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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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eine halbe Stunde, diesen Polizeipulk zu durchdringen. Die meisten Leute – selbst einige Journalisten, die sich ausweisen konnten – wurden zurückgeschickt.
    Es ist mir daher immer noch unbegreiflich, wie es einem Dutzend Hell’s Angels, die offenbar darauf aus waren, Stunk zu machen, gelingen konnte, bis dorthin vorzudringen und die Anführer des Demonstrationszugs in eben dem Moment anzugreifen, da diese vortraten, um mit Polizeichef Toothman zu verhandeln. Tiny führte den Angriff und schlug auf jeden ein, der das Pech hatte, ihm in die Quere zu kommen. Die Angels wurden recht bald von der Berkeleyer Polizei überwältigt, aber vorher gelang es ihnen noch, etliche Leute zu schlagen, einige Schilder zu zerreißen und am Lautsprecherwagen des Demonstrationszugs Mikrofonkabel herauszurupfen. Das war der berüchtigte Kampf, bei dem sich ein Polizist ein Bein brach.
    Es sei alles ein Missverständnis gewesen, behaupteten die Hipster-Kommandos und erklärten den Angriff folgendermaßen: Die Angels seien von den Bullen übertölpelt worden, geheime Zahlungen aus rechten Quellen hätten ihnen den Kopf verdreht, und sie würden ihre Loyalität schon wieder korrekt ausrichten, wenn ihnen erst einmal klar wurde, wie die Lage tatsächlich aussah.
    Die Lage war allerdings weit verzwickter, als den Hipstern anscheinend bewusst war. Ein weitere Anti-Vietnamkriegs-Demo war für Mitte November geplant, und in der Zwischenzeit kam es zu zahlreichen Treffen zwischen dem Braintrust der Kriegsgegner und den Hell’s Angels. Barger saß in seinem Wohnzimmer, hörte sich geduldig an, was das Vietnam Day Committee zu sagen hatte, und tat anschließend alles als Unfug ab. Die Leute
aus Berkeley argumentierten gut und ausführlich, schienen aber einfach nicht zu begreifen, dass sie auf einer anderen Wellenlänge sendeten. Ganz egal, wie viele Vollbärte, Festnahmen und LSD-Kapseln sie ins Felde führen konnten – Sonny hielt sie alle für Schisser, und damit war der Fall für ihn gegessen.
    Die Angels sind, wie alle Motorrad-Outlaws, strikte Antikommunisten. Ihre politischen Ansichten beschränken sich auf ebenjenen rückschrittlichen Patriotismus, der die John Birch Society, den Ku-Klux-Clan und die amerikanische Nazipartei antreibt. Und sie sind blind für die Ironie ihrer eigenen Rolle – als fahrende Ritter eines Glaubens, der sie längst exkommuniziert hat. Die Angels werden unter den Ersten sein, die man wegsperren oder an die Wand stellen wird, wenn die Politiker, mit denen sie sich einig glauben, je an die Macht kommen.
    In den Wochen vor dem zweiten Marsch zum Oaklander Army-Terminal investierte Allen Ginsberg viel Zeit in den Versuch, Barger und die seinen zu überreden, die Friedensdemonstranten nicht anzugreifen. Jemand wie Ginsberg war den Outlaws noch nie untergekommen: Für sie war er nicht so ganz von dieser Welt. »Dieser verdammte Ginsberg quatscht uns noch alle dumm und dusslig«, sagte Terry. »Für einen Typ, der nicht die Bohne spießig ist, ist er dann doch wieder der größte Spießer, den ich je gesehen habe. Mann, da hättest du dabei sein müssen, als er zu Sonny gesagt hat, dass er ihn liebt . Sonny wusste echt nicht, was er darauf sagen sollte.«
    Die Angels begriffen im Grunde nie, worum es Ginsberg ging, aber seiner entnervenden Freimütigkeit und dem Umstand, dass Kesey ihn mochte, war es dann zu verdanken, dass sie eine Demonstration, die er offenbar für eine gerechte Sache hielt, schließlich doch nicht angriffen.
Kurz vor der November-Demo veröffentlichte Ginsberg im Berkeley Barb die folgende Rede:

An die Angels
    von Allen Ginsberg
     
    Dies sind die Gedanken – Befürchtungen –
besorgter Demonstranten,
Dass die Angels sie angreifen werden,
aus Spaß oder um in die Zeitung zu kommen,
um von sich selbst abzulenken,
oder um das Wohlwollen der Polizei & Presse
zu erlangen &/oder das Geld der Rechten
Dass eine Absprache mit der Oaklander Polizei
getroffen wurde
oder eine unbewusste Übereinstimmung besteht,
stillschweigendes Einvernehmen
gegenseitige Sympathie
Dass Oakland die Angels nicht aufhalten
und belangen wird,
wenn die Angels die Demo angreifen & sprengen &
in einen Aufruhr verwandeln.
     
    Ist irgendetwas davon wahr, oder ist das die Paranoia
der ängstlicheren unter den Demonstranten?
Solange die Angels sich nicht klar äußern und nicht
öffentlich versichern,
dass sie friedlich bleiben werden,
Haben die besorgten Seelen, die instinktiv
Gewalttätigen, die Unsicheren, die

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