Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
Vom Netzwerk:
öffnen, dann würde ein Typ heraustreten, der bis auf den zufriedenen Ausdruck auf seinem Gesicht ziemlich unscheinbar war. Und dann würde der ungepflegte Kopf einer Nutte auftauchen, und sie würde genau dort in diesem Wagen bleiben; vielleicht würde sie sich etwas anstecken, das geraucht werden konnte, während sie darauf wartete, daß der Parkplatzwächter, mit allen Autoschlüsseln an einem großen Ring, den nächsten Freier zu dem Kombi mit dem Sea-World -Aufkleber auf dem hinteren Kotflügel brachte - was auch immer. Und in der Zwischenzeit arbeitete der Pendler, der das rollende Bordell überhaupt erst in die Stadt gebracht hatte, völlig ahnungslos in irgendeinem Bürosilo in Manhattan.
    »Seit wann läuft dieses nette kleine Unternehmen hier schon?« fragte ich Lionel.
    »Du bist wirklich ganz schön lange fort gewesen, was, Chorknabe?«
    Tja, das war ich, erwiderte ich.
    Dann klärte mich Lionel sehr nüchtern und sachlich über diesen speziellen Geschäftszweig entlang der West Forty-sixth Street auf. »Weißt du, ich glaube, die Mädchen verdienen sich jetzt schon bald zwanzig Jahre tagsüber was dazu, indem sie... na, du weißt schon, Rücksitz-Nummern schieben. Sie stecken dem Typen, der darauf aufpassen soll, daß niemand in die Autos der Landeier steigt, ein paar Dollar zu, und so macht jeder seinen Schnitt, und keiner zahlt irgendwelche Abgaben.«
    »Und die Landeier kriegen nie was davon mit?« Das war eine dumme Frage, und ich wußte es.
    »Schieß los, Hock - was wissen Büroleichen schon von irgendwas? Ich meine, ist das nicht schon ungefähr der halbe Grund, warum es überhaupt so was wie die SCUM Patrol gibt und du einen Job hast?
    Diese Landeier, die latschen jede Woche von montags bis freitags über diesen Parkplatz, und überall liegen alte Gummis rum, und trotzdem kriegen sie nichts mit; sie latschen durch all das andere Elend hier, und auch davon kriegen sie nichts mit, da sie an nichts anderem interessiert sind, als so schnell wie möglich in ihre Autos zu kommen und nach Hause zu rasen, wo sie dann so tun, als hätten sie nichts zu schaffen mit dem Elend von irgendwem in der Stadt. Außerdem, die Mädchen sind schlau genug zu wissen, daß sie mit den Autos vorsichtig sein müssen und nicht zu viele Spuren hinterlassen dürfen.«
    Er deutete über ein paar Reihen auf Autos ein Stück weiter den Zaun hinunter auf der anderen Seite der mittleren Zufahrtsspur und sagte: »Da drüben ist eine Spezialabteilung - wohin die Freier gehen, wenn sie lieber einen knackigen kleinen Jungenarsch bevorzugen.«
    Ich wollte einen Drink.
    Lionel sagte: »Die meisten von denen - zumindest die Mädchen, die Stricher weniger -, leben auf jeden Fall einen Teil des Jahres irgendwo unten im Dschungel. Manche von ihnen werden auch alte Mädchen... Aber hör zu, Hock, dieses alltägliche Laster ist doch nicht das, worüber du heute was rausfinden willst, richtig?«
    »Nein, heute nicht«, sagte ich. »Heute will ich deinen König des Dschungels kennenlernen, der mir vielleicht bei meinem Verdächtigen weiterhelfen kann, der neulich hier runtergelaufen ist. Meinst du, er kann mir helfen?«
    Lionel sagte: »Tja, da werden wir wohl einfach mal abwarten müssen, was? Folge mir, Kumpel.«
    Dann bückte sich Lionel und zog ein Stück des Drahtzaunes zurück, kroch auf die andere Seite und suchte zwischen den großen, schlangenartigen Wurzeln des abgestorbenen Baumes einen sicheren Halt für seine Füße. Ich folgte seinem Beispiel. Von den Baumwurzeln aus arbeiteten wir uns auf etwas nach unten vor, das praktisch eine in die Böschung der Schlucht geschlagene Treppe war, mit Handgriffen und Stufen, die in den steilen Abhang aus Schiefer gehauen waren.
    Und wieder stieg ich in den Styx von Hell’s Kitchen hinab, auch wenn wir jetzt einige Blocks weiter südlich von der Stelle waren, an der ich mich Montag morgen bei der Verfolgung des jungen Burschen befunden hatte, der Father Love niedergeschossen hatte. Und wieder roch es nach verbranntem Müll und Marihuana; hin und wieder hörte ich Ratten durch das braune Unkraut huschen und Wasser plätschern.
    Aber irgendwie war es friedlicher, ruhiger in diesem Teil der Schlucht - dem Dschungel. Hier gab es keine verächtlichen Blicke, die sich wie neulich in meinen Rücken bohrten. Dies hier war, sozusagen, die bessere Gegend des Dschungels - wo es den Bewohnern irgendwie besser ging und wo sie sich auf eine Weise sicher genug in ihrer Umgebung fühlten, um einen Besucher

Weitere Kostenlose Bücher