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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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gehen.
    Mrs. Griffiths setzte sich auf eine Couch im frühen amerikanischen Stil, die mit einem braun-gelben Karostoff bezogen war. Über der Couch hing ein Christusbild auf Samt, flankiert von holzgemaserten Vinyl-Wandleuchtern mit Wachstrauben. Ich setzte mich auf einen Schaukelstuhl aus Ahorn mit einem karierten Kissen, das zur Couch paßte. Zwischen uns stand ein Zuckerahorn-Couchtisch.
    Auf diesem lag: eine in weißes Lederimitat gebundene Bibel, ein großer Glasaschenbecher mit ein paar Kippen, ein halbleeres Glas Gerber-Babynahrung, Geschmacksrichtung Apfel-Pflaumen, sowie die aktuelle Ausgabe des >People Magazine« die bei einem Artikel über Oprah Winfrey aufgeschlagen war.
    In einem Laufstall auf der anderen Seite des Raumes stand ein kleines Kind in Windeln, mit dem Rücken zu uns. Ich konnte nicht erkennen, ob es ein Junge oder Mädchen war. Das Kind starrte wie gebannt auf den Farbfernseher, in dem gerade Die Traumhochzeit lief. In einem weiteren Käfig, nicht sehr weit von dem Laufstall entfernt, knackte ein rotblauer Papagei Samenkörner und starrte mich an, als würde ich nach meinem Ausbruch aus Sing-Sing immer noch in Gefängniskluft rumlaufen.
    Lynette Griffiths fummelte an einer silbernen Kette, die sich eng um ihren Hals schmiegte, und auch sie starrte mich an; beobachtete, wie ich alles in ihrer Wohnung katalogisierte, schien sich Sorgen um meine Meinung über ihre Inneneinrichtung zu machen. Dann sagte sie: »Howie, mein Mann... mein verstorbener Mann... er hat mir diese Kette gekauft. Ich hab sie sogar bei meiner Hochzeit getragen... Wir waren damals glücklich wie nur was. Aber es hat gottverdammt nicht besonders lange gehalten.«
    Obwohl sie auch schon draußen an einem Streifen gequasselt hatte, bemerkte ich erst jetzt, während ich sie nun hier im Licht anschaute, den Akzent der Appalachian Mountains in ihrer Stimme. Dabei kamen manche ihrer Worte so heraus, als wäre ihr ein Katzenfisch quer im Mund steckengeblieben. Sie zündete sich eine Vantage an.
    »Ja, Ma’am«, sagte ich. Und dann: »Mrs. Griffiths - und bitte, denken Sie jetzt nicht, ich würde Ihnen irgendwelche Vorwürfe machen, aber... Ihr Mann ist eines gewaltsamen Todes gestorben, er wurde ermordet - und das erst vor wenigen Tagen, in meiner Wohnung! Und hier sitzen wir beide, und, also... es scheint Sie einfach nicht besonders mitzunehmen.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Bingo. Ich bin nicht mitgenommen, okay?«
    »Okay. Wie lange waren Sie und Howie verheiratet?«
    »Demnächst hätten wir den vierten Hochzeitstag gefeiert.«
    »Und... sah’s nicht besonders gut für den fünften aus?«
    »Sah nicht so besonders wahrscheinlich aus, wenn man danach geht, wie die Dinge in unserem Fall standen, der noch vor dem Scheidungsgericht des Bergen County entschieden werden mußte. Schätze, ich werde jetzt eine Menge Anwaltshonorare sparen.« Sie nahm einen tiefen Zug an der Zigarette und sagte: »Ich weiß, das klingt eiskalt wie nur was, Detective Hockaday...«
    »Wenn Sie wollen, können Sie mich Hock nennen.«
    »Also schön. Es ist eiskalt, aber ich vermute, Geld war das einzige, was für Howie noch wichtig war. Sehen Sie, und Geld war auch der Grund, warum ich ihn rausgeschmissen habe. Howie, der ist so ungefähr schon seit einem Jahr nicht mehr hier bei mir und dem Baby gewesen.«
    »Was ist passiert?«
    »Zuerst waren’s nur Kleinigkeiten... Das habe ich ja auch den anderen Cops zu erzählen versucht, aber die haben immer nur gesagt, das wäre alles nicht sachdienlich, wissen Sie... Sind Sie sicher, daß Sie das alles hören wollen, Hock? Ich meine, ich kann Ihnen nicht versprechen, daß irgendwas dabei ist, das Ihnen garantiert, nach New York zurückzufahren und sofort den Mord an meinem Howie knacken zu können. Ich schätze, was ich zu sagen habe, ist eher so was wie... wie die Intuition einer Ehefrau.«
    Ich sagte Lynette Griffiths, daß ich von solchen Sachen eine ganze Menge hielte.
    »Tja, also okay... Sehen Sie, ich denke mir einfach, daß mein Howie -«
    Sie drehte sich abrupt um, als das Baby ein Geräusch machte wie ein Ackergaul, der Luft abließ. Das Baby schien ziemlich erleichtert. Lynette drehte sich wieder mir zu und sagte: »Wollen Sie vielleicht einen Drink oder so?«
    Ich lehnte dankend ab, und sie sah enttäuscht aus.
    »Jedenfalls, zurück zu Howie. Sind Sie meinem Howie mal begegnet?«
    »Ich habe einmal mit ihm gesprochen«, sagte ich. Aber ich sagte nicht, daß dies gewesen war, weil Howie

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