Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
glücklich bis ans Ende unserer Tage …« Und die Family, nunmehr wie in der Bibel vorhergesagt, auf 144.000 angewachsen – eine reine, weiße Herrenrasse –, würde aus dem bodenlosen Abgrund auftauchen. Dann »wäre es unsere Welt. Sonst gäbe es niemanden, außer den schwarzen Dienern.«
Und laut dem Charlie-Evangelium – so wie er es seinem Jünger Paul Watkins offenbart hatte – würde er, Charles Willis Manson, der fünfte Engel, JC, über die Erde herrschen.
Paul Watkins, Brooks Poston und Gregg Jakobson hatten nicht nur Mansons Motiv – Helter Skelter – beschrieben, sondern Watkins hatte auch noch das fehlende Puzzleteil geliefert. In seinem kranken, verdrehten und gestörten Hirn glaubte Charles Manson, dass er letztlich der Nutznießer des Krieges zwischen Schwarz und Weiß und der Morde, die den Konflikt auslösen sollten, sein würde.
Während eines LSD-Trips im Haus in der Gresham Street hatte Manson gegenüber Watson und den anderen immer und immer wieder betont, dass Schwarze »nichts auf dem Kasten« hätten und »nur das können, was der Weiße ihnen gesagt oder gezeigt hat«, folglich müsse »ihnen jemand zeigen, wie sie es machen sollen«.
Ich fragte Watkins: »Wie sie was machen sollen?«
A: »Wie sie Helter Skelter herbeiführen sollen. Wie sie all diese Dinge machen sollen.«
Watkins: »Charlie sagte, dass der einzige Grund, dass es noch nicht dazu gekommen ist, der sei, dass der Weiße in Haight-Ashbury seine jungen Töchter dem schwarzen Mann zum Fraß vorwirft, und er sagte, wenn erst mal seine Musik rauskäme und all diese schönen Menschen – Schätzchen nannte er sie – aus Haight-Ashbury verschwänden, ginge der Schwarze zum Bumsen nach Bel Air.«
Der Schwarze würde, so Manson, für einige Zeit von den jungen weißen Mädchen ruhig gestellt. Doch wenn man ihm sozusagen den Schnuller wegnähme – wenn sein Album herauskäme und alle jungen Schätzchen dem Rattenfänger in die Wüste folgten –, dann müsste der schwarze Mann seinen Frust auf andere Weise loswerden, und dann würde er sich gegen das Establishment wenden.
Doch Terry Melcher zeigte ihm die kalte Schulter. Das Album kam nicht zustande. Irgendwann Ende Februar 1969 schickte Manson Brooks und Juanita auf die Barker Ranch. Die übrige Family zog wieder auf die Spahn Ranch und bereitete sich auf Helter Skelter vor. »Jetzt wurden tatsächlich praktische Vorkehrungen getroffen, um in die Wüste umzuziehen«, sagte Gregg. Jakobson, der die Ranch in dieser Phase besucht hatte, hatte über die Veränderung gestaunt, die er bei Manson festgestellt hatte. Bis dahin hatte dieser die Einheit der Family gepredigt, die sich selbst genügen und unabhängig leben sollte, doch jetzt hofierte er Außenstehende wie etwa die Motorradgangs. Bis zu diesem Zeitpunkt war er antimaterialistisch gewesen, aber jetzt hortete er Fahrzeuge, Waffen und Geld. »Dies widersprach so offensichtlich seinem früheren Verhalten und allem, was er mir gepredigt hatte«, sagte Gregg und meinte, dass er an diesem Punkt von Manson enttäuscht gewesen sei und sich letztlich von ihm distanziert habe.
Der nunmehr materialistisch interessierte Manson ließ sich einiges einfallen, um an Geld zu kommen. So schlug etwa jemand vor, die Mädchen in der Family könnten als Oben-ohne-Tänzerinnen jeweils 300 bis 500 Dollar verdienen. Manson gefiel die Idee, denn wenn zehn Mädchen pro Woche 3000 Dollar einbrachten, so konnte er Jeeps, Strandbuggys und sogar Maschinengewehre kaufen. Daher schickte er Bobby Beausoleil und Bill Vance zur Agentur Girard auf dem Sunset Strip, um einen entsprechenden Deal zu verhandeln.
Es gab lediglich ein Problem: Denn Manson verfügte nicht über die übernatürliche Fähigkeit, Maulwurfshügel in Berge zu verwandeln. Mit Ausnahme von Sadie und wenigen anderen hatte keines der Mädchen einen eindrucksvollen Busen. Aus irgendeinem Grund schien Manson vorzugsweise flachbusige Frauen um sich zu scharen.
In der Zeit in der Gresham Street hatte Manson Watkins angekündigt, dass die grausigen Morde in diesem Sommer passieren würden. Inzwischen war es beinahe Sommer, und die Schwarzen zeigten keinerlei Neigung, einen Aufruhr anzuzetteln und ihr Karma zu erfüllen.
Ende Mai oder Anfang Juni 1969 nahm Manson Watkins in der Nähe des Wohnwagens unten auf der Spahn Ranch zur Seite und vertraute ihm an: »Das Einzige, was der Schwarze kann, ist das, was der Weiße ihm beigebracht hat.« Dann fügte er hinzu: »Ich werde ihm zeigen,
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