindest, fragt keiner, was aus dir geworden ist. Niemand hat dich je gesehen und je gekannt, weil du überhaupt nicht existierst! Du existierst überhaupt nicht, hörst du?«
    »Ich wegen Frau kommen«, sagt er erschrocken, während ich ihn hin- und herschüttle.
    »Du warst scharf auf sie, was?« Ich lasse ihn wieder auf den Stuhl fallen.
    »Ja.«
    »Deshalb hast du dich den ganzen Tag vor dem Haus herumgetrieben. Du wolltest sie aufs Kreuz legen, aber sie hat dir nicht aufgemacht.«
    »Ja«, wiederholt er und lächelt zufrieden, weil ich psychologisch ins Schwarze getroffen habe.
    »Und weil sie dir nicht geöffnet hat, hast du rot gesehen, bist in der Nacht eingedrungen und hast die beiden abgeschlachtet!«
    »Nein!« schreit er voll Furcht auf.
    Ich sitze auf meinem Stuhl und blicke ihm in die Augen. Ich sage nichts und lasse ein wenig Zeit vergehen. Er kann sich mein Schweigen nicht erklären, und seine Angst wächst. Glücklicherweise merkt er nicht, daß ich mich in eine Sackgasse manövriert habe. Was soll ich jetzt mit ihm anfangen? Soll ich ihm die Essensration entziehen? Das geht ihm am Arsch vorbei, denn er ißt ohnehin nur alle drei Tage. Soll ich zwei durchtrainierte Hünen herbeordern, die ihm die Fresse polieren? Der hat schon so viel Schläge eingesteckt in seinem Leben, der nimmt sein Schicksal ohne zu murren hin und läßt den lieben Gott einen guten Mann sein.
    »Hör zu«, meine ich ruhig und sanft. »Alles, was wir jetzt besprochen haben, schreibe ich auf, und du setzt deine Unterschrift drunter. Dann laß ich dich in Ruhe.«
    Er sagt nichts. Er sieht mich nur unentschlossen und zweifelnd an. Das Gefängnis schreckt ihn nicht. Er hat einfach nur gelernt, mißtrauisch zu sein. Er glaubt nicht daran, daß das Übel eines Tages ein Ende hat und er aufatmen kann. Er fürchtet, wenn ihm das eine Delikt nachgewiesen wird, dann wird ihm sogleich ein zweites und ein drittes in die Schuhe geschoben. So war das immer gewesen in seinem Leben.
    Ich muß wohl noch etwas nachhelfen, um ihn zu überzeugen. »Im Endeffekt geht’s dir im Gefängnis gar nicht schlecht«, sage ich in freundschaftlichem Plauderton zu ihm. »Da hast du dein eigenes Bett, dreimal Essen am Tag, und alles gratis. Du tust nichts, und trotzdem ist für dich gesorgt, so wie früher bei euch daheim. Und wenn du schlau bist, dann schließt du dich in kürzester Zeit einer Bande an und sackst auch noch Gewinn ein. Das Gefängnis ist der einzige Ort, an dem keine Arbeitslosigkeit herrscht. Mit ein bißchen Grips kommst du da mit einer Menge Ersparnisse wieder raus.«
    Er blickt mich unausgesetzt stumm an. Nur in seinem Auge blitzt ein Funke auf, als ob ihm die Idee gefiele. Ich sage jedoch nichts. Ich weiß, daß er darüber nachdenken will, und stehe auf. »Du mußt mir nicht sofort antworten«, meine ich. »Überleg es dir, und wir sprechen morgen darüber.«
    Während ich zur Tür gehe, sehe ich, daß der Kriminalbeamte ihm noch eine Marlboro anbietet. Diesen Jungen muß ich in meine Abteilung versetzen lassen und in meine Obhut nehmen.
    Vor meinem

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