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Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Titel: Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herder
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Bundeskanzlerin im diplomatischen und parteipolitischen Geflecht möglich ist. Als einer von Horst Köhlers Amtsvorgängern, Roman Herzog, 2003 mit dem Franz-Josef-Strauß-Preis ausgezeichnet wurde, hielt Helmut Schmidt die Laudatio. Es war ein Plädoyer für unabhängiges, prägnantes öffentliches Reden eines Bundespräsidenten.
    Bei der Trauerfeier für Loki Schmidt kehrte Horst Köhler erstmals wieder in die Öffentlichkeit zurück, in seiner neuen Eigenschaft als Altbundespräsident. Der Moderator Rolf Seelmann-Eggebert– mehr in Adelsfragen bewandert als in politischen Dingen – fand diesen Umstand so delikat, dass er ihn mit keiner Silbe kommentieren wollte.
    Roland Koch und Ole von Beust haben ihre Rückzüge erläutert und damit die politische Kultur der Berliner Republik vor Schaden bewahrt. Sinngemäß sagten beide voraus, was später eingetreten ist: Auch wir sind ersetzbar, eine Nachfolgerin, ein Nachfolger wird das Amt ebenfalls gut führen. Horst Köhler dagegen hat seinen Schritt bis heute nicht erläutert. Diese Kombination aus überraschendem Abgang und Sichausschweigen in der Folgezeit hat das Gefühl allgemeiner Verunsicherung in Deutschland vermehrt. Das politische System erlebte einen weiteren empfindlichen Akzeptanzverlust. Die Aversion gegenüber „der Politik“ nahm damit einmal mehr zu.
    Braucht die Berliner Republik also wieder eine starke Frau oder einen starken Mann? „Es gibt offenkundig eine Sehnsucht nach einem wie ihm, einem, der führen kann, der standhaft bleibt, der Überzeugungen hat“, schrieb der „Spiegel“ zu Schmidts 90. Geburtstag. Für diese Eigenschaften scheint die politische Kaste nicht mehr zu stehen, jedenfalls werden ihr diese Eigenschaften nicht mehr zugetraut.
    Aber hätte ein Politiker von heute mit den Eigenschaften, für die Helmut Schmidt verehrt wird, wirklich Erfolg? Die Politiker der Gegenwart sind nicht mehr schneidig im Auftritt und klar in ihren Überzeugungen, sondern ausweichend und schwammig in der Rede, anpassungsbereit im Handeln. Das tun sie nicht aus Naivität oder mangelnder Intelligenz, sondern in Kenntnis der Komplexität, die politisches Handeln von heute kennzeichnet, und der Gesetze einer totalen Mediendemokratie. Ein unachtsamer Satz, in mangelnder Konzentration dahingesagt, kann das Amt kosten!
    Herbert Wehner, auch Helmut Schmidt sind legendär für ihre Ausrufe und Kollegenschelte im Deutschen Bundestag – doch würde einem Politiker von heute eine solche Rhetorik zugestanden? Wehmütig geht die Erinnerung an Franz Josef Strauß, an sein King-Kong-haftes Temperament und seine rustikale Wortwahl. Dass sich an ihm schon in der alten Bundesrepublik dieGeister geschieden haben und er ein – für damalige Verhältnisse – schlechtes Unionsergebnis bei Bundestagswahlen errungen hat, muss der historischen Wahrheit halber gesagt werden.
    Nach Franz Josef Strauß ist inzwischen sogar ein Flughafen benannt, und Helmut Schmidt gilt den Deutschen als Bundeskanzlerpräsident. Was könnte einer wie Helmut Schmidt heute als Bundespräsident bewirken? Wie lange würde sich ein Bundeskanzler Helmut Schmidt heute im Amt halten? Er wäre ein „Querkopf “, wie man heute über geistige Abweichler vom Mainstream zu sagen pflegt; er würde handeln, wie es ihm für das Wohl des Landes geraten erscheint, auch quer zur Meinung von Wählern und Partei. Auf die mehrheitliche Zustimmung der Wählerinnen und Wähler und die des politischen Betriebs wäre er gleichwohl angewiesen.
    Die Journalistin Sibylle Krause-Burger hält die „urdeutsche Sehnsucht nach einem starken Mann“ wie Franz Josef Strauß oder Helmut Schmidt für eine Mär. „In dieser Gesellschaft herrscht ein völlig anderer Geist“, wandte sie schon 1994 in einem Radio-Beitrag ein, „ganz im Gegenteil: Uns bewegt nach wie vor die Sehnsucht nach dem schwachen Mann.“ Sie sagte diese Sätze in einer Zeit, als Rudolf Scharping zum Kanzlerkandidaten gewählt wurde. Weshalb schaffen es heute Persönlichkeiten mit Format, Ausstrahlung und Autorität nicht mehr ganz nach oben? „Es ist sehr gut möglich“, gibt die Journalistin Sibylle Krause-Burger selbst die Antwort, „dass sie nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie nicht mehr ertragen werden.“
    „Auch was dran“, könnte der Bundeskanzlerpräsident dieses Urteil kommentieren.

Stark die zwei: Helmut Schmidt trifft Udo Lindenberg
    © picturealliance/dpa
    Am 31. Mai 1980 in Bad Segeberg: Helmut und Loki Schmidt sowie der

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