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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herrn Hauptmann juckt’s am Hintern«, erklang eine leise Stimme unter dem Tisch, die nur Angua bewußt wahrnahm.
    »Was hat es denn mit der allgemeinen Situation auf sich?« fragte Feldwebel Colon.
    »Sie betrifft die ganze Stadt«, sagte Schrulle und trat unruhig vom einen Bein aufs andere.
    »Es juckt noch stärker«, suggerierte die Stimme unterm Tisch.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Hauptmann?« erkundigte sich Angua.
    Schrulle schnitt eine Grimasse.
    »Kitzel-kitzel«, ertönte die Stimme. »Wie gern er sich jetzt kratzen würde…«
    »Ich meine, einige Dinge sind wichtig, andere nicht«, erklärte Schrulle. »Aargh!«
    »Bitte?«
    »Kitzel-kitzel, juck-juck.«
    »Ich kann nicht den ganzen Tag hierbleiben und mit euch schwatzen«, sagte Schrulle. »Melde dich. Morgen nachmittag. Bei. Mir.«
    »Juck-juck-
juck

    »Und keeehrt!«
    Die Tagwächter eilten hinaus, und Schrulle hüpfte ihnen hinterher, wobei er seinen Allerwertesten verzweifelt von einer Seite zur anderen drehte.
    »Er schien es plötzlich sehr eilig zu haben«, stellte Karotte fest.
    »Ja«, pflichtete ihm Angua bei. »Warum nur?«
    Sie sahen sich an.
    »Sollte das tatsächlich das Ende der Nachtwache sein?« fragte Karotte.
     
    In der Bibliothek der Unsichtbaren Universität ist es für gewöhnlich sehr still. Hier und dort ertönt das Geräusch schlurfender Schritte, verursacht von Zauberern, die an den Regalen entlangwandern. Gelegentlich wird die akademische Stille von einem Hustenanfall unterbrochen. Es kann auch geschehen, daß in der Ferne ein schnell verhallender Schrei erklingt, ausgestoßen von einem magischen Studenten, der die alten thematurgischen Bücher nicht mit der notwendigen Vorsicht behandelt hat.
    Man denke an Orang-Utans.
    In allen mit ihrer Existenz geehrten Welten argwöhnt man, daß sie sprechen können und nur deshalb stumm bleiben, damit sie nicht von den Menschen zur Arbeit gezwungen werden, womöglich beim Fernsehen. Die Wahrheit lautet: Orang-Utans können tatsächlich sprechen. Allerdings reden sie ausschließlich in Orang-Utan. Und die Menschen hören in Verwirrung zu.
    Für eine bessere Kommunikation hatte der Bibliothekar der Unsichtbaren Universität unilateral beschlossen, ein Wörterbuch der Sprachen Orang-Utan/Menschlich zu schreiben. Schon seit drei Monaten mühte er sich.
    Die Arbeit fiel ihm nicht leicht. Bisher war er nur bis »Ugh« 24 gekommen.
    Derzeit weilte er im Archiv und genoß die dort herrschende Kühle.
    Plötzlich sang jemand.
    Ein Mensch hätte jetzt vielleicht darauf hingewiesen, daß er seinen Ohren nicht traute. Orang-Utans sind da viel vernünftiger: Wenn man nicht mal den eigenen Ohren trauen kann, welchen dann?
    Jemand sang, und zwar im Boden. Besser gesagt: Jemand versuchte zu singen.
    Die chthonischen Stimmen klangen etwa so:
    »Dlog, glod, Dlog, glod…«
    »Jetzt hör mal, du… Troll! Das Lied ist doch ganz einfach! Es heißt ›Gold, Gold, Gold, Gold‹.«
    »Gold, Gold, Gold, Gold…«
    »Nein! Das ist die
zweite
Strophe!«
    Ein anderes Geräusch deutete darauf hin, daß in regelmäßigen Abständen Erde bewegt wurde.
    Der Bibliothekar überlegte eine Zeitlang. Ein Zwerg und ein Troll. Er zog beide Spezies den Menschen vor. Beide lasen nicht viel. Natürlich sprach sich der Bibliothekar im allgemeinen sehr fürs Lesen aus, aber Leser im besonderen gingen ihm auf die Nerven. Er sah etwas…
Frevler
i
sches
darin, wenn irgendwelche Leute Bücher aus den Regalen nahmen und die niedergeschriebenen Worte durch Lesen abnutzten. Ihm gefielen Personen, die Bücher liebten und respektieren. Dieser Respekt kam seiner Meinung nach am besten dadurch zum Ausdruck, daß man die Bücher in den Regalen ließ.
    Die dumpfen Stimmen schienen näher zu kommen.
    »Gold, Gold, Gold…«
    »Jetzt singst du den Refrain!«
    Es gab allerdings auch Regeln des Anstands bezüglich des Betretens einer Bibliothek.
    Der Bibliothekar watschelte zu den Regalen und griff nach dem von Buckeltulpe verfaßten Werk »Wie man Insekten tötet«, das erbauliche zweitausend Seiten umfaßte.
     
    Benommenheit umhüllte Mumm, als er durch die Teekuchenstraße ging. Er spürte, daß ein innerer Mumm gewissermaßen aus vollem Halse schrie, doch er schenkte ihm keine Beachtung.
    In Ankh-Morpork konnte man kein guter Polizist sein und gleichzeitig bei Verstand bleiben. Ein guter Polizist beziehungsweise Wächter nahm
Anteil –
in Ankh-Morpork konnte man genausogut eine Dose Fleisch in unmittelbarer Nähe eines Schwarms

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