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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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den Saal der Gesichter. Das ist kein Museum. Natürlich kannst du den Saal besuchen. Dort gibt es keine Geheimnisse. Schreib’s auf, Boffo. Wir sind jederzeit bereit, dir den Saal zu zeigen, Korporal.«
    »Herzlichen Dank, Herr Weißgesicht.«
    »Jederzeit…«
    »Nun, mein Dienst ist gerade zu Ende«, sagte Karotte. »Und da ich schon einmal hier bin…«
    »Du kannst doch nicht deinen Dienst beenden, während…«, begann Colon. Er beendete den Satz mit einem überraschten »Au«.
    »Wie bitte, Feldwebel?«
    »Du hast mich getreten!«
    »Ich bin dir versehentlich auf die Sandale getreten, Feldwebel. Tut mir leid.«
    Colon versuchte, im Gesicht des jungen Mannes irgendeine verborgene Botschaft zu erkennen. An den schlichten und einfachen Karotte hatte er sich gewöhnt. Aber der komplizierte Karotte… Es mußte genauso entnervend sein, wenn man von einer Ente überfallen wurde.
    »Nun… äh… wir gehen jetzt, in Ordnung?« schlug er vor.
    »Ja«, erwiderte Karotte und zwinkerte mehrmals. »Jetzt ist alles
klar.
Und ich habe jetzt dienstfrei und sehe mir den Saal an.«
    Er spähte zu den Dächern empor.
    »Oh, gut, freut mich sehr, daß alles
klar
ist«, entgegnete Colon. »Dann können wir ja gehen. Nicht wahr, Nobby?«
    »Oh… äh… ja, wir können gehen, weil alles
klar
ist«, sagte Nobby. »Hast du gehört, Knuddel?«
    »Daß jetzt alles
klar
ist?« vergewisserte sich der Zwerg. »Ja. Es bedeutet, daß wir gehen können. Meinst du nicht auch, Detritus?«
    Detritus stützte sich mit den Fingerknöcheln auf dem Boden ab und starrte ins Leere: die typische Haltung eines Trolls, der auf den nächsten Gedanken wartet.
    Die Silben seines Namens sorgten dafür, daß ein Neuron widerstrebend aktiv wurde.
    »Was?« brummte Detritus.
    »Es ist alles
klar

    »Was sein klar?«
    »Alles. Du weißt schon. Herrn Hammerhocks Tod und der ganze Rest.«
    »Tatsächlich sein klar?«
    »Ja!«
    »Oh.«
    Detritus dachte eine Zeitlang darüber nach und kehrte in die Apathie zurück.
    Bis ein weiteres Neuron aktiv wurde.
    »Gut«, sagte er.
    Knuddel beobachtete ihn einige Sekunden.
    »Das wär’s«, murmelte er schließlich. »Mehr hören wir nicht von ihm.«
    »Ihr seht mich bald wieder«, versprach Karotte der Truppe. »Können wir jetzt mit der Tour beginnen, Herr Weißgesicht?«
    »Meinetwegen«, erwiderte der Oberclown. »Schaden kann es nicht. Zeig Korporal Karotte den Saal, Boffo.«
    »Sehr wohl«, erwiderte der kleine Clown.
    »Als Clown hat man sicher einen tollen Job«, spekulierte Karotte.
    »Hat man das?«
    »Ich meine, ist sicher sehr lustig.« Boffo lächelte schief.
    »Nun… manchmal hat es auch seine guten Seiten, ein Clown zu sein.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
     
    »Hast du oft Wachdienst?« fragte Karotte im Plauderton, als sie durchs Gebäude der Narrengilde schlenderten.
    »Ha!« antwortete Boffo. »Praktisch die ganze Zeit über.«
    »Nun, sein Freund, der Assassine… wann kam er zu Besuch?«
    »Du weißt davon?«
    Karotte nickte. »Ja.«
    »Vor etwa zehn Tagen«, sagte Boffo. »Wir müssen hier entlang, am Tortenwurfstand vorbei.«
    »Er hatte Beanos Namen vergessen, wußte jedoch, wo sich seine Kammer befand«, fuhr Karotte fort. »Auch an die Zimmernummer erinnerte er sich nicht, dennoch kannte er den Weg.«
    »Stimmt«, bestätigte Boffo. »Ich nehme an, Herr Weißgesicht hat dir alles erzählt.«
    »Ich habe mit Herrn Weißgesicht gesprochen«, sagte Karotte.
    Angua verstand allmählich, wie Karotte Auskünfte einholte: Er fragte, ohne Fragen zu stellen. Er teilte den Leuten einfach mit, was er dachte oder vermutete, und seine Gesprächspartner füllten die Lücken bei dem Versuch, rhetorisch nicht den Anschluß zu verlieren. Außerdem ließ er sich nie zu einer direkten Lüge hinreißen.
    Boffo öffnete eine Tür und zündete umständlich Kerzen an.
    »Da sind wir. Ich bin für diesen Raum zuständig – wenn ich nicht gerade am blöden Tor Wache halten muß.«
    »Bei den Göttern!« hauchte Angua. »Wie schrecklich.«
    »Ich finde es sehr interessant«, sagte Karotte.
    »Es ist historisch«, erläuterte Boffo.
    »Die vielen kleinen Köpfe…«
    Zahllose Clownsgesichter bildeten lange Reihen in den Regalen. Es sah aus, als hätten Kopfjäger plötzlich einen bizarren Sinn für Humor entwickelt und den Wunsch die Welt zu verbessern.
    »Eier«, sagte Karotte. »Gewöhnliche Hühnereier. Man nimmt ein Hühnerei, bohrt an beiden Enden ein Loch hinein und bläst das Ei aus. Im Anschluß daran malt

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