Hell's Kitchen
hat vor ungefähr einem Monat einen Schreiner vorbeigeschickt«, sagte die junge, rothaarige Frau.
»Nur, der Schreiner sah irgendwie komisch aus, gar nicht wie ein Schreiner. Und dann wurde mir klar, daß das einzige Werkzeug, das er bei sich hatte, dieser große, schwere Hammer war. Er hatte nicht mal einen Werkzeugkasten, dieser Kerl.
Als ich dann also aus meiner Wohnungstür trete, weil ich gesehen habe, wie er draußen im Flur munter an der Treppe rumhämmert, frage ich ihn, was er eigentlich glaubt, da zu tun. Er schaut zu mir auf und sagt: > Lady, der Vermieter hat mich hergeschickt, damit ich die lockeren Treppenstufen reparieren Ich sage diesem Typ mit dem Hammer, daß wir keine lockeren Treppenstufen haben, und dann knurrt er mich an und steht auf und kommt die Treppe rauf und sagt: >Lady, Sie wollen doch ganz bestimmt keinen lockeren Kopf haben, Süße, oder?< «
Die Menge tobte, und es klang sehr häßlich und sehr gewalttätig, und die junge rothaarige Frau fuhr fort, und ich sah, daß Mary Rooney hinter der Bühne stand und Notizzettel in der Hand hielt. Und Mary Rooney hüpfte von einem Bein auf das andere, teils, um sich warm zu halten, teils vor lauter Aufregung.
»Tja, ich bin dann sofort in meine Wohnung zurückgelaufen, habe die Notfallnummer der Polizei angerufen und gesagt, daß ein Kerl mit einer Waffe hinter mir her ist... Natürlich hat’s dann ungefähr zwanzig Minuten gedauert, bis die Cops endlich gekommen sind...«
Und daraufhin stieß die Menge einen kehligen, scheußlichen Laut aus.
»Während all dieser Zeit hat der sogenannte Schreiner irgendwo im Treppenhaus weiter vor sich hin gehämmert. Und als die Cops dann schließlich da waren, hat einer der Officer mit dem Burschen geredet, und der andere ist die Treppe zu meiner Wohnung raufgekommen.
Und wie sich natürlich herausstellte, hatte Griffiths aus Gott allein weiß was für Gründen tatsächlich diesen Burschen mit dem Hammer vorbeigeschickt, und der Kerl hat einfach frech gelogen und behauptet, er hätte mich überhaupt nicht bedroht, und die Cops haben gesagt, es gäbe wirklich nichts, was sie da tun könnten...
Tja, ein paar Wochen später hat’s dann im Treppenhaus und auf den Korridoren so übel gestunken, daß wir alle schon geglaubt haben, in den Wänden lägen überall tote Ratten... Dann dämmerte mir was, und ich habe dem Mann meiner Nachbarin erzählt, was ich dachte, und er reißt die Treppe auf, wo dieser vermeintliche Schreiner des Vermieters angeblich seine Reparaturen durchgeführt hat, und er findet Papiertüten voll verfaulender Sardellen.
So - Nachbarn und Freunde -, was haltet ihr von diesem feinen Geschäftsgebaren der Empire Properties und unseres lieben Vermieters, wer auch immer das zum Teufel ist. Und ich hoffe, er sieht jetzt zu!«
Und die junge rothaarige Frau hob den bösen Finger für die Fernsehkameras. Und die Menge reagierte lautstark und zustimmend auf ihre Geste der Verachtung.
Und ich bemerkte Blaulicht, das auf ein Stück des Stahlzaunes reflektiert wurde. Ich drehte mich um und sah, wie zwei Streifenwagen des Midtown-North Precinct in der Nähe des Parkeinganges anhielten und wir von den Beamten in den Wagen gemustert wurden. Dann fiel mir auf, daß dies unsere einzige Polizeipräsenz war, also ging ich zu einem der Wagen hinüber, wies mich den darin sitzenden uniformierten Beamten aus und fragte, ob zufälligerweise eine Genehmigung für die Demonstration vorläge.
Nein, die gab es nicht. Anscheinend hatte sich Mary Rooney dieses kleine Detail geschenkt, was durchaus juristische Schwierigkeiten für sie und jeden anderen bedeuten konnte, der auf die Bühne trat, um die Menge aufzuhetzen. Andererseits war es aber auch äußerst illegal, im Park mit Drogen zu handeln, doch allem Anschein nach wurde diese Sünde in diesem Teil von Gotham immer noch begangen. Dennoch hielt ich es für eine gute Idee, Mary Rooney zu überreden, der Veranstaltung ein Ende zu machen und den Ball das letzte Stück von den Fernsehnachrichten weiterkicken zu lassen.
In der Hoffnung, Mary Rooney zu erwischen, bevor sie selbst vor das Mikrophon trat, um ordentlich loszulegen, schob ich mich durch die Menge langsam auf die Bühne zu. Aber leider zu spät.
Da stand sie, die winzige alte Dame, die unter mir wohnte und Briefe an verstorbene Verwandte auf der anderen Seite schrieb und fast schon selbst in die Gesellschaft dieser Verwandten zu entschwinden schien. Jetzt funkelten ihre Augen im hellen
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