Hell's Kitchen
anderen auch!«... und dann drehte sie sich um, als sie hörte, daß ich mich bewegte. Sie sagte: »Morgen, Detective Hockaday. Ich hab uns drüben auf der Ninth Avenue was zu essen besorgt. Etwas anderes als Chili, für das ich im Moment nicht in der richtigen Stimmung bin, falls das von dir aus okay ist.«
War es, sagte ich ihr.
Ich rappelte mich aus dem Bett, langsam, wegen meines Kopfes. Mona nahm meinen Ellbogen und führte mich ins Bad, wo ich ausgiebig und heiß duschte und es schaffte, allerdings nur unter beträchtlichen Mühen, meinen Kopf trocken zu halten.
Als ich wieder rauskam, hielt sie meinen Frotteebademantel und eine Tasse Kaffee für mich bereit. Dann führte sie mich zu dem grünen Sessel, und mit dem Gefühl, mit mir selbst erheblich mehr als gewöhnlich im Einklang zu stehen, setzte ich mich.
Sie setzte sich auf eine Lehne des Sessels, legte eine Hand auf meinen Nacken, ließ ein Bein pendeln und sagte: »Hock, du solltest mal einen Moment über dich und mich nachdenken. Ohne Quatsch, denk über uns nach.«
Ich sagte: »Tja, das tue ich, und ich denke außerdem, daß wir beide schon erwachsen sind, und daß wir beide schon mehr als einmal mies behandelt worden sind, und daß wir beide wissen, daß Worte mehr weh tun können als gebrochene Knochen.«
»Also sollten wir besser genau aufpassen, was wir jetzt sagen?«
»Irgendwas in der Richtung«, sagte ich. »Worte kommen nicht freier oder leichter, wenn man älter wird, stimmt’s?«
»Nein, ich schätze nicht. Nach einer Weile kommt es soweit, daß man sich ganz schön tief eingräbt.«
»Ja, das glaube ich auch. Gott, wie ich es hasse, vorsichtig zu sein.«
»Und was ist, wenn du nicht vorsichtig sein müßtest, Hock? Was würdest du dann sagen?«
Ich könnte vielleicht sagen, daß wir einfach nur so zum Spaß alles Geld zusammenkratzen sollten, das wir in die Finger kriegen können, wir beide; und daß wir dann rüber zur Grand Central Station gehen und zwei Einfachfahrkarten rauf nach Rhinecliff oder zu irgendeinem anderen, ähnlich einfachen Ort kaufen sollten. Und dort würden wir uns dann ein gutes Hotelzimmer suchen, vielleicht sogar eine Suite; und vielleicht auch noch mit Blick auf den Fluß und die Catskills, die um diese Jahreszeit grau und verschneit sein dürften. Wir könnten gut essen gehen, mit all den richtigen Weinen, und wir könnten von den Zeiten reden, die uns irgendwie entglitten sind, und auch von unseren süßeren Kümmernissen. Und dann, am nächsten Tag, könnten wir uns auf die Suche nach einem Haus machen, in dem wir leben, uns verstecken könnten. Mit Möbeln und vielleicht auch mit einem Hund und einem neuen Anfang in unserem Alter; und irgendeinem Weg, unsere Tragödien in Scherze der Erinnerung zu verwandeln.
Aber ich war nun mal ein alleinstehender Mann, und geschieden dazu, und in den äußerst empfindlichen mittleren Jahren. Ein Mann mit wenig Geld auf der Bank, und trotzdem irgendwie verwurzelt und etabliert. Und jeden Tag verbrachte ich eine Menge Zeit damit, darüber nachzudenken, wie es damals gewesen war, als ich noch als kleiner Junge mit meiner Mutter gelebt hatte, und wieviel ich dafür geben würde, mit dem Geist meines Vaters reden zu können. Und ich wußte, was das alles bedeutete; ich wußte, daß ich langsam erkannte: Wenn ich die Jahre überstehen wollte, die ich noch hatte, dann war es höchste Zeit, eine ernsthafte Rolle in der Geschichte meines Lebens zu spielen.
Was etwas Einsamkeit erforderte und eine große und gewisse Sorgfalt, für alle Beteiligten. Und daher sagte ich Mona natürlich nichts von alledem...
Statt dessen sagte ich etwas, an das ich mich nicht mehr erinnere. Nur soviel, daß, was immer es war, es weder enttäuschend noch versprechend war... und es war ganz sicher nichts, das irgendwas zwischen uns klärte. Es waren nur Worte, die über meine Lippen kamen, als wären schwere Gewichte daran befestigt, Worte, die in die Leere meines Wohnzimmers sanken und dann einfach fortrollten.
Und statt sonst noch irgend etwas, das während eines Momentes hätte gesagt werden können, der möglicherweise für uns beide alles von Grund auf und für immer verändert haben könnte, klingelte das Telefon.
Es war ein Barkeeper aus dem Flanders mit einer pfeifenden Stimme, und er fragte:
»Hock, suchst du immer noch den Holy Redeemer?«
Ich sagte, ja, das würde ich tatsächlich.
»Tja, er sitzt jetzt gerade hier vor mir.«
Und wie es schien, brannte er nicht darauf, in
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