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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Schießplatz in Almeda. Sie trugen ihre Gewehre an Schulterriemen auf dem Rücken und wählten eine Route quer durch die Innenstadt von Oakland. Bei der Polizei standen die Telefone nicht mehr still, Bürger berichteten von einer schwer bewaffneten Hell’s-Angels-Patrouille, die in südlicher Richtung durchs Stadtzentrum fuhr. Aber die Polizei konnte nichts dagegen unternehmen. Die Waffen der Outlaws waren nicht geladen, sie trugen sie offen und hielten sich an
die Geschwindigkeitsbeschränkung. Sie hatten ein wenig Schießtraining nötig, fanden sie – und wenn ihr Anblick beunruhigend auf die Öffentlichkeit wirkte, tja, dann war das das Problem der Öffentlichkeit, nicht ihres.
    Die meisten Angels hüten sich davor, offen Waffen mit sich herumzutragen, aber einige ihrer Häuser ähneln Waffenarsenalen – Messer, Revolver, automatische Gewehre und sogar ein selbst gebauter Wagen mit Geschützturm oben drauf. Sie reden nicht gern über ihre Waffen – sie sind ihre einzige Versicherung für jenen Tag, an dem der große Oberbulle zum Generalangriff bläst, und die Angels sind sich absolut sicher, dass dieser Tag kommen wird.

    Nein, ich würde sie nicht als »Rassisten« bezeichnen. Vielleicht sind sie es aber im Grunde ihres Herzens. Es gibt keine schwarzen Angels, das fällt schon auf. Aber die Angels sind für niemanden, und deshalb sind sie gegen die Schwarzen und gegen so ziemlich alles andere auch. – Polizeiinspektor, San Bernardino County

    Nach den Maßstäben der Politik und der Publicity hatten die Angels im Herbst 1965 den Höhepunkt ihrer Laufbahn erreicht. Der Labor Day Run zu Kesey war bereits eine gelinde Enttäuschung, denn Ortschaften im ganzen Land wappneten sich für eine Invasion und rechneten damit, ausgeplündert zu werden. In so weit voneinander entfernten Orten wie Parker, Arizona und Claremont, Indiana
alarmierte man die Nationalgarde. Die kanadische Polizei richtete in der Nähe von Vancouver einen speziellen Grenzwachtposten ein; und die Einwohner von Ketchum, Idaho brachten auf dem Dach eines Drugstores an der Hauptstraße ein Maschinengewehr in Stellung. »Wir sind bereit für diese Gangster«, sagte der Sheriff. »Die Hälfte von denen stecken wir ins Gefängnis, und die andere Hälfte landet auf dem Friedhof.«
    Die Spritztour der Angels nach La Honda war für die Presse eine herbe Enttäuschung. Zwar rasten die Outlaws wie die Wilden in der Gegend herum, aber für die fünf journalistischen Ws reichte es nicht. Recht deutlich erinnere ich mich an die programmatische Rede, die Terry the Tramp an diesem Wochenende den Polizisten draußen auf dem Highway hielt. Er hatte ein Mikrofon in die Hände bekommen, das an die großen Lautsprecherboxen angeschlossen war, und nutzte die Gelegenheit, sich mal so richtig auszusprechen. Er sprach die Polizisten ganz direkt an, sprach über Moral, Musik und Wahnsinn und schloss mit einer Volte, die den Männern des Sheriffs von San Mateo vermutlich noch lange in Erinnerung blieb.
    »Denkt dran!«, schrie er ins Mikrofon. »Denkt immer dran, dass, während ihr da draußen auf der kalten Straße steht, brav eure Pflicht tut und uns sexbesessenen Drogensüchtigen hier drinnen zuseht, wie wir so richtig die Sau rauslassen – denkt immer an eure kleine Frau zu Hause, denn zwischen ihren gespreizten Schenkeln kommt grade ein dreckiger Hell’s Angel hochgekrochen !« Dann eine wilde Lachsalve, auf der Straße deutlich zu hören. »Was haltet ihr davon, ihr nichtsnutzigen Bullen? Kriegt ihr Hunger? Wir bringen euch ein bisschen Chili, wenn noch welches übrig ist. Aber jetzt nicht nach Hause fahren, eure Frauen sollen doch auch ihren Spaß haben!«
    Es zeichnete sich in dem glorreichen Chaos jenes Labour Days nur undeutlich ab, aber die Angels standen kurz davor, eine der besten Beziehungen zu ruinieren, die sie je gehabt hatten. Aus irgendwelchen Käffern Kleinholz zu machen, war mittlerweile kalter Kaffee, und die Polizei schritt hart dagegen ein. Die Hippie-Drogenszene jedoch war eine gänzlich neue Dimension – ein gänzlich anderer Schauplatz –, aber als dann der Vietnamkrieg zunehmend zum heiß diskutierten Thema in der Öffentlichkeit wurde, saßen die Angels bald in einer Zwickmühle.
    Monatelang hatten sie sich auf eine Art politisches Engagement zubewegt, aber das Bild, das sich da bot, war sehr verschwommen, und einer der verwirrendsten Aspekte dabei war ihre geografische Nähe zu Berkeley, dem Bollwerk des Westküsten-Radikalismus.

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