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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zwischen zwei Präschweinen hervor.
    »Was wir jetzt machen?« fragte Detritus.
    Der Fremde hob einen Stock und hielt ihn wie eine Armbrust.
    Es knallte. Etwas prallte an Knuddels Helm ab.
    Eine steinerne Hand griff nach dem Kopf des Zwergs – Detritus
    schob seinen kleinen Kol egen hinter sich.
    Die Gestalt näherte sich schnell und schoß dabei.
    Detritus blinzelte. In seinem Brustharnisch waren fünf Löcher.
    Der Laufende erreichte die Tür und warf sie hinter sich zu.

    »Hauptmann Mumm?«
    Mumm sah auf. Hauptmann Schrulle und zwei andere Männer von der
    Tagwache standen vor ihm.
    »Ja?«
    »Komm mit uns. Und gib mir dein Schwert.«
    »Was?«
    »Du hast mich verstanden, Hauptmann.«
    » Ich bin’s, Schrulle. Sam Mumm. Was soll der Unfug?«
    »Das ist kein Unfug. Und meine Männer – Männer, hörst du? – sind mit Armbrüsten bewaffnet. Es wäre sehr dumm von dir, Widerstand zu leisten.«
    »Oh. Bin ich verhaftet?«
    »Wir verhaften dich nur dann, wenn du uns nicht begleitest…«

    Der Patrizier saß im Rechteckigen Büro und blickte aus dem Fenster.
    Eine Kakophonie aus vielen Glocken hatte gerade darauf hingewiesen,
    daß es fünf Uhr geworden war, und nun verklang das Läuten.

    schmücken sich mit Titeln, woraus sich schließen läßt, daß sie wissen, wovon sie reden.

    Mumm salutierte. Von hinten betrachtet, sah Vetinari aus wie ein
    fleischfressender Flamingo.
    »Oh, Mumm«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Bitte, komm hierher.
    Und sag mir, was du siehst.«
    Mumm verabscheute Ratespiele, trotzdem trat er an die Seite des Patri-
    ziers.
    Vom Rechteckigen Büro aus konnte man die halbe Stadt überblicken –
    zumindest die Dächer und Türme. Mumms Phantasie besetzte die Tür-
    me mit Männern, die Gfähre hatten. Vetinari wäre ein leichtes Ziel gewe-
    sen.
    »Was siehst du, Hauptmann?«
    »Die Stadt Ankh-Morpork, Herr«, erwiderte Mumm und achtete dar-
    auf, daß sein Gesicht ausdruckslos blieb.
    »An was denkst du dabei, Hauptmann?«
    Mumm kratzte sich am Kopf. Wenn der Patrizier unbedingt ein Spiel
    mit ihm spielen wollte…
    »Nun, Herr, als ich noch ein Kind war, hatten wir eine Kuh, und eines
    Tages wurde sie krank, und ich sollte den Stall in Ordnung bringen…«
    » Ich denke dabei an eine Uhr«, sagte der Patrizier. »Große Räder, kleine Räder. Alles tickt. Die kleinen Räder drehen sich, die großen ebenfal s.
    Sie drehen sich alle unterschiedlich schnell. Der Apparat funktioniert.
    Darauf kommt’s an. Denn wenn er plötzlich defekt wird…«
    Abrupt drehte er sich um und kehrte mit raubtierartigem Gang zum
    Schreibtisch zurück.
    »Manchmal gerät das eine oder andere Sandkorn zwischen die Räder,
    dann drehen sie sich nicht mehr richtig. Ein Sandkorn genügt.«
    Vetinari sah auf und bedachte Mumm mit einem kühlen Lächeln.
    »Das lasse ich nicht zu.«
    Mumm starrte an die Wand.
    »Wenn ich mich recht entsinne, habe ich dich aufgefordert, gewisse
    Dinge zu vergessen, Hauptmann.«
    »Herr.«

    »Was soll ich mit dir anfangen?«
    »Ich weiß es nicht, Herr.«
    Mumm blickte weiterhin zur Wand. Er wünschte sich, Karotte wäre
    zugegen. Der Junge mochte einfach und simpel sein, doch ab und zu
    bemerkte er gerade dadurch Dinge, die andere Leute übersahen. Außer-
    dem übten seine einfachen, simplen Ideen einen großen Reiz aus. Zum
    Beispiel das mit den Polizisten. Während sie einmal in der Straße der
    Geringen Götter patrouillierten, hatte Karotte gefragt: »Weißt du, woher
    das Wort Polizist stammt, Hauptmann?« Mumm verneinte, worauf Ka-
    rotte erläuterte: »Früher gebrauchte man das Wort ›Polis‹ für ›Stadt‹, und daher bedeutet ›Polizist‹ in etwa ›Mann der Stadt‹. Nur wenige Leute wissen das. Darüber hinaus beschreibt der Begriff auch das angemessene
    Verhalten einer Person, die in einer Stadt lebt. Mit anderen Worten: Ein Polizist sollte höflich und zuvorkommend sein.«
    Mann der Stadt… Karotte steckte vol er solcher Informationen. Zum
    Beispiel hatte Mumm immer geglaubt, daß die Wächter Uniformen tru-
    gen, damit die Bürger die Wächter erkannten. Doch in Wirklichkeit wur-
    den die Wächter von den Uniformen getragen. Wenn jemand die entsprechende Kleidung überstreifte, so wurde er jemand anders – ein Polizist.
    In seiner Freizeit las Karotte Bücher. Das fiel ihm nicht unbedingt
    leicht. Hätte man ihm den Zeigefinger abgeschnitten, wäre er in echte
    Schwierigkeiten geraten. Er las langsam, aber ständig. Und an seinen freien Tagen wanderte er

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