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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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mit Barkeepern, die in den bis zum Morgen geöffneten Schuppen am Times Square Feierabend gemacht hatten, mit Portiers in ihren kastanienbraunen Livrees auf dem Weg zur Tagesschicht in den schicken Apartmenthäusern Uptown, die eigene Namen hatten, dem einen oder anderen liebenswürdigen Säufer, und dann war da noch eine mir bekannte altmodische Broadwaytänzerin namens Mona.
    Mona hockte vor einer Tasse Kakao und einem glasierten Doughnut und las die >Post<, dieses billige Revolverblatt, das sie vor sich auf der Theke ausgebreitet hatte; wenn irgend möglich, enthielten die Schlagzeilen die Worte Horror und Oma und Irrer. Auf dem Hocker neben Mona saß ein Typ in einem Burberry-Trench-Imitat, der aussah, als gehörte er gar nicht her, der aber trotzdem sein Bestes gab, sie fleißig anzubaggern.
    Es roch nach Würstchen und Eiern, Hamburgern, fritierten Zwiebelringen und Kaffee, der genaugenommen nicht der beste der Welt war. Ich sah Petes Kopf und Schultern auf der anderen Seite der Durchreiche, wo er trotz seiner fünfundsiebzig Jahre immer noch vierzehn Stunden täglich als sein eigener Koch arbeitete.
    Mona hatte die Schnauze von ihrem Bewunderer voll. Sie schaute von ihrer Zeitung auf und sagte: »Wieso verpißt du dich nicht einfach, Ekeltyp?« Und mir warf sie mit hochgezogener Augenbraue einen Blick zu. Der Typ in dem Anzug sah mich an und machte dann einen Abgang. Also setzte ich mich auf den freigewordenen Hocker.
    »Das ist heutzutage eines der größten Probleme in dieser Stadt«, sagte Mona, nachdem sie mich begrüßt hatte. »So was wie Höflichkeit gibt’s kaum noch.«
    »Da hast du allerdings recht.«
    »Und ob ich gottverdammt recht habe.«
    Eine Kellnerin mit einem feuchten Lappen blieb vor mir stehen, wischte die Krümel von der Theke und stellte einen Becher Kaffee vor mich. An den Träger ihrer Schürze - genau auf der Wölbung ihrer rechten Brust - war ein Schildchen in der Form eines Nikolauses geheftet, und da stand »Wanda«. Ich sagte Wanda, daß ich einmal die Nummer Zwei und meine Freundin Mona noch einen Kakao bekam. Wanda ließ ihren Kaugummi platzen.
    »Wie geht’s dir denn so?« fragte ich Mona.
    »Ach, ich weiß nicht, irgendwie beschissen, wenn du mich schon fragst.«
    »Was ist denn los?«
    Sie seufzte. »Ich weiß, es hört sich bestimmt verrückt an, aber in letzter Zeit habe ich so das Gefühl, als wäre ich eines dieser hübschen alten Gebäude in der Stadt, die einer Abrißbirne genau im Weg stehen. Weißt du, so wie die alte Pennsylvania Station, die einfach abgerissen und weggeschmissen wurde, oder wie das Morosco und die Helen Hay es Theatres, die plattgemacht worden sind, um Platz für das Marriott Marquis zu machen, das vermutlich in Omaha ganz toll aussehen würde.«
    Ich sagte, ich wüßte genau, was sie meinte.
    Wanda brachte meine Bestellung. Ich aß, und Mona sah mir eine Weile zu. Als ich aufschaute, entdeckte ich ein überwältigendes Lächeln auf ihrem Gesicht.
    Und sie sagte: »In deinem geistigen Aktenschrank, wie hast du mich da eingeordnet, Hock? Vielleicht unter >Broadway Babe    Ich konnte nichts sagen, mit den unzerkauten Eiern und dem Toast im Mund.
    Mona nickte für mich ein Ja und sagte dann: »Aber... hast du überhaupt eine Ahnung, wo Mona Morgan herkommt? Hast du überhaupt eine echte Vorstellung davon, was ich will?«
    Ich tat so als ob, zugegebenermaßen. Pech für mich. Mona wußte, was ich dachte, und lachte leise über mich. Aber es war ein tolerantes und freundliches Lachen. Sie schaffte es, daß es mir gefiel.
    Ich schluckte und sagte: »Ich würd’s gern wissen, wenn du’s mir erzählst.«
    »Und vielleicht werde ich das auch eines Tages mal tun. Du mußt mich dran erinnern.«
    »Klingt, als könnte das noch eine ganze Weile dauern.«
    »Oh, ich glaube, du wirst das für eine sinnvoll verwendete Zeit halten«, sagte sie. »Wenn ich außerhalb des Clubs einen Gentleman unterhalte, mache ich es auf die altmodische Art, weißt du? Ganz vornehm. Wenn ein Gentleman meine Show sieht, wenn er mir Blumen mit einer Karte in die Garderobe schickt, wenn er in irgendeinem netten Restaurant mit mir essen geht, dann höre ich ihm zu, und vielleicht bringe ich ihn sogar zum Lachen...
    Ich lache sogar selbst ein bißchen. Später landen wir dann vielleicht in meiner Wohnung. Natürlich nehme ich gern Trinkgeld an. Das ich im übrigen auch verdiene. Wenn der Gentleman morgens nicht geht und sich pudelwohl fühlt, dann ist der Bursche tot.«
    Ein oder

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