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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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geantwortet«, sagte ich. »Und jetzt sind Sie an der Reihe. Sie spielen Detektiv und schnüffeln mir nach. Keine besonders gute Idee. Warum also?«
    »Weil ich auf einmal keine besseren Ideen mehr habe, weil ich auf einmal nicht mehr verstehe, was ich von anderen höre. Zuerst höre ich von einem Verrückten, der sonntags bei der Kollekte in der Kirche meines Vaters Drohbriefe hinterläßt. Dann - schließlich habe ich ein paar Freunde in der Stadtverwaltung - sagt man mir, daß die Polizei ihren besten Mann auf den Fall ansetzen will. Das dürften dann wohl Sie sein, Hockaday. Wie ich weiß, waren Sie mal Pfadfinder, was Ihnen aber offensichtlich nicht geschadet hat.«
    Waterman steckte sich eine Zigarette an und fuhr fort. »Dann beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Da höre ich auf einmal, daß jemand den Auftrag gegeben hat, meinen Vater umzubringen, und daß ein Bursche namens Buddy-O der Mittelsmann für diesen Anschlag ist. Anschließend stellt sich heraus, daß Buddy-O ein gewisser Devlin ist, der sich wiederum nicht nur als Detective Hocka-days Nachbar, sondern außerdem auch noch als Detective Hockadays Informant herausstellt, was Sie mir ja selbst vor einer Minute bestätigt haben. Und schließlich wird Devlin umgelegt.
    Natürlich stelle ich mir da sofort verschiedene Fragen.
    Aber mir fällt nichts Besseres ein, als Ihnen zu folgen, Hockaday, um herauszufinden, ob es Antworten vielleicht dort gibt, wo Sie hingehen.«
    »Und was haben Sie bislang herausgefunden?« fragte ich.
    »Nur, daß Sie Ihre Nächte allein verbringen und zuviel trinken.«
    Ich fand, das klang wie eine Grabinschrift. »All dieses Zeug, von dem Sie mir erzählen, es gehört zu haben... wo genau haben Sie das aufgeschnappt?«
    »Betrachten wir diese Information als eine derjenigen, von denen Sie selbst gesagt haben, ich hätte das Recht, darüber zu schweigen.«
    »Das galt für den Fall, daß Sie verhaftet waren, Counselor. Was ich, wie Sie sich erinnern werden, großzügigerweise zu vergessen beschlossen habe. Im Augenblick stehen Sie sehr kurz davor, mich zu verarschen, was ich möglicherweise gar nicht gut finden könnte.«
    Waterman grinste, und ein oder zwei Sekunden dachte ich daran, ihm eins aufs Ohr zu geben. Aber mir war schon klar, das wäre reine Zeitverschwendung. Er würde mir keine große Hilfe mehr sein, es sei denn später vielleicht, wenn ich eventuell etwas gegen ihn in der Hand hatte. Im Augenblick mauerte er genau wie Neglio. Also warf ich ihm wieder aus heiterem Himmel einen Brocken hin, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Übrigens, wie kommen Sie eigentlich so mit Ihrem alten Herrn klar?«
    Er senkte schnell seinen Blick, damit ich die unmittelbare Reaktion auf seinem Gesicht nicht sehen konnte. Er ließ die Zigarette fallen und trat sie energisch aus. Es gefiel mir, ihn aus der Reserve gelockt zu haben.
    »Nicht so besonders«, sagte er. »Aber auch wieder nicht so schlecht, daß ich folgerichtig als Verdächtiger für die Morddrohungen in Betracht komme. Falls es das ist, was Sie denken, würde ich im Interesse der Effizienz diese Spur nicht weiterverfolgen.«
    Er erwartete, daß ich darauf etwas erwiderte. Was ich nicht tat.
    »Wir hatten unsere Auseinandersetzungen«, sagte er, »wie so ungefähr jeder andere Vater und Sohn auch, würde ich sagen. Aber ich wollte den Mann nie umbringen - noch hätte ich ihn umbringen lassen wollen. Das war nicht nötig. Für mich war er ohnehin längst gestorben.«
    Natürlich bat ich um eine nähere Ausführung dieses bedeutungsvollen Gedankens. Für meinen Geschmack verwarf Waterman etwas viel zu schnell und zungenfertig.
    »Meine Mutter starb, bevor ich alt genug war, um Erinnerungen an sie zu haben«, sagte er. »Mein Vater hat mich vom ersten Tag an auf die besten Schulen geschickt. Daher kann ich ehrlich nicht behaupten, daß ich ihn besser kenne, als ich sie gekannt habe. Verstehen Sie das, Hockaday? Mein Vater war die ganze Zeit da, und doch auch wieder nicht. Können Sie sich das vorstellen?«
    Ja, ich könnte, antwortete ich.
    »Nun, wenn man so aufwächst, wird man seinen alten Herrn wohl kaum tot sehen wollen. Ganz im Gegenteil. Man wünscht sich, daß er eines Tages für einen zum Leben erwacht, meinen Sie nicht auch?«
    Diesmal gab ich ihm keine Antwort. Waterman wischte den Hut mit seinem Ärmel ab und brummte: »Dieser alte Kram spielt aber sowieso keine Rolle.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Da bin ich nicht so sicher, mein Freund.

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