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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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»Ich frage Sie noch einmal: Was für eine Kanzlei haben Sie hier eigentlich?«
    »Eine von der langweiligen Sorte. Kleine Delikte, Verträge, Versicherungen. Solche Sachen eben.«
    »Geschäftlich geht es Ihnen aber gut, Junior?«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Hockaday?«
    »Haben Sie heute abend noch einen wichtigen Termin?«
    »Nein, habe ich nicht. Ich will einfach nur wissen, womit ich Sie aus meinem Büro bekomme.«
    »Wieso fragen Sie mich nicht noch mal, ob ich einen Drink möchte?«
    »Nein, ich glaube nicht, daß ich das tun werde. Ich glaube vielmehr, ich werde Sie einfach fragen, was zum Teufel Sie hier und jetzt von mir wollen.«
    »Tja,« sagte ich, »wie wär’s mit einer Liste Ihrer Mandanten?«
    Waterman drückte einen Knopf auf seinem Cheftelefon, und die geisterhafte Stimme seiner Sekretärin sagte: »Sir?«
    »Bitte bringen Sie Detective Hockaday die Liste unserer Mandanten.«
    Und dann nahm er seinen Finger von dem Knopf der Gegensprechanlage und fragte: »Warum nicht... Was kann es schaden?«
    »Ich weiß es nicht, Junior, was denn?«

24

    Es gibt ein deutlich erkennbares Innehalten an einem bestimmten Moment am frühen Abend im Hell’s Kitchen Park, der von meiner Wohnung aus nur ein kurzes Stück die Tenth Avenue hinauf liegt. Es ist die Zeit, wenn der Tag in die Nacht übergeht, gleichgültig, was die Sonne zu diesem Thema zu sagen hat.
    Die Beleuchtung auf dem Ballspielplatz wird automatisch von einem Computerterminal irgendwo in der Verwaltung der städtischen Parks ausgeschaltet, und die Spieler vergeuden nicht viel Zeit, um zu verschwinden. Leute aus dem Viertel, die mit ihren Hunden oder einfach nur so Spazierengehen, werden etwas flotter, wenn sie vorbeikommen. In den wärmeren Monaten ist jeder, der in der Nähe draußen auf einer Treppe sitzt, gut beraten, sich jetzt ins Haus zurückzuziehen und die Lautstärke des Radios oder Fernsehers hochzudrehen, um die beunruhigenden Geräusche zu übertönen, die bald kommen werden. Penner, die aus ihren Muskatellerträumen aufwachen, erheben sich wie hölzerne Geister von den Parkbänken und schlurfen dann in die Randzonen der Dunkelheit davon - die meisten von ihnen, wie ich inzwischen erfahren habe, runter in die Höhlen und Hütten und kalten Räume zwischen den Felsen des Dschungels.
    Und dann liegt der Hell’s Kitchen Park für ein paar merkwürdige Augenblicke außerhalb des Rhythmus des Tages unschuldig und leer da. So unschuldig und leer wie all die Behauptungen der Politiker in New York und Albany und Washington, daß die Regierung und andere vergleichbare Mächte des Guten sich im Krieg befinden mit dem, was die ganze Nacht über bis zum Morgengrauen in diesem Park vor sich geht.
    Der Tagesanbruch im Hell’s Kitchen Park beginnt sehr häufig damit, daß jemand eine Leiche findet, die noch bis vor kurzem jemand gewesen war, der nicht einfach nein sagen konnte zu den jungen Männern in Kapuzen-Sweatshirts und offenen Basketballturnschuhen, die plaudernd zusammenstanden. Brauchst du was, Mann?... Ich hab Speed da... Du willst Reds ?... Strawberry?... Ich hab auch China White da, Mann, klasse H... Ecstasy!... Yo, zieh dir Crack rein, Mann, zieh dir Crack rein... Yo, geh vorbei, und du wirst nicht high... Der Tagesanbruch im Hell’s Kitchen Park ist Amerikas Morgen.
    Und jeder Morgen in Amerika bringt die vorbereiteten Reden der Politiker über das Übel von Dope und Dopesüchtigen, die den Hell’s Kitchen Park genausowenig reinigen, wie eine Sonntagspredigt über gefallene Frauen die Gemeinde keusch werden läßt. Und während die Redenschwinger weiter ihren Sermon herunterleiern, gibt es viele andere, die darüber nachdenken, den Pushern in den Kapuzen-Sweatshirts auf den Leib zu rücken und sie als Zwischenhändler in einem riesigen, das ganze Land umfassenden Wirtschaftszweig zu organisieren, Leute, die das ganze Unternehmen als eine ausgezeichnete Möglichkeit sehen, viele weitere normale Geschäftsvorhaben zu kapitalisieren. Was üblicherweise unter dem Begriff Bankwesen bekannt ist.
    Ich bin nicht der einzige Cop, der aufgrund seiner tagtäglichen Erfahrung sagen kann, daß Dekadenz auch nicht die geringste Chance hätte, gäbe es nicht die Moralisten in hohen Ämtern. Und ich bin auch ganz sicher nicht der einzige Cop, der meistens wegschaut, da andernfalls auch nicht besonders viel dabei herauszukommen scheint.
    Doch sollte je der Tag kommen, an dem vielleicht der Präsident der Vereinigten Staaten - ein Bursche, der von

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