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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Drache ein Auge öffnete und ihn anstarrte.
    »Achwasbistdudochfüreinlieberkerl«, sagte er. »Bestimmt habe ich irgendwo ein Stück Kohle für dich.«
    Der Drache öffnete auch das andere Auge, blinzelte und war plötzlich hellwach. Er legte die Ohren an. Er blähte die Nüstern. Er entfaltete die Flügel. Er holte tief Luft. Säuren gurgelten in seinem Bauch, als sich diverse Ventile öffneten. Seine Brust dehnte sich…
    Mumm prallte in Brusthöhe gegen Karotte und riß ihn zu Boden.
    Im Pferch blinzelte der Drache erneut. Seltsam: Der Gegner war verschwunden. Er hatte ihn in die Flucht geschlagen!
    Er entspannte sich wieder und spie eine große Flamme.
    Mumm nahm die Hände vom Kopf und rollte zur Seite.
    »Warum hast du mich umgestoßen, Hauptmann?« fragte Karotte. »Es bestand doch gar keine Gefahr…«
    »Der Bursche da drin wollte einen Drachen angreifen!« rief Mumm. »Und zwar einen, der nicht zurückwich!«
    Er stemmte sich hoch und klopfte auf Karottes Brustharnisch.
    »Du hast das Ding auf Hochglanz poliert«, stellte er fest. »Der Drache hat sich darin gesehen.«
    »Oh,
das
meinst du«, ließ sich Lady Sybil vernehmen. »Jeder weiß, daß man Spiegel besser von Sumpfdrachen fernhält…«
    »Spiegel«, wiederholte Karotte. »He, die vielen Glassplitter auf dem Boden…«
    »Ja«, bestätigte Mumm. »Jemand zeigte Chubby einen Spiegel.«
    »Der arme Kerl hat versucht, sich selbst zu besiegen«, sagte Karotte. »Und das ist ihm auch gelungen.«
    »Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der nicht ganz richtig im Kopf ist«, meinte Mumm.
    »Ach du meine Güte! Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Aber… Das kann unmöglich stimmen. Nobby war doch die ganze Zeit über bei uns.«
    »Ich spreche
nicht
von Nobby«, sagte Mumm hart. »Was immer er mit einem Drachen anstellen würde – er brächte ihn sicher nicht zur Explosion. Mein Junge, auf dieser Welt gibt es seltsamere Leute als Korporal Nobbs.«
    Auf Karottes Gesicht rangen Faszination und Entsetzen miteinander.
    »Potzblitz«, erwiderte er.
     
    Feldwebel Colon blickte über den Schießstand, nahm den Helm ab und wischte sich Schweiß von der Stirn.
    »Äh, Obergefreite Angua sollte auf weitere Übungen mit dem Langbogen verzichten, bis sie… äh… sich dabei nicht mehr selbst im Weg ist.«
    »Entschuldigung, Feldwebel.«
    Sie drehten sich zu Detritus um, der verlegen hinter einem Haufen zerbrochener Langbögen stand. Armbrüste kamen für ihn nicht in Frage – in den gewaltigen Händen des Trolls wirkten sie wie Haarnadeln. Der Langbogen mußte in seinen Pranken eigentlich eine tödliche Waffe sein. Doch er hatte noch nicht gelernt, die Sehne im richtigen Augenblick loszulassen.
    Detritus zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid«, sagte er. »Bögen keine Trollwaffe sind.«
    »Ha!« entfuhr es Colon. »Und was dich betrifft, Obergefreiter Knuddel…«
    »Ich komme einfach nicht mit dem Zielen zurecht, Feldwebel.«
    »Ich dachte, Zwerge sind berühmt für ihr Kampfgeschick!«
    »Ja, stimmt«, erwiderte Knuddel. »Aber auf anderem Gebiet.«
    »Hinterhalt«, brummte Detritus.
    Wenn ein Troll murmelt, hallt die Stimme selbst von weit entfernten Hauswänden wider.
    Knuddel schnaufte. »Du verdammter Troll! Ich zeige dir, was…«
    »Nun«, sagte Colon rasch, »ich schätze, wir sollten diesen Teil der Ausbildung beenden. Ihr müßt eben… irgendwie zurechtkommen, wenn’s ernst wird.«
    Er seufzte. Feldwebel Colon war kein boshafter Mann, aber er hatte den größten Teil seines Lebens als Soldat und Wächter verbracht, und nun fühlte er sich ausgenutzt. Allein das veranlaßte ihn zu den nächsten Bemerkungen.
    »Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Dauernd streitet ihr euch und zerbrecht die eigenen Waffen… Ich meine, hat das alles einen Sinn? Es ist jetzt fast Mittag. Nehmt euch einige Stunden frei und kehrt heute abend zurück. Wenn ihr glaubt, es sei die Mühe wert.«
    Mit einem leisen
Boing!
ging Knuddels Armbrust los. Der Bolzen raste dicht an Korporal Nobbs’ Ohr vorbei und blieb im Schlamm des Flusses stecken.
    »Entschuldigung«, sagte Knuddel.
    »Ts, ts«, erwiderte Feldwebel Colon.
    Das war das schlimmste. Wenn er den Zwerg wenigstens ordentlich verflucht hätte. Aber er schien nicht zu glauben, daß Knuddel auch nur ein Schimpfwort verdiente.
    Er drehte sich um und verließ den Pseudopolisplatz.
    Die Rekruten hörten einige letzte, gebrummte Worte.
    »Was er gesagt?« fragte Detritus.
    »Tolle
Männer
«, schnaubte Angua und lief rot

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