Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
Vom Netzwerk:
jun.

7

    Nachdem ich ihn aufstehen ließ, ihm die Handschellen abgenommen und er seinen Borsalino aus dem Matsch aufgehoben hatte, fragte ich daher: »Wie wär’s, wenn Sie mir jetzt mal die Wahrheit sagten? Was soll das, mich zu beschatten?«
    »Bin ich immer noch verhaftet?«
    »Darüber denke ich noch nach, Counselor.«
    Waterman rieb sich die Handgelenke und schenkte mir ein weiteres seiner verschlagenen Anwaltsgrinsen, was mich daran erinnerte, nicht sonderlich gern mit Angehörigen der Anwaltschaft zu plaudern. Mit vielleicht der einen oder anderen Ausnahme zu gewissen Zeitpunkten unserer Geschichte gehören Anwälte zu der Sorte, die nach einem Krieg aus den Bergen kommen, um die Toten zu erschießen.
    »Sie haben nichts gegen mich in der Hand, Hockaday, womit Sie mir auch nur annähernd schaden könnten. Schon richtig, Sie könnten mich heute unter einer Anklage wegen Belästigung durchaus einige Stunden gewaltig nerven. Aber wollen Sie wissen, was Sie sich für eine solche miese Einschüchterung einhandeln? Ärger in Höhe von etwa zehn Riesen vor Gericht.«
    »Wollen Sie mir drohen, Counselor?«
    »Ich gebe Ihnen nur einen guten Rat. Seien Sie klug, und Sie werden meine Rechnung nicht in Ihrem Briefkasten finden.«
    Alles, was mir außer meinem Kater noch fehlte, war eine weitere unangenehme Unterhaltung mit einem Rechtsanwalt. Ohne größere Schwierigkeiten schlich sich mir der Gedanke in den Kopf, daß Waterman jun. hier genau der Bursche war, der dafür verantwortlich war, daß ich diesen Aufpasserjob bei Father Love bekommen hatte. Ich machte mir eine geistige Notiz, Junior und seine Kanzlei auf ihren jeweiligen Status in der City Hall, im Polizeipräsidium und der Bruderschaft der buntgemischten Schar korrupter VIPs in der City of New York unter die Lupe zu nehmen. Ferner beschloß ich, mich ein wenig zurückzuziehen, da er sich jetzt aufgeplustert hatte und zum Kampf mit mir bereit war. Eine klassische Methode, angewandt von einem müden Detective, auf die sanfte Tour zu bekommen, was er haben will.
    »Sie müssen wirklich fertig sein, Mr. Waterman. Ich kann das verstehen, ehrlich, ich verstehe das. All diese Drohungen gegen Ihren alten Herrn, den Most Reverend Father Love.«
    Junior nickte. Dann wandte er sich einen Moment ab, als würde er jedesmal zusammenzucken, wenn jemand den Künstlernamen seines Vaters laut aussprach. Ich beglückwünschte mich, in Rekordgeschwindigkeit eine empfindliche Stelle getroffen zu haben.
    »Wie wär’s also«, sagte ich, »wenn wir unter den gegebenen Umständen einfach vergessen, was hier und heute passiert ist? Sie sind wieder ein freier Mann, okay? Fühlen Sie sich jetzt besser?«
    Waterman schüttelte den Kopf, aber ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er damit Ja oder Nein meinte. Ich glaube, er wußte es selbst nicht.
    »Es ist nicht leicht, aus Ihnen schlau zu werden«, sagte er, »und ich habe nicht die Zeit, mir darüber weiter den Kopf zu zerbrechen. Wie Sie schon sagten, ich sollte versuchen, offen und ehrlich zu Ihnen zu sein. Das wäre vielleicht der einfachste und schnellste Weg.«
    »Außerdem ist es durchaus möglich, daß wir beide das gleiche wollen.«
    »Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Seit gestern sind mir überhaupt eine Menge Dinge durch den Kopf gegangen.«
    »Zum Beispiel welche? Und verzeihen Sie mir bitte, aber hören wir von jetzt an auf, uns gegenseitig Scheiße zu erzählen. Es ist kalt, und mein Kopf fühlt sich an wie ein Eimer mit abgestandenem Wasser.«
    »Eine ehrliche Antwort für den Anfang...«
    »Was schon mehr wäre, als ich bislang von Ihnen bekommen habe.«
    Waterman ignorierte diese Bemerkung. »Der Bursche, der neulich in dem Haus gegenüber von Ihrer Wohnung ermordet aufgefunden wurde. Dieser Bursche namens Devlin, auch bekannt als Buddy-O. Was haben Sie mit ihm zu tun?«
    »Er war mein Spitzel, ein Informant. Außerdem hat er mir erst kürzlich den Riesengefallen getan, mir eine Wohnung zu besorgen.«
    »Warum hat er das Ihrer Meinung nach für Sie getan? Ich meine, Ihnen die Wohnung zu besorgen?«
    »Keine Ahnung. Spitzel schmeicheln sich eben gern ein, vermute ich.« Aber die ganze Wahrheit war, daß Waterman mir da eine sehr gute Frage gestellt hatte. Darüber hatte ich die ganze Zeit nachgegrübelt, während ich alles daransetzte, mir eine Wohnung zu sichern, für die man statt monatlicher Erpressungsgelder eine normale Miete zahlt, was für Manhattan eine echte Rarität war. »Ich habe Ihnen ehrlich

Weitere Kostenlose Bücher