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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Spiegel und riesige Schminkstifte. Dazu ein Bett, das nur aus einer Decke auf dem Boden zu bestehen schien. Dieser Eindruck täuschte keineswegs. Clowns und Narren wurden von Anfang an dazu erzogen, auf Komfort zu verzichten. Humor war eine sehr ernste Angelegenheit…
    In der Wand war ein Loch, groß genug, daß ein Mensch hindurchpaßte. Daneben waren Ziegelsteine aufgetürmt.
    Dunkelheit lauerte auf der anderen Seite.
    Karotte schob Kopf und Schultern durch die Öffnung. Colon versuchte ihn zurückzuziehen.
    »Das solltest du besser lassen, Junge. Wer weiß, welche schrecklichen Dinge jenseits dieser Wand auf dich warten?«
    »Ich wollte es gerade herausfinden.«
    »Vielleicht ist dort eine Folterkammer. Oder ein Verlies. Oder eine Schlangengrube. Oder was weiß ich.«
    »Es ist ein Schülerzimmer, Feldwebel.«
    »Na bitte.«
    Karotte trat durch das Loch, und seine Geräusche deuteten an, daß er auf der anderen Seite in Bewegung blieb. Die Finsternis der Assassinenkammer umhüllte ihn – eine Dunkelheit, die weniger düster anmutete als das freudlose Zwielicht im Raum des Clowns.
    Kurz darauf erschien Karotte wieder an der Öffnung.
    »Hier hat sich schon seit einer ganzen Weile niemand mehr aufgehalten«, sagte er. »Eine dicke Staubschicht bedeckt den Boden. Fußspuren zeichnen sich darin ab. Die Tür ist geschlossen und verriegelt. Von dieser Seite.«
    Der junge Mann kehrte ins Narrenzimmer zurück.
    »Ich möchte sicher sein, daß ich alles richtig verstehe«, sagte er zu Herrn Weißgesicht. »Beano machte ein Loch in die Wand zur Assassinengilde. Dann brach er auf, um den Drachen explodieren zu lassen? Wie kam er ums Leben? Wer brachte ihn um?«
    »Bestimmt die Assassinen«, sagte Herr Weißgesicht. »Es wäre ihr gutes Recht gewesen. Unbefugtes Eindringen in ein Gildenhaus ist ein schweres Verbrechen.«
    »Hat jemand Beano nach der Explosion gesehen?« erkundigte sich Karotte.
    »Ja. Boffo hatte Wachdienst und erinnert sich genau daran, daß Beano hinausging.«
    »Ist er ganz sicher, daß es wirklich Beano war?«
    Herr Weißgesicht blinzelte.
    »Natürlich.«
    »Wieso?«

»Wieso? Er hat ihn erkannt. Ist doch klar. So identifiziert man Personen. Man sieht sie an und sagt: Das ist der oder die. An-se-hen und er-ken-nen«, betonte das Gildenoberhaupt. »Es war Beano, kein Zweifel. Boffo meint, er habe sehr besorgt gewirkt.«
    »Ah. Gut. Ich habe keine weiteren Fragen. Das heißt, noch eine: Hatte Beano Freunde bei den Assassinen?«
    »Das ist durchaus möglich. Besuche sind bei uns nicht verboten.«
    Karotte sah den Oberclown einige Sekunden an. Dann lächelte er.
    »Na schön. Das wär’s dann wohl.«
    »Wenn er doch nur bei
originellen
Dingen geblieben wäre«, sagte Weißgesicht.
    »Zum Beispiel bei Sahnetorten?« fragte Feldwebel Colon. »Oder bei einem Eimer Tünche über der Tür?«
    »Genau.«
    »Wir gehen jetzt besser.« Karotte wandte sich noch einmal an Weißgesicht. »Ich nehme an, du möchtest keine Anzeige gegen die Assassinengilde erstatten, oder?«
    Herr Weißgesicht gab sich alle Mühe, erschrocken auszusehen, doch das ist nicht leicht, wenn man sich ein breites Grinsen auf den Mund gemalt hat.
    »Was? Nein! Ich meine… wenn ein Assassine in unsere Gilde eingedrungen wäre und etwas gestohlen hätte… dann könnte uns niemand etwas vorwerfen, wenn wir…«
    »Wenn ihr ihm Marmelade aufs Hemd kippt?« fragte Angua.
    »Oder ihm einen Quietschbeutel auf den Kopf haut?« fügte Colon hinzu.
    »Vielleicht.«
    »Nun, über solche Dinge haben allein die Gilden zu befinden«, sagte Karotte. »Ich glaube, wir können jetzt gehen, Feldwebel. Hier gibt’s für uns nichts mehr zu tun. Bitte, entschuldige die Störung, Herr Weißgesicht. Das muß alles sehr schwer für dich gewesen sein.«
    Dem Gildenoberhaupt war die Erleichterung deutlich anzusehen.
    »Oh, schon gut. Hat mich sehr gefreut, euch helfen zu können. Ihr tut doch nur eure Pflicht.«
    Er führte Karotte, Colon und Angua die Treppe hinunter und auf den Hof, wo sich die anderen inzwischen rege unterhielten. Es klirrte und knirschte, als die Wächter Haltung annahmen.
    »Nun…«, sagte Karotte, als sich das Tor vor ihnen öffnete. »Wenn ich noch eine letzte Bitte an dich richten dürfte, Herr Weißgesicht.«
    »Natürlich.«
    »Ich möchte nicht frech oder dreist erscheinen, aber ich war schon immer sehr an Gildenbräuchen interessiert. Wenn mir jemand euer Museum zeigen könnte…«
    »Wie bitte?«
    »Das Clown-Museum.«
    »Oh, du meinst

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