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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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breitmachen, was uns rund um die Uhr eine Horde sturzbesoffener Freier ins Haus bringt...«
    Der alte Knabe drosch auf die Luft ein und hielt sich mit seinen dicken Fingern die Nase zu und fuhr fort: »Und es ist ein fürchterliches Geknalle und Gepoltere da unten, rauf und runter geht’s die Treppen, und dann fangen sie an, bei jedem an die Tür zu hämmern... Die müssen verrückt sein, diese stinkenden Freier, die müssen glauben, alle Frauen im Haus wären Nutten wie die Nutten des Vermieters! Und vielleicht meint ihr jetzt, das alles wäre ziemlich komisch, daß unser Haus von den Nutten und Freiern kaputtgemacht wird - aber ich sage euch, wir sind alles ehrliche Menschen, und wir sind in unserem Alter nicht mehr so stark, und wir haben eine gottverdammte Angst!«
    Eine Menge Männer in der Menge fingen dabei an zu pfeifen und zu brüllen, und alle Frauen feuerten den wütenden Mussolini-Doppelgänger an. Und dann schaute ich mich aus reiner Gewohnheit am Rand der Menge um und entdeckte natürlich auch sofort einen Taschendieb, der Leder aus Gesäß- und Handtaschen mitgehen ließ.
    Also fing auch ich an zu klatschen und zu jubeln und bewegte mich langsam seitwärts zu der Stelle hinüber, wo der Taschendieb seinem Job mit einer geschickten rechten Hand nachging. Nicht die schnellste, die mir je begegnet war, aber schon ganz gut. Als ich nahe genug bei ihm war, stieß ich ihn mit meiner Schulter an, gerade als er die Handtasche von irgendwem in der Pfote hatte und Geld rausfischte. Alles fiel heraus auf den Boden.
    »Paß doch auf, Kumpel«, zischte er mich an.
    Ich starrte einfach nur ihn und das Geld an, das er in der Hand hielt, und sagte: »He, Bruder, kannst du mir davon nicht was abgeben? Die Zeiten sind hart, weißt du?«
    »Verpiß dich und such dir einen Job, Arschloch!«
    Und dann drehte er sich um und wollte mich stehenlassen. Ich klemmte sofort eine Hand in seinen Nacken und überredete ihn, mich wieder anzusehen, damit er die goldene Marke an der Kette um meinen Hals sehen konnte, die ich jetzt aus meinem Kragen zog.
    Als ich dann die Marke losließ, griff ich nach unten, als er gerade nicht hinschaute, und packte seine rechte Hand und ganz speziell seinen Mittelfinger. Den ich zurückbog, bis ich ein leises Knacken hörte, das ich sogar im Tumult von Mary Rooneys Protestkundgebung hörte, da ich einfach weiß, auf was ich lauschen muß, wenn ich zu so etwas gezwungen werde. Außerdem trat ein Ausdruck äußersten Unbehagens in die Augen des wirklich nicht sehr netten Taschendiebes.
    »Oh, heilige Scheiße, das ist Polizeibrutalität!« zischte er.
    »Nein, ganz und gar nicht«, sagte ich. »Polizeibrutalität wäre es, wenn ich dich ein paar der kräftigeren Burschen in dieser wütenden Menge übergäbe, die hier um uns herum versammelt ist, und sie entscheiden ließ, was mit dir passieren soll.«
    Er schien kleiner zu werden, als er mich anzischte. Ich drückte seinen inzwischen sehr lockeren Finger weiter nach hinten, riß ihn dann nach vorn, um ihn anschließend sofort wieder zurückzubiegen.
    »Ach, du heilige Scheiße...!«
    »Was ich hier also wirklich mache, ist, dir das Leben zu retten. Und was ich von dir erwarte, da du mir ja dein Leben verdankst, ist, dich jetzt zu bücken und die Handtasche aufzuheben, die du gerade noch in der Hand hattest, und sie zurückzugeben.«
    »Was zum Teufel noch -?«
    »Diskutier nicht mit mir, andernfalls ist gleich dein Daumen dran, Kumpel, und ich kann dir sagen, das ist sogar noch schlimmer als das, was du jetzt durchmachst.«
    Keuchend bückte er sich und hob die Handtasche auf, als ich seinen Finger losließ. Und dann tippte er einer Dame auf den Rücken und sagte: »Haben Sie das fallen lassen, Ma’am?« Und sie nahm ihre Handtasche und drückte sie dankbar an ihre Brust, lächelte den Mann mit dem lockeren Finger freundlich an und warf mir einen dreckigen Blick zu.
    Und dann lief der Taschendieb weg, und ich schaute ihm nach und hatte ein leicht schlechtes Gewissen, so kurz vor den Feiertagen einen Mann arbeitsunfähig gemacht zu haben.
    Inzwischen stand eine junge Frau mit roten Haaren und einem roten Mantel auf der Bühne, und sie brüllte heraus, was der Vermieter mit ihrem Haus anstellte, das an der Ninth Avenue und ein paar Blocks vom Ebb Tide entfernt lag und ebenfalls, wenig überraschend, von der Empire Properties verwaltet wurde.
    »Dieser fette kleine Kerl vom Vermieter - dieser Griffiths, über den wir schon soviel gehört haben -, der

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