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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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sich behauptet, bei dieser Anti-Drogen-Sache so knallhart zu sein, daß er sogar seine eigene Präsidentenpisse in einen Pappbecher getröpfelt hätte, damit ein offizieller Chemiker der Vereinigten Staaten bestätigen kann, daß er, bei Gott, kein Drogenfreak ist - einen ganz normalen Cop wie mich fragen würde, wie es kommt, daß Drogen so amerikanisch sind wie Apple Pie, dann hätte ich ihm zwei Dinge zu sagen: Wenn die Leute, denen die Regierung gehört, jemals ernst damit machen wollen, das bei weitem größte Geschäft in Amerika auszumerzen, dann werden die Banken von einem Ende des Landes bis zum anderen auf den Kopf gestellt werden müssen, um all die Geldwäschereien und Steuerhinterziehungen aufzuspüren, die hier im Gange sind - was exakt das ist, wie die Feds schließlich Capone festnageln konnten. Und zweitens weiß jeder in meinem Viertel und in all den Hell’s Kitchens überall sonst ganz genau, daß eine Pfeife Crack weniger kostet als eine warme Mahlzeit.
    Daher meide ich heute meistens den Park. Hauptsächlich, weil es mein nicht mehr so junges Herz so sehr schmerzt, mitansehen zu müssen, was dort vor sich geht, nachdem ich schließlich wieder nach Hause, nach Hell’s Kitchen gekommen bin. Und außerdem ertrage ich es einfach nicht, mir die Sprache der kleinen Wichser mit ihren ausdruckslosen Gesichtern anhören zu müssen, die sich im Park rumtreiben und Bier trinken und Joints rauchen und nur darauf warten, daß etwas - irgend etwas - passiert. Nicht weil ihre Sprache laut und vulgär ist, sondern weil sie so ausgesprochen schwachsinnig und sich ständig wiederholend ist.
    Aber heute abend war ich der Meinung, daß ich im Hell’s Kitchen Park aufkreuzen mußte. Denn genau dort hatten Mary Rooney und die Mieter meines Hauses, die ausnahmslos so freundlich gebeten worden waren, sich selbst zu entfernen, die Nachbarschaftskundgebung geplant, um gegen all die lausigen Dinge zu protestieren, die sich die Vermieter in Hell’s Kitchen in letzter Zeit einfallen ließen, das Leben im Viertel für diejenigen von uns, die zu unvernünftig oder zu arm oder zu unerschrocken oder zu starrsinnig und stur waren, an einen anderen Ort zu ziehen und dort zu leben, um so qualvoller und unerträglicher zu machen.
    Als ich Watermans Kanzlei in der East Side verlassen hatte und mich dem Park näherte, ging es bereits auf acht Uhr und die Zeit der großen, erkennbaren Pause im normalen Tageszyklus dieses Ortes zu. Nur daß ich genau wußte, als ich noch einen ganzen Block vom Park entfernt und außer Sichtweite in einem Taxi saß, das eine Seitenstraße hinunterfuhr und dessen Fenster hochgekurbelt waren, während aus dem Radio des Fahrers Salsa plärrte, daß der heutige Abend im Hell’s Kitchen Park ganz und gar nicht normal sein würde.
    Die Luft war kalt und klar, und von der Tenth Avenue wehten die elektronisch verstärkten Klagen der Mieter des Viertels herüber, die einer nach dem anderen vor ein Mikrophon traten, das auf einer provisorischen Bühne stand, um der ganzen Stadt zu sagen, daß sie stinksauer waren und sich in Zukunft nichts mehr gefallen lassen würden. Normalerweise wäre der Park jetzt stockfinster gewesen, weil die Drogendealer darauf achteten, die Straßenlaternen der näheren Umgebung ausgeschossen zu halten. Doch heute abend war der Park in grelles Scheinwerferlicht des Fernsehteams getaucht, damit die laufenden Kameras alles für die Elf-Uhr-Nachrichten mitbekamen.
    Es mochten an die fünf- oder sechshundert Leute gewesen sein, was für einen kleinen Nachbarschaftspark eine ziemlich große Menschenmenge ist. Was alles nur noch fiebriger und daher für die Kameras sensationeller machte.
    Gerade als ich den Park betrat, stand hinter dem Mikrophon ein alter Knabe mit zornig gerötetem Gesicht und einem massigen, vorspringenden Kinn wie Mussolini, und er hatte auch die gleiche, energisch schlagende Gestik der rechten Hand drauf. Er hielt eine empörte Rede über die Vorgänge in dem Haus, in dem er wohnte, das, wie sich herausstellte, unmittelbar neben meinem lag und das, wie sich ebenfalls herausstellte, in Person des verstorbenen Howie Griffiths von der Empire Properties verwaltet wurde.
    »Genau so hat’s bei uns angefangen«, brüllte der alte Knabe. »Zuerst kein Wasser mehr, dann keine Heizung, dann keine Flurbeleuchtung, und zuletzt feuert er den Hausmeister... Als nächstes schickt uns der Vermieter eine ganze Truppe Nutten ins Haus, die sich in den drei Zimmern im ersten Stock

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