Hell's Angels (German Edition)
viel davon zu liefern, wie ich haben wollte, und das zu einem Preis von 35 Dollar für tausend Stück, also etwa das Doppelte dessen, was mich diese Tabletten mit einer entsprechenden Verschreibung in einer Apotheke gekostet hätten. Es stellte sich auch heraus,
dass es gar keine »Fünfer« waren, sondern eher »Einer«. Als ich nach den ersten beiden keine Wirkung spürte, schluckte ich weitere und dann noch einmal mehr. Bis zum Morgengrauen hatte ich zwölf Stück geschluckt, was mich, wenn sie echt gewesen wären, dazu gebracht hätte, wie ein Biber Bäume anzunagen. So aber halfen sie mir nur, vier Stunden länger wach zu bleiben, als ich ohnehin wach geblieben wäre. Am nächsten Tag sagte ich den Outlaws, man habe sie übers Ohr gehauen, aber sie taten das mit einem Achselzucken ab. »Wir haben keine andere Wahl«, sagte einer. »Wenn man auf dem Schwarzmarkt kauft, muss man nehmen, was man kriegt. Und wen kümmert das denn überhaupt? Wenn die schwach sind, musst du halt mehr davon schlucken. So schnell gehen die uns nicht aus.«
Bennies (auch Cartwheels oder Whites genannt) zählen zur grundlegenden Kost der Outlaws – wie Gras, Bier und Wein. Wenn sie aber davon sprechen, sich »vollzudröhnen«, kommen andere Substanzen ins Spiel. Die nächste Stufe auf dieser Leiter ist Seconal ( Reds oder Red Devils genannt), ein Barbiturat, das meist als Beruhigungsmittel oder Tranquilizer eingesetzt wird. Außerdem nehmen sie Amytal ( Blue Heaven) , Nembutal ( Yellow Jackets) und Tuinal. Am liebsten aber sind ihnen die Reds, die sie zu Bier und Bennies schlucken, »um nicht schläfrig zu werden.« Diese Mixtur zeitigt gelegentlich höllische Wirkungen. Barbiturate und Alkohol können eine tödliche Mischung sein, aber die Outlaws schlucken zu ihren Sedativa genug Stimulanzien, um zumindest am Leben zu bleiben, wenn auch nicht bei Verstand.
Ein richtiger Angel, der sich auf einem Run zudröhnt, schluckt praktisch alles und das in jeder beliebigen Menge, Mischung und Reihenfolge. Ich erinnere mich an eine
zwei Tage dauernde Party einige Monate nach Bass Lake, auf der Terry den ersten Tag mit Bier begann, zum Mittag dann eine Grastüte rauchte, dann weiter Bier trank, sich noch vor dem Abendessen einen weiteren Joint gönnte, ehe er dann auf Rotwein umstieg und eine Hand voll Bennies einwarf, um sich wach zu halten – im Laufe des Abends kamen dann weitere Grasjoints und eine Red dazu, weil er sich komisch fühlte, und dann die ganze Nacht lang weiter Bier, Wein, Bennies und dann noch eine Red, um ein wenig runterzukommen – ehe er dann weitere zwanzig Stunden mit der gleichen Kost weitermachte, diesmal bloß mit einer Flasche Bourbon und 500 Mikrogramm LSD, damit auch ja keine Langeweile aufkam. Das ist ein ziemlich heftiges Pensum, und nicht jeder Angel ist diesem gesamten Spektrum an Stimulation, Depression, Halluzinationen, Betrunkenheit und niedergekämpfter Müdigkeit 48 Stunden lang gewachsen. Die meisten von ihnen versuchen sich an bewährte Kombinationen zu halten – wie etwa Bier, Dope und Seconal; oder Gin, Bier und Bennies; oder Wein und LSD. Einige wenige aber ziehen das bis zum bitteren Ende durch und spritzen sich zusätzlich zu allem anderen noch Methedrin oder DMT, um sich dann für ein paar Stunden in absolute Zombies zu verwandeln.
20
Wir kriegen das nur in den Griff, wenn wir festnehmen, festnehmen, festnehmen. – William Parker (mittlerweile verstorben), Polizeichef von Los Angeles, zum Thema Schwarzenkrawalle
Die Möglichkeit, es könne so etwas wie ein Drogennetz der Hell’s Angels geben, bringt wieder das alte Schreckgespenst einer landesweiten Ausdehnung des Clubs aufs Tapet. Breiten sich die Angels nach Osten aus? Der New Yorker Daily News zufolge haben die dreckigen Scheißkerle diesen Schritt bereits getan. Eines Nachts, als der Fluss in Nebel gehüllt war, dröhnten sie durch die Mautstelle an der George Washington Bridge und schlugen einen Schrankenwärter, dem auffiel, dass ihre Satteltaschen gefüllt waren mit Drogen und Sexspielzeugen, mit Kettenpeitschen nieder. Die Daily News brachte diese Story unter der schrillen Schlagzeile: TERROR AUF RÄDERN.
SIE SIND EINE MOTORRADBANDE, NENNEN SICH HELL’S ANGELS, UND IHRE KICKS SIND SEX UND GEWALT
Über der Schlagzeile war ein Foto von Tiny, der in Berkeley von drei Polizisten festgehalten wurde und dennoch
dabei lachte. In der Bildunterschrift dazu hieß es, der bärtige Tiny, »... Blut strömte aus seinem Handgelenk,
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