Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt
auch bei Helmut wegen seiner Stimme. Im Bundestagswahlkampf 1980 wettert Udo gegen den Kanzlerkandidaten Franz Josef Strauß, und Helmut stimmt gelegentlich mit ein. Auch dank Udos Wahlhilfe wird Helmut wieder zum beliebtesten Vorsänger einer deutschen Bundesregierung gekürt.
Helmut und Udo gucken früher als andere über die deutschdeutsche Grenze und zeigen Interesse an der DDR, wie das unbekannte Land hinter Berlin zu jener Zeit heißt. Helmut will schon früh wissen, was in der DDR abgeht, schließlich sollte er als Politiker im Bundestag darüber reden. Udo reist, wie es sich für einen Minnesänger und Männersänger gehört, nicht als Politiker, sondern als Mann in das andere Deutschland. Tatsächlich trifft er ein„Mädchen aus Ost-Berlin“ und klagt 1973 „Wir wollen doch einfach nur zusammen sein“. Helmut muss Udos Schluchzen gehört haben und trifft 1975 – und mehrfach danach – den wichtigsten Politiker im DDR-Staat, Erich Honecker. Ob die zwei über Udos Liebeskummer sprechen, wird nicht bekannt. Udo verlässt sich nicht auf Helmuts Zureden und bucht einen „Sonderzug nach Pankow“. Er darf in Erichland spielen und tritt am 25. Oktober 1983 im Ost-Berliner „Palast der Republik“ auf – zum ersten und zum letzten Mal in DDR-Zeiten. Udo riskiert dabei eine dicke Lippe (so wie Helmut) und verbaut sich eine Weltkarriere zwischen Elbe und Beringsee.
Erich kommt im September 1987 in die Bundesrepublik, um von Udo eine Lederjacke entgegenzunehmen und eine Gitarre mit der Aufschrift „Gitarren statt Knarren“. Diesen Satz mag Erich, der passionierte Jäger, nicht gern gelesen haben. Er zeigt sich trotzdem von seiner großzügigen Seite und überreicht Udo eine Schalmei.
Helmut macht sich derweilen bei Jimmy unbeliebt, weil er seiner oberlehrerhafte „Schnauze“ auch beim mächtigsten Politiker der Welt freien Lauf lässt.
Helmut und Udo üben zeitweise, wie schon erwähnt, dasselbe Amt aus. Helmut kann sich zwar länger als Bundeskanzler halten, Helmut ein paar Jahre und Udo nur einen Kino-Sommer, dafür ist Kanzler Udo stylischer gekleidet. Udos Kinofilm „Panische Zeiten“ hält diese kurze, Panik auslösende Ära in der politischen Geschichte der Bundesrepublik fest. Udo als Regierungschef – das steht den „Vögeln“ von Alfred Hitchcock in nichts nach.
An der Kinopremiere von „Panische Zeiten“ nimmt Helmuts Frau Loki teil. Ob auch Gatte Helmut zugegen war, wurde von den professionellen Helmut-Forschern noch nicht geklärt, jedenfalls nicht publiziert. Wahrscheinlich nahm Helmut einen, wie er irrtümlich glaubte, wichtigeren Termin wahr. Loki war übrigens, was die Rezeption von Pop- und Rockmusik angeht, immer aufgeschlossener als ihr auf Bach fixierter Ehemann. Im Bundesfilmarchiv ruht ein Ausschnitt aus der „Ufa-Wochenschau“ vom 28. Juni 1966, der Loki und Helmut Schmidt bei einem der wenigen Beatles-Konzerte in Deutschland zeigt. Während Loki sichtlichlocker wirkt, bleibt Helmut steif wie ein Schneemann. An der Stimmung kann es nicht gelegen haben, denn das Paar ist umgeben von kreischenden Beatles-Fans. Bestimmt ist Helmut Schmidt froh, als er diesen Termin hinter sich hat.
Helmut-Schmidt-Fans ist die historische Begegnung der „Fab Four“ Paul, John, George und Ringo mit den „Fab Zwo“ Loki und Helmut in der Hamburger Ernst-Merck-Halle auf DVD zugänglich. Die Szene ging in einen skurrilen Lehrfilm für die damalige Polizei ein, den es im Museum von St. Pauli zu kaufen gibt.
Apropos St. Pauli: Dort spielt ein Lied, das Udo 1978 in seine „Rock Revue“ aufnimmt. Horst Königstein gab dem Beatles-Original „Penny Lane“ einen deutschen Text mit dem Titel „Reeperbahn“. Udo kennt die Reeperbahn von vielen Besuchen. Helmut hat einmal einen Film über Hamburg moderiert, die Reeperbahn spielte dabei aber nicht die ihr angemessene Rolle.
In den Achtzigern verändert sich die Performance von Helmut und Udo. Helmut muss dann mal weg, in die weite Welt verschwinden, nachdem er zu Hause seinen Job verloren hat. Udo muss es nach dem Hype um seinen Panik-Zirkus ein bisschen langsamer angehen lassen. Er macht sich ans Malen, was Helmut in seiner Freizeit auch gelegentlich tut. Helmut und Udo sind immer noch gut. Geldmäßig werden die Zeiten härter. Helmut muss sich seinen Lebensunterhalt mit Vorträgen und Zeitungsartikeln verdienen. Udo malt Bilder, die als Drucke in Baumärkten verkauft werden.
Helmut folgt Udos Beispiel und macht jetzt auch öffentlich ein
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