Hello Kitty muss sterben
hatte.
»Ja. Als ich mich in die Falle gehauen habe, hast du schon gepennt«, sagte ich.
»Hoffentlich hab ich nicht die ganze Nacht hindurch geschnarcht.«
»Nö.«
Joe kam aus seinem Zelt getaumelt, streckte sich und rieb sich die Augen. Er sah sich um und fragte: »Hat einer von euch Carl gesehen?«
»Nein, wir sind eben erst aufgewacht«, sagte ich.
»Er ist heute Morgen nicht im Zelt gewesen. Ich frage mich, wo er hin ist.«
»Vielleicht macht er einen Spaziergang am Strand.«
Don zuckte mit den Schultern und machte sich daran, seine Sachen zu packen, wobei er vor allem sicherstellte, dass er die Kühlbox mit dem gestrigen Fang hatte.
»Ich hoffe bloß, er hat sich nicht verlaufen oder so. Ich suche mal besser nach ihm«, sagte Joe.
Ich lächelte und stellte mir vor, was Carl zugestoßen sein könnte. Er konnte von einem Bären, einem Wolf, einem Berglöwen oder einem Jeffrey Dahmer aufgefressen worden sein, der wieder zurück zur Natur wollte.
» CARL !«, brüllte Don. »Wo steckst du, Mann?«
»Zum Teufel mit dem Kerl. Wo steckt er?« Joe kratzte sich. »Ich muss duschen.«
Ich auch.
Ich hatte immer noch das Make-up vom Tag davor im Gesicht. Meine Reinigungsmilch von Clinique stand an meinem Waschbecken zu Hause und versprach Frische und reine Poren. Und ich war hier am Arsch der Welt mit Don und seinen beiden Roten Klippenkrabben.
»Sieh mal, Don. Ich muss wirklich los. Ich muss noch zurück ins Büro und arbeiten. Die Arbeit einer Anwältin ist nie fertig.«
»Sicher, Fiona. Wir machen uns gleich auf den Heimweg.«
Don war eigentlich doch gar nicht so übel.
Also stiegen wir in Dons Wagen und fuhren zurück in Richtung Zivilisation, Asphaltdschungel, der fabelhaften City by the Bay – wir zusammen mit einer feinen Schicht aus Erde, Ruß und Schmutz in den Haaren und mit zwei Roten Klippenkrabben in der Kühlbox im Kofferraum.
Und ohne einen Carl.
KAPITEL 15
Mittwochnachmittag erhielt ich eine E-Mail von Don mit guten und schlechten Nachrichten.
Hey Fiona,
schlechte Nachrichten. Sie haben Carl gefunden. Er ist tot. In Küstennähe ertrunken. Er muss wohl im Laufe der Nacht ausgerutscht und ins Wasser gefallen sein, als er zum Pinkeln gegangen ist. Als man ihn herausgefischt hat, haben Krabben an ihm geknabbert.
Gute Nachrichten. Meine Mom fand die Krabben, die ich gefangen habe, super. Sie sind köstlich gewesen.
Don
Also hatte Mutter Natur Carl doch erwischt. Im Namen ihrer ermordeten Vorfahren und mit ein bisschen Hilfe von Bier und Carls eigener Blödheit, hatten sich die Krabben der Bucht von San Pablo an ihm gerächt. Wenigstens war er nicht einem Sittenstrolch oder einem sadistischen Psychopathen zum Opfer gefallen. Das wäre schlimmer gewesen. Mehr Papierkram und Laufereien für die Polizei, wenn das passiert. Niemand lastet es Mutter Natur an, wenn sie jemanden umbringt.
Wenigstens war bei unserer tödlichen Exkursion eine gute Mahlzeit für Dons Mutter herausgesprungen.
Sean lachte, als ich ihm von dem Krabbenausflug erzählte.
»Ich hab’s dir doch gesagt, Fi. Geh niemals ohne deine Flunies aus dem Haus.«
»Du hast völlig recht. Da fällt mir ein: Ich hab keine mehr übrig. Kann ich noch mehr haben?«
»Oh, natürlich.« Er gluckste wieder. »Armer Don. Er dachte, er würde seinen Spaß mit dir in dem Zelt haben, weißt du?«
»Was soll’s.«
»Verabredest du dich wieder mit ihm?«
»Was? Teufel, nein, Sean! Ich hatte mehr Don, als mir lieb ist.«
»Sicher?«
»Oh, ich bin mir ziemlich sicher.«
»Cool. Komm Freitag vorbei. Wir feiern deine Rückkehr aus der Wildnis.«
Ich war der Meinung, dass ich fortan nichts mehr von Don sehen oder hören würde. Doch da irrte ich mich.
Meine Eltern stellten sich mir in den Weg, als ich Freitagmorgen auf dem Weg in die Arbeit zur Tür hinaus wollte. Die Augen meines Vaters funkelten vor Freude und Aufregung. Meine Mutter strahlte mich an.
»Was?«
»Du magst Don also, stimmt’s?«
»Nein.«
»Was meinst du damit, ›nein‹? Du hast die Nacht mit ihm verbracht.« Mein Vater sah mich mit einem schelmischen Grinsen an.
»Mir blieb keine andere Wahl. Du hast mich hereingelegt und dazu gebracht, mit ihm campen zu fahren.«
»Aber du hast die Nacht mit ihm verbracht.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Habt ihr beiden euch denn kein Zelt geteilt?«
»Ja, klar, weil mir keiner gesagt hat, dass ich mein eigenes Zelt mitbringen soll. Weil mir keiner gesagt hat, dass es sich um einen Ausflug mit Übernachtung
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