Hell's Angels (German Edition)
Schmugglern, das von Küste zu Küste reicht. Rauschgiftfahnder der Bundespolizei behaupten, die Hell’s Angels hätten von 1962 bis 1965 Marihuana im Wert von über einer Million Dollar von Südkalifornien nach New York geliefert, verpackt in Luftfrachtkisten mit der Aufschrift »Motorradteile«. Das ist eine Menge Gras, selbst zum Einzelhandelspreis an der Straßenecke. Dieses »Netz« flog Ende 1965 auf, als sich der Los Angeles Times zufolge »acht Personen, die nach eigenen Angaben Mitglieder [der Hell’s Angels] waren, vor einem Gericht in San Diego schuldig bekannten, 150 Pfund Marihuana über San Ysidro aus Mexiko in die Vereinigten Staaten geschmuggelt zu haben.«
Die überführten Schmuggler hatten trotz ihrer angeblichen Behauptung, Mitglieder zu sein, kaum etwas mit
den Hell’s Angels zu tun. Drei der acht kamen aus New York, und von den fünf aus Los Angeles waren zwei weiblich. So blieben drei übrig, die Angels gewesen sein könnten, aber die Outlaws, mit denen ich gesprochen habe, gaben an, sie hätten noch nie von ihnen gehört. Vielleicht logen sie; aber das bezweifle ich. Normalerweise sind sie stolz, mit einer Sache in Verbindung zu stehen, die Schlagzeilen macht. Was wirklich abwegig ist, denn 150 Pfund Pot sind nur ein Bruchteil dessen, was trotz der scharfen Augen und des Arbeitseifers der amerikanischen Zollbeamten Woche für Woche über die mexikanische Grenze kommt. Diese Herren hassen Drogen, wie sie die Sünde hassen; und wenn sie hinter Drogen her sind, wissen sie, wen sie sich vorknöpfen müssen: die perversen Beatniks und langhaarige Sandalen-Freaks. Jeder, der einen Bart trägt, wird gründlich gefilzt. Ich habe diese Grenze über ein Dutzend Mal in Tijuana überquert, aber angehalten und durchsucht wurde ich nur ein einziges Mal, als ich und zwei Freunde nach einem Tauchurlaub in Baja California versuchten, mit einer Woche Bartwuchs im Gesicht wieder in die Vereinigten Staaten einzureisen. An der Grenze stellte man uns die üblichen Fragen, und wir gaben die üblichen Antworten, und dann wurden wir sofort in Gewahrsam genommen. Die Zollbeamten fuhren unseren Truck, der voll beladen war mit Camping-und Tauchausrüstung, in einen besonderen Schuppen und durchsuchten ihn dort mit großer Gründlichkeit anderthalb Stunden lang. Sie fanden einige Flaschen Schnaps, aber keine Drogen. Anscheinend konnten sie das gar nicht fassen. Sie tasteten immer wieder die Schlafsäcke ab und unter dem Chassis herum. Schließlich ließen sie uns mit der Mahnung ziehen, wir sollten künftig »vorsichtiger« sein.
Währenddessen wurden draußen auf dem Highway die wahren Drogenkuriere mit einem Lächeln durchgewunken. Sie trugen Krawatte und Businessanzug und fuhren einen neuen Mietwagen mit einem Anschluss für Elektrorasierer. Ich sah keine Outlaw-Motorradfahrer in Richtung Grenze donnern, aber wenn welche gekommen wären, hätte man sie in den Schuppen gezerrt und gründlich gefilzt. Leute, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Rauschgift in die Staaten zu schmuggeln, halten es wie Scheckbetrüger, die selten Bärte, Ohrringe und Hakenkreuze tragen.
Wegen der bei Zollbeamten vorherrschenden Oberkellnermentalität würde kein Spediteur für Marihuana oder andere verbotene Substanzen den Fehler begehen, Hell’s Angels als Kuriere einzusetzen. Da könnte man auch gleich einen Wagen an die Grenze schicken, auf dem auf beiden Seiten in großen roten Lettern »Opium-Express« steht. Wenn der Gott der Gerechten eines Nachts herniederfährt und sämtliche Hell’s Angels vom Angesicht der Erde tilgt, wird das am Umfang des Marihuanaschmuggels über die mexikanische Grenze kaum etwas ändern. Im Februar 1966 fuhren drei Männer in einem gestohlenen Lieferwagen mit einer halben Tonne Marihuana durch den Zoll – 476 Kilogramm in einer einzigen Lieferung. Sie kamen bis nach Los Angeles, wo sie einige Tage später auf einen anonymen Tipp hin, der dem Hinweisgeber eine Belohnung von fast 100.000 Dollar einbrachte, verhaftet wurden.
Die Angels fallen für den Drogenschmuggel im großen Stil viel zu sehr auf. Sie haben nicht einmal genug Kapital, um als Mittelsmänner zu fungieren, und so kaufen sie dann schließlich den Großteil ihres Stoffs in kleinen Dosen und zu hohen Preisen. Drei oder vier teilen sich einen
Joint, bis er so weit heruntergebrannt ist, dass sie ihn mit einer Krokodilklemme halten müssen – die viele Outlaws zu eben diesem Zweck immer dabei haben. Leute, die freien Zugang zu
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