Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
hatte sich an ihm angesteckt. Wir kümmern uns um alles, dachte Colon betrübt. Wir lassen überhaupt nichts mehr ruhen…
    »Vielleicht hat er einen Knüppel gereinigt, und dabei ging das Ding auf einmal los«, sagte Nobby. Er hatte sich ebenfalls infiziert.
    »Niemand hatte etwas davon, Beano umzubringen«, erwiderte der Clown leise. »Er war immer freundlich und hatte keine Feinde.«
    »Fast keine«, korrigierte Colon.
    Die Bestattungszeremonie ging zu Ende. Die Narren, Witzbolde und Spaßvögel kehrten ins Gebäude zurück. In den Zugängen kam es zu erheblichem Gedränge. Es tutete immer wieder, und dauernd stolperten die Trottel. Der Anblick hätte einen glücklichen Mann an einem schönen Morgen im Frühling dazu bringen können, sich die Pulsadern aufzuschneiden.
    »Ich weiß nur eins.« Boffo sprach jetzt noch leiser. »Als ich ihm gestern begegnete, sah er… seltsam aus. Ich rief seinen Namen, als er durchs Tor ging, und…«
    »Was soll das heißen, seltsam?« fragte Colon. Ich ermittle, dachte er in einem Anflug von Stolz. Die Leute helfen mir bei den Nachforschungen. Erstaunlich.
    »Ich weiß nicht recht. Er wirkte irgendwie komisch. Nicht ganz wie er selbst…«
    »Und das war gestern?«
    »Ja. Morgens. Ich bin mir deshalb so sicher, weil die Torwache…«
    »
Gestern
morgen?«
    »Das habe ich gesagt. Nun, wir waren alle ein wenig nervös nach dem Knall…«
    »Bruder Boffo!«
    »O nein…«, stöhnte der Clown.
    Eine Gestalt schritt ihnen entgegen. Eine schreckliche Gestalt.
    Es gab keine lustigen Clowns – sie sollten überhaupt nicht lustig sein. Die Leute lachten über Clowns, aber nur aus Nervosität. Wenn man Clowns beobachtet hatte, erschien einem anschließend alles besser. Genau darum ging’s: Es war angenehm zu wissen, daß jemand noch ärmer dran war als man selbst. Es muß jemanden geben, dem es von allen am schlechtesten geht.
    Aber selbst Clowns haben vor etwas Angst: vor dem Clown mit dem weißen Gesicht. Er wird nie von irgendwelchen Sahnetorten getroffen. Er trägt glänzend weiße Kleidung, und seine kalkweiße Miene bleibt immer völlig unbewegt. Er hat einen spitzen Hut, dünne Lippen und noch dünnere Brauen.
    Herr Weißgesicht.
    »Wer sind diese Herren?« fragte er.
    »Äh…«, begann Boffo.
    »Wir sind von der Nachtwache«, stellte sich Colon vor und salutierte.
    »Und warum seid ihr hier?«
    »Wir ermitteln wegen des fatalen Todes des Clowns Beano«, sagte Colon.
    »Ich glaube, dafür ist die Gilde zuständig, Feldwebel. Findest du nicht auch?«
    »Nun, man fand ihn im…«
    »Ich bin sicher, daß wir die Wache nicht damit belästigen müssen«, meinte Herr Weißgesicht.
    Colon zögerte. Er hätte sogar eine Begegnung mit Professor Kreuz vorgezogen. Von den Assassinen
erwartete
man wenigstens, daß sie unangenehm waren. Außerdem unterschieden sich Clowns kaum von Pantomimen.
    »Nun, es war ganz offensichtlich ein Unfall, nicht wahr?« sagte er.
    »In der Tat«, bestätigte der oberste Clown. »Bruder Boffo führt euch jetzt zur Tür. Und dann wird er sich bei mir melden. Hat er verstanden?«
    »Ja, Herr Weißgesicht«, sagte Boffo.
    »Was stellt er mit dir an?« fragte Nobby, als sie zum Tor gingen.
    »Wahrscheinlich hält er einen Hut mit weißer Tünche für mich bereit«, antwortete Boffo. »Und mit ein wenig Glück bekomme ich eine Torte ins Gesicht.«
    Er öffnete die Tür.
    »Viele von uns sind sehr verärgert«, flüsterte er. »Ich weiß gar nicht, warum die Mistkerle ungeschoren davonkommen sollen. Wir sollten zu den Assassinen gehen und es ihnen ordentlich zeigen.«
    »Warum die Assassinen?« fragte Colon. »Warum sollten sie einen Clown umbringen?«
    Boffo schnitt eine schuldbewußte Miene. »Ich habe nichts gesagt.«
    Colon sah ihn durchdringend an. »Eins steht fest, Herr Boffo: Hier tragen sich seltsame Dinge zu.«
    Der Clown sah sich um, als rechnete er jeden Augenblick mit einer strafenden Sahnetorte.
    »Seine Nase«, sagte er rasch. »Sucht seine Nase. Ach, seine arme Nase!«
    Damit schloß sich die Tür.
    Feldwebel Colon wandte sich an Nobbs.
    »Hatte Beweisstück A eine Nase, Nobby?«
    »Ja, Fred.«
    »Was bedeuten dann die letzten Worte des Clowns?«
    »Keine Ahnung.« Nobby kratzte sich an einem vielversprechenden Furunkel. »Vielleicht meinte er eine falsche Nase. Wie diese roten an Gummibändern, die so lustig sein sollen.« Nobby schnitt eine Grimasse. »Beano hatte keine.«
    Colon klopfte noch einmal an die Tür und trat beiseite, um lustige

Weitere Kostenlose Bücher