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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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wurde von der Polizei niedergeknüppelt, bei einer Massenschlägerei, zu der es vergangene Woche kam, als Angels rücksichtslos über Vietnamkriegsdemonstranten herfielen. Der hünenhafte Tiny und zwei weitere Angels kamen ins Gefängnis, und ein Polizist brach sich im Handgemenge ein Bein.« Die Bildunterschrift muss durcheinander geraten sein mit der zu dem Artikel »Schönheit schneidet sich Pulsadern auf, tot«. Anders lässt sich der seltsame Satz »... Blut strömte aus seinem Handgelenk ...« nicht erklären. Wessen Handgelenk? Auf dem Foto sind drei Handgelenke zu sehen, und keins davon blutet. Und wieso lacht Tiny? Ist er hysterisch, nachdem er sich bei einem Protestmarsch gegen den Vietnamkrieg die Pulsadern aufgeschnitten hat? Und wenn dem so war – warum musste man ihn dann noch niederknüppeln? Welcher der Polizisten brach sich ein Bein? Und warum lächeln die anderen dazu? 42
    Das Foto wirkte ausgesprochen beunruhigend, das darunter aber noch mehr – zumal für die Angels. Man sieht darauf vier ordentlich gekleidete Verdächtige, die in Greenwich Village festgenommen wurden, nachdem sie einen Marineinfanteristen niedergestochen hatten, der sich unerlaubt von der Truppe entfernt hatte. Sie sehen nicht ungewöhnlich
aus für Leute, die im Village festgenommen werden, weil sie einen Marineinfanteristen niedergestochen haben, bloß dass alle vier eine Lederjacke mit der Aufschrift »Hell’s Angels« auf dem Rücken tragen. Kein Abzeichen, kein Totenschädel, keinerlei Klasse – und dennoch behaupteten sie, Hell’s Angels zu sein. Der Bericht über ihre Festnahme war ein klassischer Fall von Dumpfbacken-Journalismus nach dem Motto »Ach, schreiben wir doch einfach den Polizeibericht ab.« Etliche Stunden nach dem Verbrechen hatte man die vier – »eher zufällig«, wie die Daily News schrieb – im selben Krankenhaus festgenommen, in dem auch der Marineinfanterist behandelt wurde. Sie waren einfach so angekommen, »in Lederjacken, Stiefeln und mit verräterischen goldenen Ohrringen – um bei einem von ihnen eine Zyste am Hals entfernen zu lassen.«
    Da hatte man sofort ein Motiv und einen Hauptverdächtigen: den Mann mit der Zyste. Sie drückte auf sein Rückenmark, was fürchterliche Schmerzen verursachte. Als er die schließlich nicht mehr ertrug, verlor er die Kontrolle über sich und stach auf einen zufällig vorbeikommenden Marineinfanteristen ein. Dann lief die Horde stundenlang ziellos durch Greenwich Village, wie eine Schar Hyänen, bis sie schließlich mit einem Mal vor einem Krankenhaus standen, woraufhin sie beschlossen hineinzugehen und die scheußliche Zyste entfernen zu lassen, die schuld an dem ganzen Ärger war.
    »Die Polizei nahm sie sofort in Gewahrsam«, so die Daily News , »und fand bei allen vieren Messer, zwei wurden als an der Messerstecherei Beteiligte identifiziert, und sie alle wurden wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen.« (Keiner der vier besaß ein Motorrad, und von der Aufschrift auf ihrem Rücken einmal abgesehen, sahen sie aus wie ein Bowlingteam aus der Bronx.)
    Dann aber kam der Schocker: »Die vier verkündeten dreist, sie seien in die Stadt gekommen, ›um New York auf den Kopf zu stellen‹, und 15 bis 24 weitere Angels würden bereits durch die Stadt streifen.«
    Diese anderen Angels gingen nun zweifellos in den Untergrund, denn man hörte nie wieder etwas über sie, weder in dieser »Terror auf Rädern«-Geschichte noch anderswo. Nachdem sie den Angel-Terror nach Manhattan geholt hatte, brachte die Daily News eine öde Zusammenfassung der Gerüchte aus Time und Newsweek , von Auszügen aus dem Lynch-Bericht und alten Zeitungsausschnitten. Der Artikel behauptete jedenfalls klipp und klar, dass irgendwo in Manhattan fünfzehn bis vierundzwanzig Hell’s Angels frei herumliefen. Und vielleicht war dem tatsächlich so. Mit etwas Glück hätte man bei weiteren Recherchen auf ein halbes Dutzend Opiumhöhlen stoßen können, die auf Zystenentfernung spezialisiert sind. Wenn die Daily News zwei und zwei zusammengezählt hätte, hätte sie gewusst, wer den großen Stromausfall in diesem Herbst verursacht hatte. Es war ein Anschlag der Hell’s Angels, der dazu dienen sollte, das U-Bahnsystem zu übernehmen und die Fahrpreise zu verdreifachen. Nach wochenlangen raffinierten Sabotageakten und nachdem sie sämtliche Stromschienen neu verschaltet hatten, nahmen die Outlaws unter dem Yale Club eine letzte entscheidende Operation an der Elektrik vor, als einer von

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