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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Choi
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Vorstellung. Die gleiche Logik, die die Verwendung von Deo und das Rasieren der Beine und Achselhöhlen zu einem Tabu machte. Aus diesem Grund versteckte meine Mutter immer mein Degree for Women und mein Gillette-Satin-Care-Rasiergel. Meine unsagbaren Dinge.
    »Mom, wo hast du mein Deo hingetan? Wo ist mein Rasierer?«
    »Nicht so laut«, flüsterte sie.
    »Wo sind meine Sachen, Mom?«, sagte ich lauter.
    »Unter dem Waschbecken im Bad. Ich habe sie für dich versteckt.«
    »Warum?«
    »Scham.«
    »Was?«
    »Scham. Wenn die Leute sie sehen, werden Sie glauben, dass du stinkst und Haare hast da unten. Ich weiß wirklich nicht, warum du solche Dinge benutzt.«
    Denn wenn ich es nicht täte, würde ich stinken und Haare haben, da unten und überall sonst.
    »Mom, es ist bloß Rasiercreme.«
    »Für Menschen, die Haare haben.«
    Herrgott. Asiatische Logik. Chinesische Gehirnakrobatik. Zwei Saltos und ein Rückwärtssalto, und man kommt dem Ganzen noch nicht einmal nahe, wo immer es auch sein mag.
    Nur Menschen mit Körpergeruch verwenden Deo. Wenn man also kein Deo verwendet, hat man auch keinen Körpergeruch.
    Nur Menschen mit Haaren rasieren sich. Wenn man sich also nicht rasiert, hat man auch keine Haare. Beinbehaa rung, Achselhaare, Schamhaare. Schamvolle Anspielung auf Schamhaare.
    Scham.
    »Was machst du denn gern?«, fragte Dons Vater.
    »Ach, vieles. Letztes Jahr habe ich mit den Flugstunden angefangen. Ich fahre auch gern in der Stadt herum. Um einen klaren Kopf zu bekommen.«
    »Aber das sind Jungensachen.«
    Jungensachen. Keine Hello-Kitty-Sachen.
    »Sie ist nicht im Einklang«, sagte Don, als säße ich nicht dort.
    »Nicht im Einklang?«, fragte ich.
    »Ja, mit dem Leben.«
    Ja, klar, weil ich die Wochenenden nicht damit verbrachte, an meinem Auto herumzubasteln und bei anderen Leuten zu Hause abzuhängen und Super Mario zu spielen.
    »Dad, sind da Nüsse drin?«, fragte Don, der einen Schweinefleisch-Spinatkloß auseinandergerissen hatte. Er stocherte mit den Stäbchen an einem Stück Schweinefleisch herum und wendete es auf der Suche nach verborgenen Nüssen.
    Ich starrte seinen Teller an, auf dem Reste vernichteter Klöße verstreut herumlagen. Dann starrte ich ihn an.
    »Ich bin gegen Nüsse allergisch.«
    »O ja, mein Sohn ist gegen Nüsse allergisch«, wiederholte sein Vater.
    Großartig.
    »Nein, keine Nüsse«, sagte der Koch. Er machte diese Dinger. Wenn es irgendjemand wissen musste, dann er.
    Abgesehen von meinen Eltern saßen sechs Leute zwischen mir und dem, was wahrscheinlich mein letzter abrechenbare-Stunden-loser, Don-loser, Dons-Familie-loser Samstagnachmittag hätte sein können. Sechs Leute und nur eine Flunietablette. Ich war zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. Andererseits konnte noch nicht einmal Sean ahnen, dass ich eine ganze Familie würde ausschalten müssen.
    Ich fragte mich, was Sean gerade trieb, und wünschte, ich wäre bei ihm. Irgendwo, bloß nicht an diesem Ort. Bis Don zu sterben anfing.
    Dons Augen verdrehten sich nach hinten. Er fasste sich an die Gurgel. Seine Zunge ragte ihm geschwollen und schwer aus dem Mund wie ein krankes Organ. Ein spitzbärtiger Mund, der wie eine Vagina aussah. Er schnappte nach Luft, hustete, atmete pfeifend und spuckte einen Mundvoll Kloß aus.
    »Mein Sohn erstickt!«, schrie Dons Mutter.
    Doch Don hatte keinen Erstickungsanfall. Er war am Sterben.
    »Erdnüsse …«, keuchte Don.
    Der Pfropfen aus gut zerkautem Schweinefleisch und Spinat, der aus Dons Mund geflogen kam, war auf dem Tisch gelandet, ein paar Zentimeter von meinem Teller entfernt. Die nasse Pampe war mit winzigen gelben Körnchen gesprenkelt. Fein gemahlene Erdnüsse.
    Der Koch hatte sich bezüglich der Klöße getäuscht.
    »Ruft einen Krankenwagen!«
    Einen Krankenwagen, einen Arzt, einen EpiPen. Das Königreich des Koches für einen EpiPen.
    Don glitt von seinem Stuhl direkt zu Boden. Sein Gesicht verfärbte sich zu einem hellen Purpurrot, wie verschüttetes Kool-Aid mit Traubengeschmack. Seine Mutter schlug ihm ständig ins Gesicht, während sein Vater seinen aufgedunsenen, wabbeligen Körper heftig hin- und herschüttelte wie eine Stoffpuppe. Seine kleine Schwester zog an seinen Beinen, während er bewusstlos am Boden lag.
    Als könnten sie die Erdnüsse aus ihm herausprügeln. Doch die Nüsse siegten.
    Armer Don.
    Kein bisschen im Einklang mit dem Leben.
    Das ganze Leben lang.

KAPITEL 12
    Seans Segelboot roch nach verwesenden Eichhörnchen.
    Im Laufe meines letzten

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