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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Was auch gut so war, da ich mich sowieso auf nichts anderes als das Bild des erwürgten Buddy-O mit den hervorgequollenen Augen konzentrieren konnte.
    »Woher kommen die?« fragte ich schließlich.
    »Sie sind an vier aufeinanderfolgenden Sonntagen in Briefumschlägen bei der Kollekte in der Kirche aufgetaucht. Father Love und seine Truppe verteilen diese Karten in der ganzen Stadt, um das Geschäft anzukurbeln. Wir haben also einen unzufriedenen Kunden. Vielleicht ist er von Father Love kräftig ausgenommen worden. Vielleicht hat er sich übel verletzt, als er seine Krücken weggeschmissen hat, nachdem der Padre an einem Sonntag die Wunderheilernummer abgezogen hatte. Vielleicht ist er gerupft worden, bis nichts mehr da war, und seine Alte hat ihn verlassen. Wer weiß? Jedenfalls rennt die Wanze jetzt irgendwo dort draußen mit Mordplänen herum.«
    »Woher haben Sie diese Karten?« erkundigte ich mich.
    »Ich habe sie über einen Freund erhalten.«
    »Ein gemeinsamer Freund von Ihnen und Father Love?«
    »Richtig.«
    »Und Sie werden mir nicht verraten, wer dieser Freund ist?«
    »Nein.«
    »Aber es ist ein hochkarätiger Freund?«
    »Ich denke ja gar nicht dran, mit Ihnen Frage und Antwort zu spielen, Hock. Wie ich schon sagte, ich will nach Bimini. Und wie ich ebenfalls sagte, der Fall ist heikel.«
    »Also einfach die Wanze finden, richtig?«
    »Richtig. Ab sofort arbeiten Sie exklusiv an diesem Fall. Sie quetschen Ihre Spitzel aus. Wenn Sie wollen, kriegen Sie mehr Geld zum Schmieren. Sie überprüfen die Absteigen und Perversenschuppen und was Ihnen sonst noch alles einfällt. Sie erstatten ausschließlich mir Bericht. Ich will diesen Scheißer, und ich will ihn schnell.«
    Natürlich beschloß ich, Neglio fürs erste nichts von der Sache mit dem Mord an Buddy-O zu erzählen und von meiner Vermutung, es gebe eine Querverbindung zu Father Love. Da der Boss mir nicht alles sagen konnte oder durfte, was er wußte, war er im Augenblick auch nicht imstande, in Erwägung zu ziehen, was ich bereits wissen oder noch erfahren könnte. Falls überhaupt, dann ergibt sich eine umfassende Enthüllung aller Fakten bei heiklen Fällen nur langsam. Wir wußten beide, wie so was lief.
    Neglio sah mir an, daß ich fand, er wäre sogar noch weniger hilfsbereit als üblich. »Hören Sie«, sagte er, »ich weiß tatsächlich nicht viel, außer daß es wahrscheinlich wirklich verdammt kompliziert wird.«
    »Ja, von Kompliziertheit habe ich schon mal was gehört. Glauben Sie, ich wäre gerade erst mit einem Pottschnitt aus den Karpaten in die Stadt gekommen?«
    »Nein...«
    »Sie müssen mir schon was geben, womit ich Weiterarbeiten kann«, sagte ich. »Es wäre zum Beispiel nicht schlecht, einen Namen zu erfahren.«
    »Samuel Waterman. Das ist der richtige Name von diesem Padre. Sagt Ihnen das was?«
    »So aus dem Stand nicht, nein. Sollte es?«
    »Nein.«
    »Verraten Sie mir was anderes. Geht’s hier um Politik?«
    Und als Neglio darauf antwortete, geschah es mit viel Gezischei und Gehauche, so als könnten bedeutungsvolle Worte von viel heißer Luft verdeckt werden. »Tja, die Politik... Da schneiden Sie ein sehr weites Thema an. Ist schon ein merkwürdiges Gespann - Geld und Macht. Es gleicht in vielem der Religion, finden Sie nicht auch? Die Angst der vielen und die Gerissenheit der wenigen?«
    Ich vermute, er wollte mir damit etwas sagen, aber zum damaligen Zeitpunkt verstand ich nicht. Also schenkte ich es mir, Neglio weitere Fragen zu stellen. Ich saß da und starrte auf die Karten, die er mir gegeben hatte. Und Neglio saß da und sah betont auf seine Uhr, was ich so interpretierte, daß unser Gespräch beendet war. Was stimmte.
    »Wann waren Sie zum letzten Mal in der Kirche?« fragte Neglio.
    »Bei meiner Hochzeit. Man hat mir gesagt, daß Ehen im Himmel geschlossen werden.«
    »Wir kriegen alle mal schlechte Informationen, Hock. In diesem Leben müssen wir solche beschissenen Tips verzeihen und vergessen.«
    Ich sagte ihm, daß dies ein besserer Rat sei als der, den der Priester erteilt hatte.
    »Jedenfalls«, sagte Neglio, »morgen ist der Tag des Herrn, und ich würde es wirklich sehr begrüßen, wenn ich wüßte, daß Sie oben im Healing Stream Deliverance Temple an der Arbeit sind.«

    Also hatte ich meinen Marschbefehl.
    Im Fahrstuhl auf dem Weg aus dem Büro und zurück auf die Straße, wohin ich gehöre - und während ich über den armen alten Buddy-O, einen Radioprediger aus Harlem, den eine kleine Wanze am

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