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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Choi
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vorbeischauen? Bitte.«
    »Sicher. Worum geht es denn?«
    »Ich erzähl es dir, wenn du hier bist.«
    »Sean?«
    »Ja, Fi?«
    »Alles okay?«
    »Nein.«
    »Was ist los?«
    »Du weißt doch, was man über das Glück sagt, dass es einen letztlich im Stich lässt?«
    »Ja.«
    »Tja, das ist mein Problem. Wann kannst du hier sein?«
    »Wie schon gesagt, ich weiß es nicht. Wie wäre es mit sechs, halb sieben?«
    »Danke. Bis dann.«
    Das kurze Gespräch mit Sean beunruhigte mich und beeinträchtigte die restliche Nacht über meine Konzentrationsfähigkeit. Ich hatte noch nie erlebt, dass Sean sich Sorgen machte, dass er die Nerven verlor, dass er irgendwie anders als gelassen und völlig selbstbeherrscht war.
    Vielleicht war Sean dabei durchzudrehen. Vielleicht ließ das Glück ihn tatsächlich im Stich. Was auch immer es war, es musste etwas Ernstes sein. Seine Angst und sein Unbehagen stanken wie menschliche Scheiße, wie damals, als er sich in die Hosen schiss, als sein Vater kam und ihn von der Schule abholte.
    Schwester Maria hatte Sean beim Rauchen in seinem gewöhnlichen Versteck auf dem Schulhof ertappt. Doch diesmal konnte Sean nicht lügen und behaupten, die ausgetretenen Zigarettenstummel auf dem Boden gehörten jemand anderem. Er hatte eine Zigarette zwischen den Lippen, als Schwester Maria ihn an den Schultern packte und herumwirbelte.
    »Liebe Klasse, Sean hat euch allen etwas zu sagen.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Doch, das hast du. Erzähl allen, wobei ich dich gerade ertappt habe.«
    »Beim Wichsen.«
    Unsere Klasse brach in lautes Gelächter aus. Schwester Maria brachte uns wieder zum Schweigen, indem sie uns androhte, dass wir nachsitzen müssten.
    »Sean, wenn du nicht allen erzählst, was du eben getan hast, musst du zwei Wochen nachsitzen und nicht nur eine.«
    »Okay, Schwester. Hört mal, ich habe geraucht. Ja, geraucht.«
    »Und was haben wir über das Rauchen gelernt, Sean?«
    »Dass es böse ist. Dass wir dafür in die Hölle kommen.«
    »Und warum ist Rauchen böse?«
    »Weil wir davon Lungenkrebs kriegen. Und weil Lungenkrebs Jesus wehtut.«
    »Das ist richtig. Und jetzt geh ins Direktorat.«
    Ich tat so, als müsste ich auf die Toilette, um aus dem Klassenzimmer zu kommen. Sean saß auf der Bank vor dem Zimmer von Schwester Carmen, wo ich gesessen hatte, nachdem ich Jeremy verdroschen hatte.
    Sean war bleich. Er rieb sich den Nacken. »Schwester Carmen hat meinen Vater angerufen. Er wird herkommen und mich abholen«, sagte er.
    »Na ja, wenigstens kannst du früher nach Hause.«
    »Mein Vater wird mich umbringen, weil ich seine Zigaretten geklaut habe.«
    »Nein, wird er nicht, Sean. Wahrscheinlich wird er dir bloß Hausarrest verpassen oder dich dazu bringen, dein Zimmer aufzuräumen.«
    »Du kennst meinen Vater nicht, Fi. Er wird mich grün und blau schlagen.«
    Beim Eintreffen seines Vaters stand Sean auf, und sein Sitzplatz roch nach Scheiße. Doch als wahre Freundin tat ich so, als hätte ich nicht bemerkt, dass er sich in die Hosen gemacht hatte. Selbst damals begriff ich Leute-Kultur.
    Und ich begriff, dass Sean recht hatte, was die Prügel betraf, die ihn zu Hause erwarteten. Niemand kackt sich in die Hosen, weil er nicht fernsehen darf oder seine Telefonprivilegien gekürzt bekommt.
    Die nächsten beiden Tage kam Sean nicht in die Schule. Schwester Maria trug ihn als krank ein. Als er wieder zum Unterricht erschien, hatte er eine Nachricht von seinem Vater dabei, die er mir zeigte, bevor er sie Schwester Maria aushändigte.
    Liebe Schwester,
    Sean ist die letzten beiden Tage krank gewesen. Mein Sohn hatte heftige Bauchschmerzen, Blähungen und unkontrollierbaren Durchfall. Bitte entschuldigen Sie ihn.
    Frank Deacon
    Damit streute Frank noch Salz in die Wunde. Frank war ein Arschloch.
    Doch Sean hatte mich nicht gebeten, am nächsten Tag bei ihm vorbeizuschauen, weil er befürchtete, wieder einmal von seinem Vater verprügelt zu werden – Frank war tot.
    Es klang, als bräuchte Sean eine große Portion Glück. Er hätte mit mir auf Dons Beerdigung kommen sollen.

KAPITEL 20
    Jeder weiß, dass die beste Lüge eine Halbwahrheit ist. Denn eine Lüge, die mit einem Körnchen Wahrheit gewürzt ist, lässt die Lüge mehr nach der Wahrheit schmecken.
    Solange die Person, die man belügt, nie herausfindet, welche Hälfte nun was ist.
    Leider ist man selbst manchmal die Person, die eine Halbwahrheit aufgetischt bekommt, und es stellt sich einem die Frage, welche Hälfte nun was ist.
    Ich

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