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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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hing.
    »Ich werde es so kurz wie möglich machen«, begann Neglio, als wir es uns bequem gemacht hatten. »Und zwar aus zwei Gründen. Erstens, viele Details kann ich Ihnen nicht geben. Zweitens, ich bin praktisch schon auf dem Weg zum JFK und einer Maschine nach Bimini, um mal ein bißchen Sonne zu tanken. Sind Sie schon mal auf Bimini gewesen, Hock?«
    »Ich tanke meine Sonne draußen in Far Rockaway«, erwiderte ich tonlos.
    Neglio zuckte mit den Achseln.
    Ich sagte: »Also, um was geht’s?«
    »Um was geht’s immer?«
    Und ziemlich genau so ist es bislang bei jedem heiklen Fall gewesen, den ich bearbeitet habe. Ich habe es immer mit der gleichen Sache zu tun. Es ist schon die halbe Miete bei der Aufklärung eines Falles, wenn man herausfindet, welche dunklen Informationen mir von demjenigen vorenthalten werden, der an der Lösung des Falles interessiert ist - in diesem speziellen Fall war es mein eigener Inspector Neglio, was bedeutete, die Sache mußte extrem heikel sein.
    Ich sagte: »Angenommen, meine erste wilde Vermutung umfaßt einen ordentlichen Batzen Geld in kleinen Scheinen und nicht fortlaufenden Seriennummern, die in den schwitzenden Pranken von jemandem gelandet sind, der auf der städtischen Gehaltsliste steht? Könnte ich mich dann einen Detective nennen, der zumindest teilweise in der richtigen Richtung denkt?«
    »Sie sind gut, Hock. Sie sind sogar sehr gut.« Und dann zog er einen Briefumschlag aus der Brusttasche seiner Anzugjacke. Bevor er ihn mir gab, sagte er: »Allerdings bin ich nicht sicher, ob wir diesmal ausschließlich über Geld reden, was im allgemeinen unkompliziert ist. Wir reden hier über Morddrohungen, die irgendeine miese kleine Wanze da draußen losgelassen hat, jemand, der gottverdammt verrückt sein muß.«
    Meines Wissens hatte bislang niemand eine wissenschaftliche Untersuchung über die Häufigkeit von Morddrohungen in New York angestellt. In einer ruhigen Nacht eines angenehmen Monats auf einer netten, von Bäumen gesäumten Straße in Staten Island oder Queens passierte es vielleicht zwölf- oder dreizehnmal die Stunde. Das wäre dann das untere Ende der Skala. Hier und da in der Stadt gibt es allerdings erheblich rachsüchtigere Viertel. Ich habe schon in vielen Revieren gearbeitet, und unabhängig von der jeweiligen Atmosphäre der Gegend wird eine leere Morddrohung nahezu immer mit niedriger Priorität behandelt. Leute, die keine Cops sind, halten das für gefühllos und schockierend, bis man sie darauf aufmerksam macht, daß nur sehr wenige Morde vorsätzlich geplant werden, daß nur sehr wenige Morde mit Drohungen beginnen, was auch immer anderes in Kriminalromanen behauptet wird; und daß jemand, der das Maul darüber aufreißt, einen anderen umzulegen, genau in diesem Augenblick ungefähr vierundneunzig Prozent der für die tatsächliche Ausführung der Drohung erforderlichen aufgestauten Wut losgeworden ist.
    Natürlich kann man mit all diesen Weisheiten auch völlig danebenliegen, wenn die Drohung gegen jemanden mit dem empfindsamen Gehör eines Burschen wie Inspector Neglio oder eines seiner feinen Freunde gerichtet ist.
    »Ist das da für mich?« fragte ich und deutete auf den Umschlag. Neglio gab ihn mir.
    »Schon mal von einem Kerl namens Father Love oben aus Harlem gehört, der einen cleveren Weg gefunden hat, keine Steuern zahlen zu müssen?«
    »Der Jesus-Freak aus dem Radio?«
    »Genau das ist der Mann. Most Reverend Father Love vom Healing Stream Deliverance Temple.«
    Ich riß den Umschlag auf und fand darin vier orangefarbene Visitenkarten - genau die gleichen wie die, die ich gestern unter Buddy-Os Bett gefunden hatte:

    FÄLLT MANNA VOM HIMMEL?
    DIE CHANCE!!!

Verschaffen Sie sich Ihr persönliches Vermögen, jetzt und hier! Ich bin der richtige Mann, der Ihnen sagt, wie!

    Aber die Karten, die Neglio mir gegeben hatte, waren auf der Rückseite nicht leer wie die aus Buddy-Os Zimmer. Auf jede war hinten fein säuberlich mit Bleistift ein Bibelzitat geschrieben worden. Und unter jedem Zitat stand, in wütenden schwarzen Strichen eines dicken Filzschreibers, die Drohung: »STIRB, FATHER LOVE.«
    Als ich aufschaute, sagte Neglio: »Wir sind hinter jemandem her, der höchstwahrscheinlich in Ihrem Kiez rumläuft. Wir reden hier von einer Wanze, und Sie sind der beste Mann, den ich für den Job habe, sich in den Kopf einer Wanze zu versetzen.«
    Und dann sagte er noch eine Menge anderer Dinge, von denen mir im Augenblick nichts besonders wichtig war.

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