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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schlossen sich gegenseitig aus. Aber der Zufall konnte Probleme verursachen.
    Das Gfähr lag auf dem Tisch.
    »Was soll ich mit Mumm machen?«
    Töte ihn.
     
    Angua erwachte. Es war fast Mittag, und sie lag in ihrem Bett in Frau Kuchens Pension. Jemand klopfte an die Tür.
    »Mhm?« fragte sie.
    »Isch weiß nicht«, erklang eine Stimme in Höhe des Schlüssellochs. »Soll ich ihn fortschicken?«
    Angua überlegte rasch. Die anderen Mieter hatten sie darauf hingewiesen. Sie wartete auf einen Hinweis.
    »Oh, danke, Teuerste«, fügte die Stimme hinzu. »Isch hab’s vergessen.«
    Gespräche mit Frau Kuchen erforderten ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit. Ihr Bewußtsein war nur nominell mit dem Gegenwärtigen verbunden.
    Anders ausgedrückt: Frau Evadne Kuchen war ein Medium.
    »Du hast wieder die Vorahnung eingeschaltet, Frau Kuchen«, sagte Angua. Sie schwang die Beine aus dem Bett und griff nach ihren Kleidungsstücken auf dem Stuhl.
    »Wie bitte?« fragte Frau Kuchen von der anderen Seite der Tür.
    »Du hast gerade gesagt: ›Ich weiß nicht. Soll ich ihn fortschicken?‹, Frau Kuchen«, sagte Angua. Kleidung war eins der Probleme. Ein männlicher Werwolf brauchte nur eine kurze Hose und konnte dann behaupten, er hätte gerade sein Lauftraining absolviert.
    »Na schön.« Frau Kuchen hüstelte. »Unten wartet ein junger Mann. Er möchte dich sprechen«, erklärte sie.
    »Wer ist es?« erkundigte sich Angua.
    Einige Sekunden lang war es still.
    »Ja, isch glaube, jetzt haben wir alles«, erwiderte Frau Kuchen. »Entschuldige bitte. Isch bekomme schreckliche Kopfschmerzen, wenn jemand die Konversationslücken nicht richtig füllt. Bist du schon menschlich, Teuerste?« 12
    »Du kannst hereinkommen, Frau Kuchen.«
    Das Zimmer bot nicht viel, von braunen Farbtönen abgesehen: brauner Wachstuchboden, braune Wände, über dem braunen Bett das Bild eines braunen Hirschs, der in einer braunen Moorlandschaft von braunen Hunden gejagt wurde, vor dem Hintergrund eines ungeachtet meteorologischer Fakten braunen Himmels. Hinzu kam ein brauner Kleiderschrank. Wenn man sich einen Weg durch die vielen mysteriösen Mäntel 13 darin bahnte, gelangte man vielleicht in ein magisches Reich mit sprechenden Tieren und Kobolden und dergleichen. Aber vermutlich war es die Mühe nicht wert.
    Frau Kuchen trat ein. Sie war klein und dick, glich ihren Mangel an Größe jedoch durch einen gewaltigen schwarzen Hut aus. Er lief nicht etwa spitz zu wie bei Hexen, sondern trug mehrere ausgestopfte Vögel, Wachsobst und andere dekorative Objekte, die alle schwarz waren. Angua mochte die Vermieterin. Die Zimmer waren sauber 14 und kosteten nicht viel Miete. Außerdem hatte Frau Kuchen Verständnis für Leute, die ein ungewöhnliches Leben lebten und keinen Knoblauch mochten. Ihre Tochter war ein Werwolf, und deshalb wußte sie um den Nutzen von Erdgeschoßfenstern und langen Türklinken, die auch Pfoten handhaben konnten.
    »Er trägt ein Kettenhemd«, sagte Frau Kuchen. In einer Hand hielt sie einen Eimer mit Kies. »Und er hat Seife in den Ohren.«
    »Oh. Äh. Gut.«
    »Isch schicke ihn weg, wenn du möchtest«, bot sich Frau Kuchen an. »Das mache isch immer, wenn hier die falschen Leute aufkreuzen. Damit meine ich insbesondere Burschen mit Pflöcken. Kann sie nicht ausstehen. Und ich mag’s nicht, wenn Besucher mit brennenden Fackeln und Kruzifixen durch die Flure stapfen.«
    »Ich glaube, ich weiß, wer es ist«, sagte Angua. »Ich kümmere mich um ihn.«
    Sie knöpfte ihr Hemd zu.
    »Schließ die Tür, wenn du das Haus verläßt!« rief ihr Frau Kuchen nach, als Angua durch den Korridor eilte. »Isch wechsle jetzt die Erde in Herrn Winkings’ Sarg. Leidet wieder an Rückenschmerzen, der arme Kerl.«
    »Erde?« wiederholte Angua. Sie warf einen Blick über ihre Schulter. »Sieht wie Kies aus.«
    »Hat orthopädische Wirkung.«
    Karotte stand respektvoll in der Tür, den Helm unterm Arm und Verlegenheit im Gesicht.
    »Nun?« fragte Angua nicht unhöflich.
    »Äh. Guten Morgen. Ich dachte, du weißt schon, vielleicht, du hast noch nicht viel von der Stadt gesehen, ich meine. Ich könnte, wenn du möchtest, wenn du nichts dagegen hast, ich meine, wir haben beide dienstfrei, und… ich könnte dir Ankh-Morpork zeigen…«
    Einige Sekunden lang glaubte Angua, etwas von Frau Kuchens Vorahnung habe auf sie abgefärbt. Verschiedene Zukunftsalternativen zeichneten sich vor ihrem inneren Auge ab.
    »Ich habe noch nicht gefrühstückt«, sagte

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