Hell's Kitchen
war, sich mit jemandem wie mir herumzutreiben, der die Befugnis hatte, alle drei geladenen Kanonen zu tragen, die ich zufälligerweise trug.
»Erstens, wir wissen bereits, daß du vielleicht der letzte bist, den ich persönlich kenne, der einen meiner Spitzel lebend gesehen hat, einen Burschen namens Buddy-O, bevor er mit einem Draht um den Hals gefunden worden ist... und Buddy-O war ein Typ, den du doch im großen und ganzen gemocht hast, meine ich mich an deine Worte zu erinnern.
Dann, zweitens, vermute ich mal, daß du zufälligerweise außerdem einen gewissen anderen armen Sack lebend gesehen hast, bevor auch der kaltgestellt wurde. Und das wäre dann ein gewisser Howie Griffiths, der ein fetter, kleiner Mieteintreiber ist - war - und der außerdem irgendwie die Leitung von genau diesem Flanders Hotel hier gehabt haben soll, wie du wahrscheinlich weißt, genau wie eine Menge anderer interessanter Dinge, die ich eigentlich ebenfalls wissen sollte...«
Lionel sah mich an, als hätte ich gerade einen Eiswürfel auf seinen Hosenstall fallen lassen. Und dann, als sich die Überraschung über diese Fragen gelegt hatte, wurde sein Blick wieder glanzlos und nachgiebig, und seine Schultern sackten runter, als würde die Schwerkraft sie ganz besonders stark nach unten ziehen. Als er den Mund aufmachte, roch ich Fäulnis in seinem Atem.
»Vielleicht haben auch noch andere Buddy-O lebend gesehen, bevor er nach Westen gegangen ist, vielleicht sogar eine ganze Menge Leute«, sagte er. »Ist gar nichts Besonderes, daß ich ihn gesehen habe. Das gleiche gilt für Griffiths. Weißt du, es ist eine große Stadt.«
»Ja, Lionel, aber soweit ich weiß, bist du der einzige, der beide noch lebend gesehen hat, bevor beide umgelegt wurden.«
Er wandte sich ab und starrte das Glas Bier an, das er schon zum größten Teil geleert hatte. Und er sagte: »Herr im Himmel, Hock, du läßt dich hier auf eine echt üble Sache ein, ob du das nun auch so siehst oder nicht. Das sag ich dir ganz klar, ohne daß dabei für mich irgendwas rausspringt.«
»Sehr nett von dir.«
»Ach, findest du?« brummte Lionel verächtlich und schaute auf. »Du bildest dir ein, du kannst einfach so aus diesem Viertel verschwinden, wie du’s gemacht hast, wegziehen und mit arbeitenden Menschen und Geld und allem leben, und dann einfach wieder herkommen und da weitermachen, wo du aufgehört hast, und alles wäre für dich einfach nur wunderschön und nostalgisch?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Oh, nein... du doch nicht, Hock.« Er schnaubte wieder.
Ich sagte: »Wieso hörst du jetzt nicht einfach mal mit deinem Scheiß auf und erzählst mir klipp und klar, wofür ich bezahle? Ich will wissen, was deiner Meinung nach zwei Leichen miteinander zu tun haben, die du erst seit kurzem kanntest - Griffiths und Devlin, beziehungsweise für dich Buddy-O.«
Lionel gab dem Barkeeper ein Zeichen, der uns daraufhin die Whiskyflasche brachte. Ich sagte ihm, er solle sie hinstellen und stehenlassen, und für diese Freundlichkeit legte ich einen weiteren Zwanziger hin.
»Und was, wenn ich’s dir sage?« fragte Lionel, blinzelte und schenkte sich einen dritten Whisky ein. Mir füllte er auch nach. »Was steckt für mich dabei drin... Geld?«
»Natürlich Geld.«
Er kippte den Whisky und legte dann eine Hand um das Bierglas, an dessen Innenseite der Schaum trocknete.
»Geld ist nicht gerade das, was ich am meisten brauche, Hock.« Er sagte das ganz ruhig. »Geld ist wirklich nicht schlecht, aber andererseits ist immer sichergestellt, daß genug davon rumliegt, um ein ruhiges Pennerleben zu führen.«
»Was willst du außer Geld?«
»Das weiß ich nicht mehr«, sagte er. »Na, ist das nicht mal komisch? Vielleicht bin ich gar nicht so anders als alle anderen, indem ich auch nicht weiß, daß es noch mehr gibt als nur Geld, ’türlich, ich hab ja auch praktisch meinen Namen vergessen. Also, was erwartet man da schon von einem alten Penner?«
Ich leerte meinen Whisky und sagte zu Lionel: »Was ich von einem alten Penner wie dir erwarte, Kumpel, ist, daß du einem alten Chorknaben wie mir in einem voraus bist, da du ja schon den großen Sturz in deinem Leben hinter dir hast.«
»Ach ja?« sagte er spöttisch. »Und was soll dieser große Vorteil sein, den ich angeblich habe?«
»Habe ich was von einem großen Vorteil gesagt?«
Er schnaubte verächtlich.
Und ich sagte: »Was du hast, Kumpel, ist exakt das, was ich im Augenblick brauche, wo ich zwei Morde auf dem
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