Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Choi
Vom Netzwerk:
sechsstelliges Gehalt von ihm schikanieren zu lassen und neunzig Stunden pro Woche abzurechnen.
    Jemand wie ich.
    »Und, spielen Sie Golf, Fiona?«
    »Nein, Mr Betner, das tue ich nicht.«
    »Nennen Sie mich Jack. Und gut. Dann werden Sie jedes Wochenende hier sein, anstatt auf dem Golfplatz herumzulungern.«
    Nein, ich werde stattdessen arrangierte Dates haben, die mein Vater angeleiert hat.
    Doch es handelte sich um eine Fangfrage, typisch für ein Bewerbungsgespräch in einer Anwaltskanzlei. Unmöglich zu wissen, auf welche Antwort Jack aus war.
    Und es war im Grunde egal.
    Ob ich die Frage nun so oder so beantwortete, Jack wusste bereits, was er sagen würde. Das ist ein Kennzeichen eines großen Anwalts.
    Oh, gut. Ich spiele selbst gern Golf. Was ist Ihr Handicap?
    Oder
    Oh, gut. Dann werden Sie jedes Wochenende hier sein, anstatt auf dem Golfplatz herumzulungern.
    Seine Entscheidung. Er wählte Letzteres, da er jemanden in Keeners Büro stecken musste.
    »Okay, als Nächstes werden Sie mit Steve sprechen, Fiona.«
    Eine Reihe von Gesprächen mit diversen Mitarbeitern. So halten Sie es in großen Kanzleien. Man wird von Anwälten zu Partnern zu Anwälten und an jeden, der gerade frei ist, weitergereicht. Leute, mit denen man in der eigenen Abteilung zusammenarbeiten wird. Leute, die man nie im Leben wiedersehen wird. Jeder bekommt die Gelegenheit, einen mit dümmlichen Fragen zu löchern und zu entscheiden, ob man das ist, was sie als »passend« für die Kanzlei bezeichnen.
    »Passend« sollte bedeuten, ob man kompetent ist, die für die Stelle erforderliche Arbeit zu leisten. Ob man ein guter Anwalt ist. Ein cleverer Anwalt.
    Doch dem ist nicht so.
    »Passend« bedeutet genau das. Ob man zu den Leuten passt, die sich dort breitgemacht haben. Es ist, als wäre man wieder zurück auf der Highschool, wo man Vorstellungsgespräche hat, wenn man zu den Goths, den Computerfreaks, den Posern, den Sportlern, den Coolen gehören will.
    Firmen mögen keine Außenseiter. Sie »passen« nicht rein.
    »Was machen Sie gern, Fiona?«, fragte Hannah, eine Anwältin im ersten Jahr.
    »Salsa tanzen, wenn ich Zeit habe. Und fliegen.«
    »Fliegen? O mein Gott, Sie sind ja so wagemutig!«
    Ja, fliegen. Ich flitze in einer Zweisitzer-Cessna mit einer Eigengeschwindigkeit von einhundertzwanzig Knoten pro Stunde in fünfzehnhundert Metern über dem Erdboden herum, und mein Vater verabschiedet mich mit einem »Viel Spaß!«. Die Vorstellung, ich könnte mit tödlicher Geschwindigkeit inmitten gewaltiger Feuerbälle abstürzen, war anscheinend nicht so schlimm wie irgendein Junge, der vielleicht an meiner Vagina herumspielte. Das sagte ja wohl alles.
    »Das ist ja so cool. Sie klingen abgefahren. Wir hier mögen abgefahrene Leute. Wir wollen jemand, mit dem man Spaß haben kann«, fuhr Hannah fort.
    Etwas Exotisches. Etwas Kostspieliges. Etwas Abgefahrenes. Etwas, womit sich die Firma brüsten kann.
    Unsere Anwälte sind außerdem Piloten, Skifahrer, Tänzer, Segler. Wir sind eine vielseitige Firma. Unsere Anwälte verdienen so viel, dass sie am Wochenende Flugstunden nehmen und segeln gehen. Selbst wenn die Anwälte derlei Dinge wahrscheinlich nie gemeinsam machen werden. Selbst wenn eigentlich keiner Zeit hat, irgendetwas zu tun, weil alle einhundert Stunden die Woche abrechnen. Und schließlich todmüde sind. Oder bloß tot.
    Welche Hobbys haben Sie? Wo wohnen Sie? Gefällt Ihnen die Stadt? Auf welcher Highschool waren Sie? Trinken Sie gern? Gehen Sie gern tanzen? Spielen Sie Golf? Gehen Sie ins Fitnessstudio?
    Niemand fragte, ob ich etwas über Kauf- und Verkaufsverträge oder Wagnisfinanzierung wusste. Niemand fragte, was bei Toller & Benning LLP los gewesen war. Niemand fragte, ob ich überhaupt als Anwältin zugelassen war. Niemand fragte, woher ich wusste, dass es in ihrer Abteilung eine freie Stelle gab.
    Es war egal.
    Sie wollten lediglich jemand Abgefahrenen gegen ihren Schluckauf.
    Freitag rief Jack bei mir an.
    »Fiona, alle fanden Sie prima. Können Sie Montag anfangen?«
    Ja, Jack.
    Natürlich kann ich das, Jack.
    Alles, was Sie sagen, Jack.
    Ich rief Sean an, doch er war im Operationssaal und repa rierte ein Jungfernhäutchen. Verdiente seinen Lebensun terhalt. Rettete die zerrissene Ehre einer Frau. Verrichtete Gottes Werk. Vor allem sorgte er für Futter im Maul seines Braunflecken-Igelfischs.
    Also hinterließ ich ihm eine Nachricht.
    »Sean, such ein Restaurant aus. Das Abendessen geht auf mich.«
    »Wen lädst du

Weitere Kostenlose Bücher