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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Hals habe, über die ich mir den Kopf zerbrechen muß. Und das ist die Fähigkeit, uns andere in dieser unserer schönen Stadt als das zu sehen, was wir wirklich sind, und nicht als das, was wir uns eifrig einreden zu sein.«
    »O Himmel, du willst, daß ausgerechnet jemand wie ich dir sagt, was ich von den meisten Leuten in diesem New York City hier halte?«
    »Genau das will ich.«
    Lionel rutschte von seinem Barhocker. »Ich hab keine Ahnung, ob das hier jetzt was mit Ursache und Wirkung zu tun hat, Hock, aber urplötzlich muß ich unbedingt aufs Scheißhaus. Ich werde auf dem Thron über meine Antwort nachdenken, okay?«
    Während er fort war, blätterte ich durch Lionels >Post<. Ned Blunden, der Polizeireporter, hatte einen weiteren Artikel über das Attentat auf Father Love und seine Hintergründe geschrieben, was - wenn man nach dem gehen konnte, was in der >Post< stand - irgendwas mit verstimmten Lebensversicherungskunden zu tun hatte, da der Healing Stream Deliverance Temple im Lebensversicherungsgeschäft schwer aktiv war. Was eine Möglichkeit ist, Leuten, die herzlich wenig haben, um es in Spareinlagen und Wertpapiere zu investieren, da so ziemlich alles, was sie besitzen, fürs blanke Überleben gebunden ist, mordsmäßige drei, vielleicht auch dreieinhalb Prozent Zinsen auf ihre Konten zu verschaffen. Und was ein Geschäft ist, das rein technisch gesehen legal ist.
    Im Klatschteil mit den Frauenfotos auf Seite sechs stand ein Artikel über Daniel Prescott. Dort hieß es, daß seine Geldgeber - die keinerlei Schamgefühl kannten und von daher im Geschäft der amerikanischen Politik ungeheuer profitiert haben, was ebenfalls rein technisch gesehen völlig legal ist - ihm zu Ehren eine große Party schmissen, um ihm bei einer gewissen Entscheidung über seine zukünftige politische Karriere behilflich zu sein. Oder um ihn gegen einen kräftigen Prozentsatz der wirklich großen Kohle einzuführen, die heute erforderlich ist, um den einen Amerikaner unter ungefähr zweihundertfünfzig Millionen von uns zu finden, der genug Stärke besitzt, von Küste zu Küste Narren zu ertragen, um am Ende in einem Job zu landen, der die Nachtclubkomiker mehr als jedes andere politische Amt inspiriert.
    Dann kehrte Lionel zur Theke zurück, rutschte auf den Barhocker, setzte eine schmutzige Brille mit dicken Gläsern auf, die seine Augen vergrößerten und noch wäßrigblauer aussehen ließen als gewöhnlich, und er sagte: »Du kennst mich, Hock. Ich bin ein Typ, der seit ungefähr ’57 im Bellevue ein und aus geht, und ich bin auch immer wieder in den Knast gewandert, weil ich mir eine Menge Zeug ausgeborgt hab, das mir nicht gehörte und das ich vergessen hab zurückzugeben... das weißt du.«
    »Ich weiß es.«
    »Und du willst mir trotzdem zuhören?«
    »Ja.«
    »Na, wenn das mal nicht was ganz Neues ist. All die vielen Jahre stecken sie mich ganz allein in kleine Zimmer, was mich dazu zwingt, mehr nachzudenken, als die meisten Leute jemals nachdenken werden, und jetzt fragt mich doch tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben einer von euch nach meiner Meinung. Nur weil ich stehle, sagt die Gesellschaft, wäre ich ein krimineller Irrer, und jetzt bist du hier, ein Cop, und bittest mich, dir zu helfen, indem ich dir die Ergebnisse von all der Zeit erzähle, die ihr mich gezwungen habt, tief in Gedanken versunken zu verbringen.
    Das gefällt mir! Ich glaube, genau das ist es, was ich noch viel mehr brauche als Geld, weißt du? Also, ich habe beschlossen, dir zu erzählen, was sich zum ersten Mal in meinen Kopf geschlichen hat, als ich eines Nachts im Bellevue an ein Bett gefesselt worden war.
    Also, das denke ich von eurer Gesellschaft, von euch Leuten mit euren Jobs und euren Häusern und euren Wählerregistrierungskarten: Ihr alle seid so was wie Passagiere in einem Zug, von dem ihr natürlich glaubt, er würde euch gesund und wohlbehalten an irgendeinen Ort bringen. An einen Ort wie den, den man den Amerikanischen Traum< nennt.
    Nur, keiner von euch will weiter die Tatsache beachten, daß euer Zug drauf und dran ist zu entgleisen - und vorne habt ihr einen Lokführer sitzen, der euch sagen wird - falls ihr euch überhaupt die Mühe macht zu fragen -, daß ihr noch nie eine so gute Fahrt hattet.«
    Lionel genehmigte sich einen weiteren Whisky, und ich folgte seinem Beispiel.
    Und ich sagte: »Wo wir gerade von Zügen reden, das ist die dritte Sache, nach der ich dich fragen wollte.«
    Ich erzählte Lionel von meiner

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