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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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war erst seit wenigen Tagen bei der Wache, doch er hatte be-
    reits ein wichtiges Prinzip erkannt: Wer sich auf der Straße befand, brach praktisch automatisch das eine oder andere Gesetz. Ein Polizist, der sich mit einem Zivilisten die Zeit vertreiben möchte, kann ihm zahlreiche
    Delikte zur Last legen: von »verdächtiges Verhalten« über »Behinderung«
    bis zu »unbefugter Aufenthalt und falsche(s) Far-
    be/Form/Spezies/Geschlecht«. Wer nicht floh, obgleich sich Detritus mit ziemlich hoher Geschwindigkeit näherte, konnte aufgrund der
    Dummheitsverordnung von 1581 zur Rechenschaft gezogen werden,
    überlegte Knuddel. Doch die beiden Wächter verfolgten den Mann, weil
    er floh, und der Mann floh, weil ihn zwei Wächter verfolgten.

    Mumm trank Kaffee und betrachtete das Objekt, das er auf dem Dach
    gefunden hatte.
    Es sah aus wie eine kurze Panflöte mit sechs Noten, zwischen denen es
    überhaupt keinen Unterschied gab. Die einzelnen kurzen Röhren be-
    standen aus Stahl, und sie waren zusammengeschweißt. An der Seite
    befand sich ein Streifen aus gezacktem Metal wie ein flaches, glatt ge-
    hämmertes Zahnrad. Das ganze Ding roch nach Feuerwerkskörpern.
    Mumm legte es behutsam neben den Tel er.
    Er las Feldwebel Colons Bericht. Offenbar hatte sich Fred Colon viel
    Zeit dafür genommen und häufig in einem Wörterbuch nachgesehen.
    Der Text lautete:
    »Bericht von Fwbl. F. Colon. Ungef. 10 Uhr morgens, heute, 15. Au-
    gust, habige ich in Begleitung von Korporal, C. W. St. J. Nobbs, die
    Gilde der Narren und Witzbolde in der Gottesstraße besuchet, wo wir
    sprachen mit dem Clown Boffo, der meinte, Clown Beano, der corpus
    derelicti, sei definitief von ihm, Clown Boffo, gesehen worden, und zwar am vorherigen Morgen kurz nach der Explosion. (Das ist meiner Meinung nach völlig irre, weil der Bursche zum gefraglichen Zeitpunkt
    schon seit zwei Tagen tot war, Kpl. C. W. St. J. Nobbs stimmet mir da-
    zu, woraus folgt, hier erzählt jemand Kwatsch, man traue nie jeman-
    dem, der sich seinen Lebensunterhalt verdienet, indem er dauernd auf
    den eigenen Arsch fäl t.) Im Anschlusse daran sprachen wir mit Herrn
    Weißgesicht und er gab uns fast das derriere velocite. Wir gewwannen den Eindruck, damit meine ich mich selbst und Kpl. C. W. St. J. Nobbs,
    daß die Narren glauben, die Assassinen steckigen dahinter, aber den
    Grund kennen wir nicht. Außerdem hat uns der Clown Boffo aufge-
    fordert, nach Beanos Nase zu suchen, aber er hatte eine Nase, als wir
    ihn hier sahen, und deshalb fragten wir Clown Boffo, meinst du eine
    falsche Nase aus Pappe oder so, und er antwortete, nein, ich meine ei-
    ne richtige, und jetzt haut ab. Woraufhin wir hierher zurückkehrten.«

    Nicht ohne Mühe fand Mumm heraus, was derriere velocite bedeutete. Die Sache mit der Nase erschien ihm wie ein Rätsel, das in einem Geheimnis
    oder in Colons Handschrift verborgen war, was auf dasselbe hinauslief.
    Warum sol ten sie nach einer Nase suchen, die überhaupt nicht fehlte?
    Der Hauptmann nahm sich Knuddels Bericht vor. Der Zwerg hatte die
    Buchstaben eher gemalt als geschrieben. Er schien eher an Runen ge-
    wöhnt zu sein. Und an Epen.
    »Hauptmann Mumm, hiermit sol erzählt werden die Chronik von mir,
    Obergefreiter Knvddel. Strahlend war der Morgen und leicht vnsere
    Herzen, als wir vns begaben zvr Alchimistengilde, wo sich die Erei-
    gnisse so zvtrvgen, wie ich sie nvn besingen werde. Dazv gehören avch
    explodierende Kvgeln. Was betreffet die Mission, mit der wir beavf-
    tragt wvrden: Man teilte vns mit, daß der beiliegende Zettel (beiliegend) avfweist die Handschrift von Leonard da Qvirm, der vnter mysteriösen
    Vmständen verschwand. Die Schriftzeichen geben Avskvnft, wie man
    das sogenannte Pvlver Nvmmer Eins herstel t, das man bei Fever-
    werkskörpern verwendet. Der Alchimist Herr Silberfisch gab zvr
    Avskvnft, daß alle Alchimisten über besagtes Pulver Bescheid wissen.
    Am Rande isset darüber hinavs eine Zeichnvng vom Gfähr, ich habe
    meinen Vetter Schnapptopf nach Leonard gefragt, er kennt ihn, weil er
    ihm Farbe verkavfte, vnd er – mein Vetter – erkannte die Handschrift
    ebenfalls vnd meinte, Leonard schrieb immer rückwärts, weil er ein
    Dschenie war. Ich habe selbiges hiermit kopiert.«

    Mumm ließ die Blätter sinken und legte das Objekt aus Metall darauf.
    Dann griff er in die Tasche und holte zwei Bleiklumpen hervor.

    Der urbane Troll auf dem Dach hatte von einem Stock gesprochen.
    Mumm betrachtete die Skizze. Sie

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