Helle Barden
samtenen Gewand.‹ So steht’s in eurer Satzung. Die offizielle Garde-
robe des Oberhauptes der Bettlergilde. Vermutlich konnte deine Zofe
der Versuchung nicht widerstehen – Nimmer Niedlich wol te sehen, wie
sie mit dem Gewand aussieht. Die richtige Kleidung, aber die falsche Person.«
Molly hob die Hand zum Mund und riskierte damit eine mittelschwere
Vergiftung.
»Die Assassinen?«
Karotte schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Sie töten gern
aus der Nähe. Sie legen großen Wert auf engen Kontakt zu ihren Kun-
den«, fügte er hinzu.
»Was soll ich jetzt machen?«
»Zunächst sol test du dafür sorgen, daß deine Zofe bestattet wird.« Er-
neut drehte Karotte das Stück Metal . Anschließend roch er daran.
»Feuerwerkskörper«, sagte er.
»Ja«, bestätigte Angua.
»Und was wollt ihr machen?« fragte Königin Molly. »Ihr seid doch Wächter! Was geht hier vor? Und was gedenkt ihr dagegen zu unternehmen?«
Knuddel und Detritus patrouillierten durch die Fleißige Straße. Dort gab
es viele Gerbereien, Ziegelöfen und Holzlager. Dieser Teil von Ankh-
Morpork hatte nicht den Ruf, besonders schön oder interessant zu sein,
und Knuddel argwöhnte, daß man sie gerade deshalb hierhergeschickt
hatte, »um die Stadt besser kennenzulernen«. Feldwebel Colon wol te sie
aus dem Weg haben. Für ihn sah in ihrer Gegenwart al es unordentlich
aus.
Stiefel klickten. Detritus’ Knöchel knirschten über den Boden. Anson-
sten blieb alles still.
Schließlich sagte Knuddel: »Ich möchte, daß du folgendes weißt: Mir
gefällt’s ebensowenig wie dir, daß ausgerechnet wir beide ein Streifen-
team bilden.«
»Genau!«
»Aber wenn wir das Beste daraus machen wollen, müssen sich einige
Dinge ändern, klar?«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel ist es lächerlich, daß du nicht einmal zählen kannst. Ich
weiß, daß Trol e zählen können. Warum du nicht?«
»Kann zählen!«
»Wie viele Finger zeige ich dir?«
Detritus schielte auf Knuddels Hand.
»Zwei?«
»Na schön. Und wie viele sind es jetzt ?«.
»Zwei. Und noch einer.«
»Zwei und noch einer ergibt…?«
Panik erschien auf Detritus’ Miene. Er wähnte sich plötzlich im Laby-
rinth der höheren Mathematik.
»Zwei und noch einer ergibt drei.«
»Zwei und noch einer ergibt drei.«
»Und jetzt?«
»Zwei und zwei.«
»Das sind vier .«
»V-vier.«
»Wie viele Finger sind’s diesmal ?«
Knuddel zeigte acht.
»Zweivier.«
Der Zwerg runzelte überrascht die Stirn. Er hatte eine andere Antwort
erwartet, wie »viele« oder »eine Menge«.
»Was meinst du mit ›zweivier‹?«
»Zwei und zwei und zwei und zwei.«
Knuddel neigte den Kopf zur Seite.
»Hmm«, sagte er. »Na schön. Normalerweise nennt man zweivier acht .«
»Ackt.«
Knuddel bedachte Detritus mit einem kritischen Blick. »Weißt du…
vielleicht bist du gar nicht so dumm, wie du aussiehst. Was ohnehin
kaum möglich sein dürfte. Laß uns darüber nachdenken. Besser gesagt:
Ich denke darüber nach, und du hilfst mir dabei, wenn du die richtig
Worte gelernt hast.«
Mumm knal te die Tür des Wachhauses hinter sich zu. Feldwebel Colon
sah vom Schreibtisch auf und wirkte recht zufrieden.
»Was ist geschehen, Fred?«
Colon holte tief Luft.
»Interessante Dinge haben sich zugetragen, Hauptmann. Nobby und
ich… wir haben ermittelt. Bei der Narrengilde. Es ist alles notiert. Ich meine, ich hab’ al es aufgeschrieben. Hier. Ein richtiger Bericht.«
»Gut.«
»Ich meine, ich hab’s aufgeschrieben. Mit Satzzeichen und allem.«
»Ausgezeichnet.«
»Kommas und Punkte und so.«
»Es wird mir bestimmt gefallen, Fred.«
»Und die… und Knuddel und Detritus haben ebenfal s Dinge heraus-
gefunden. Auch Knuddel hat einen Bericht geschrieben. Er enthält al er-
dings nicht so viele Satzzeichen wie meiner.«
»Wie lange habe ich geschlafen?«
»Sechs Stunden.«
Mumm versuchte, in seinem Denken Platz für Neues zu schaffen. Es
wollte ihm nicht recht gelingen.
»Ich muß mir den Magen fül en«, sagte er. »Mit Kaffee oder so. Dann
sieht die Welt hoffentlich etwas besser aus.«
Wenn jemand in der Fleißigen Straße unterwegs gewesen wäre, hätte er
einen Zwerg und einen Troll gesehen, die sich aufgeregt anschrien.
»Zwei-zweiunddreißig, und acht, und eins!«
»Na bitte! Aus wie vielen Ziegeln besteht der Stapel dort?«
Kurze Stille.
»Sechzehn, acht, vier und eins!«
»Denk daran, was ich dir über das Teilen durch acht-und-zwei
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