Hello Kitty muss sterben
handelt.«
»Ihr beiden seid also im selben Zelt gewesen.«
»Ja, aber wir hatten getrennte Schlafsäcke, Dad. Don hatte einen zusätzlichen mit dabei.«
»Aber ihr beiden habt miteinander geschlafen.«
»O mein Gott, Dad, für so was hab ich echt keine Zeit. Es ist nichts passiert. Wir hatten keinen Sex oder was auch immer. Don ist auf der Stelle eingepennt. Sobald er sich hingelegt hatte.«
»Aber du magst ihn, stimmt’s?«
»Nein. Don ist scheiße.«
»Fiona, hör auf zu lügen. Ich weiß, dass du ihn magst.«
»Ist schon in Ordnung, Fiona. Es ist nichts Schlimmes, einen Jungen zu mögen«, sagte meine Mutter.
»Mom, ich mag ihn kein bisschen. Ernsthaft. Ich Don nix mögen.«
Meine Eltern wechselten verwirrte Blicke.
»Warum bist du dann über Nacht mit ihm zum Krabbenfischen gefahren?«, fragte meine Mutter.
»Weil Dad mich dazu gedrängt hat. Und er hat kein Sterbenswort von wegen Übernachtung gesagt.«
»Oh.«
Genau. Mein Vater war schuld. Mach ihn verantwortlich.
»Tja, rate mal, Fiona. Deine Hochzeit ist nächsten Monat, am achtundzwanzigsten. Deine Mutter und ich werden sämtliche Vorbereitungen treffen. Trag Lippenstift.«
»Was? Meine was?«
»Hochzeit.«
»Mit wem denn, zum Teufel noch mal?«
Mein Vater starrte mich an und blinzelte überrascht. »Mit Don natürlich.«
»Ich werde Don nicht heiraten, Dad! Das ist lächerlich. Wie kommt ihr darauf, dass ich ihn heiraten werde?«
»Du hast die Nacht mit ihm verbracht.«
»Na und? Wir haben nichts gemacht. Das hier ist nicht China. Man heiratet nicht, bloß weil man die Nacht miteinander verbracht hat. Zur Hölle, hier heiratet man noch nicht einmal, wenn man zusammen drei Kinder in die Welt gesetzt hat.«
Ich war so froh, dass ich meinem Vater nicht von all meinen anderen Dates erzählt hatte. Ja, Dad, ich schufte mich bloß im Büro ab.
»Fiona, du bist Chinesin.«
»Na und? Ich lebe in Amerika.«
»Dons Vater und ich haben schon eingewilligt.«
»Gut. Dann kannst du ja Don heiraten gehen. Oder noch besser, seinen Vater. Ich gehe in die Arbeit.«
Ich stürmte aus dem Haus und suchte Zuflucht in Jacks Welt, meiner Welt, der Welt im Sechsminutentakt abrechenbarer Stunden. Doch meine Konzentration ließ nach, und ich war in Gedanken bei dem Streit am Morgen mit meinem Vater und spielte ihn immer wieder vor meinem geistigen Auge ab.
Es stimmt. Wenn man den Minutenzeiger einer Uhr beobachtet, rückt er nie weiter. Ja, je mehr man ihn anstarrt, desto mehr scheint er sich rückwärts zu bewegen. Der Freitagnachmittag zog sich hin, Sekunde um Sekunde, während ich ständig nach der Uhrzeit sah wie ein nervöses Kind, das auf die Schulglocke wartet, die zum Unterrichtsschluss läutet. Damit ich zu Sean nach Hause laufen und über die Ankündigung meines Vaters am Morgen herziehen und sie beklagen konnte.
»Kacke, Sean, ich werde das Jungfernhäutchen doch noch brauchen.«
Bei dem Versuch, sein Lachen zu zügeln, spuckte Sean seine Cola mit Rum aus.
»Kein Witz, Sean. Ich meine es ernst. Meine Eltern schmieden gerade Hochzeitspläne für mich. Sie haben bereits einen Termin festgesetzt. Sie findet nächsten Monat am achtundzwanzigsten statt.«
Sean konnte nicht reden. Er krümmte sich und hielt sich den Bauch, während er weiter über meine missliche Lage lachte.
»Freundchen, du gehst mir auf den Keks. Du bist mir überhaupt keine Hilfe.«
»Tut mir leid, Fi. Es ist einfach zu lächerlich.«
»Genau. Es ist absurd. Wer zum Teufel erwartet von einem, dass man nach einem Krabbenfischausflug mit Übernachtung heiratet?«
»Dein Dad.« Sean brach erneut in Gelächter aus.
»Er hat es ernst gemeint!«
»Ich weiß. Hast du schon mit Don geredet?«
»O Gott, nein. Das ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Meinst du, er ist mit der Sache einverstanden?«
»Das wirst du schon ihn fragen müssen, Fi.«
»Aber ich will nie wieder mit Don reden.«
»Sieht nicht so aus, als bliebe dir eine andere Wahl.«
Sean hatte recht.
»Fi, warum sagst du deinem Vater nicht einfach Nein?«
Weil ich das schon eine Million Mal getan habe. Und es hat noch kein einziges Mal funktioniert. Außerdem hatte ich keine Lust darauf, zur Strafe von meinem Vater angeschwiegen zu werden, oder auf die unangenehme angespannte Stimmung zu Hause. Und vor allem wollte ich nicht, dass er meine Mutter für meine Unverschämtheit verantwortlich machte.
Um mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich immer noch in Amerika war, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten,
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