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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Choi
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positiver Energie, was für jeden Menschen mit poröser Seele ideal ist. Es ist, als badete man in reinem Sonnenschein.
    Ich habe eine sehr poröse Seele.
    Wenn man den Verstorbenen gehasst hat, ist man froh – ja, gar glücklich –, dass er tot ist. Wenn man den Verstorbenen geliebt hat, ist man traurig. Man vermisst ihn und trauert, weil man ihn geliebt hat. So oder so schlagen sich die daraus resultierenden Gefühle positiv nieder. Nichts als positive Energie. Keine Eifersucht, kein Neid oder Groll, wie man sie bei Hochzeiten antrifft.
    Bloß reine Liebe und vielleicht eine geringfügige Portion Schadenfreude.
    Niemand sagt je: »Ich war nun schon siebenundzwanzigmal Sargträger und noch nie der Verstorbene. Wann bin ich endlich derjenige, der vor den Altar getragen wird?«
    Niemand sagt je: »Ich wünschte, ich wäre diejenige in der Kiste mit der vom Leichenbestatter draufgekleisterten Schminke und dem Duft nach Formaldehyd.«
    Und die Topfgucker halten den Mund, weil niemand je fragt: »Und wann hast du vor, den Löffel abzugeben? Was für einen Sarg hättest du gern? Mahagoni oder Ebenholz?«
    Vor allem aber rennt der Verstorbene nicht gestresst herum und plärrt Freunde und Familie an, sie sollten dafür sorgen, dass sein großer Tag genau so verläuft, wie er es sich seit seinem sechsten Geburtstag erträumt habe. Denn das kann er nicht. Er ist tot. Es ist ihm scheißegal, ob alle ihre Nägel richtig manikürt haben oder ob die Frisuren sitzen.
    Und das Beste ist, dass man sich beim Leichenschmaus den Bauch vollschlagen kann, ohne sich Sorgen zu machen, was die anderen von einem denken. Man ertränkt einfach seinen Kummer in Essen.
    Von Jacks Beerdigung kam ich mit rosigen Wangen und einem Magen voll hausgemachtem Hackbraten, Kartoffelsalat und Limettenkuchen.
    Aber chinesische Beerdigungen verderben mir das alles.
    Die zahlreichen abergläubischen Bräuche untergraben den ganzen Spaß. Sie können einen zu Tode erschrecken. Grund dafür ist, dass eine unschickliche Beerdigung der Familie des Verstorbenen sowie jedem anderen Trauergast Pech und furchtbares Unglück bringen kann.
    »Vergiss nicht, ein Räucherstäbchen anzuzünden und dich tief zu verneigen, Fiona«, sagte mein Vater.
    »Wenn wir ans Grab kommen und der Sarg aus dem Leichenwagen geholt und in die Erde gesenkt wird, musst du dich abwenden«, warnte mich meine Mutter.
    Oder du wirst sterben.
    Oder jemand aus deiner Familie wird sterben.
    Tu etwas Unschickliches, und du wirst vom Pech verfolgt. Und vom Tod.
    Und du wirst sterben.
    Die Teilnahme an einer chinesischen Beerdigung ist ein gefährliches Unterfangen.
    »Trag nicht diesen guten Hosenanzug, Fiona«, flüsterte meine Mutter.
    »Wieso? Er ist doch schwarz.«
    »Weil wir ihn nach der Beerdigung verbrennen müssen.«
    »Was?«
    »Um Pech zu vermeiden, das mit dem Tod einhergeht. Hier, ich habe dir einen billigen Anzug bei Ross gekauft.«
    Meine Mutter reichte mir einen brandneuen schwarzen Neunzig-Dollar-Anzug von Tahari. Ein Sonderangebot, das einmal getragen verbrannt werden sollte. Alles wegen Don.
    »Und vergiss nicht, Fiona, wir müssen noch zu Safeway, bevor wir wieder nach Hause kommen.«
    Weil man nicht will, dass der Tod einem nach Hause folgt. Man fährt zu Safeway oder Albertsons, um den Tod zu verwirren, um ihn im Supermarkt im Gang mit den Zerealien hinter sich zu lassen, in der Hoffnung, dass ihn das Bonuskartensonderangebot und die Auswahl an Grape Nuts, Cheerios und Special K zu sehr ablenken werden.
    »Dad, bist du dir sicher, dass wir auf Dons Beerdigung gehen sollten?«
    »Wir müssen. Du warst seine Verlobte.«
    Ach ja.
    »Meinst du nicht, seine Familie könnte ein bisschen sauer auf mich sein?«
    »Weshalb denn? Es war ein Unfall. Du hast versucht, ihn zu retten.«
    Ach ja.
    Bei unserer Ankunft im Bestattungsinstitut rief der für die Begrüßung zuständige Angestellte: »Gäste sind eingetroffen.«
    Dons Familie saß neben dem Sarg. Sie sahen auf. Traditionellerweise hätten sie zum Zeichen der Trauer eigentlich weiße Tuniken und Kopfschmuck aus Sackleinen tragen sollen. Stattdessen hatte die Familie beschlossen, es wie der amerikanische Teil des chinesischen Amerika zu halten, und trug schwarze Anzüge oder Kleider.
    »Erste Verbeugung«, sagte der Bestatter.
    Wir verbeugten uns. Dann gingen wir auf den Sarg zu.
    »Zweite Verbeugung.«
    Wir verbeugten uns.
    Ich zündete ein Räucherstäbchen an und hob es an die Stirn, bevor ich es in die Halterung vor dem Altar

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