Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
41 Messerwunden. Leno LaBianca: zwölf Messerstichwunden, 14 Einstiche von einer zweizinkigen Gabel, ein Messer in der Kehle, eine Gabel im Bauch und in seinem eigenen Blut die Worte »Tod den Schweinen« an der Wand.
»Am Ende des Songs Piggies gibt es einen Akkord«, sagte Watkins. »Er geht nach unten, und es ist ein wirklich gruseliger Akkord. Danach ist das Grunzen von Schweinen zu hören. In Revolution 9 gibt es denselben Akkord, danach eine kurze Pause und wieder grunz, grunz, grunz. Aber in der Pause ist eine Salve von einem Maschinengewehr zu hören. Bei dem Song Helter Skelter ist es genauso«, fuhr Paul fort, »mit Maschinengewehrfeuer und Schreien und Sterben und all so was.«
Das White Album enthält zwei Songs mit dem Wort »Revolution« im Titel.
Der auf der Innenhülle abgedruckte Text von Revolution 1 lautet: »You say you want a revolution/Well you know/We all want to change the world …/But when you talk about destruction/Don’t you know that you can count me out.« (Du sagst, du willst eine Revolution, na ja, weißt du, wir alle wollen die Welt verändern … Aber wenn du von Zerstörung redest, dann musst du wissen, dass du auf mich nicht zählen kannst.)
Auf der Schallplatte selbst ist allerdings unmittelbar nach »out« das Wort »in« zu hören.
Nach Mansons Auslegung hieß dies, dass die Beatles früher einmal unentschlossen gewesen waren und nunmehr für die Revolution eintraten.
Manson gab viel auf diese »verborgenen Textbedeutungen«, die sich in einer Reihe von Beatles-Songs, vor allem aber auf dem White Album finden. Sie seien, erklärte er seinen Anhängern, unmittelbare Botschaften an ihn, Charlie/JC.
Später heißt es in diesem Text weiter: »You say you got a real solution/Well you know/We’d all love to see the plan.« (Du sagst, du hast eine echte Lösung. Na ja, weißt du, wir würden alle gerne den Plan sehen.)
Für Manson lag die Bedeutung dieser Worte auf der Hand: Lass hören, Charlie, und sag uns, wie wir der Massenvernichtung entkommen können.
Von allen Songs der Beatles kann man Revolution 9 getrost als den eigenartigsten bezeichnen. Rezensenten konnten sich nicht entscheiden, ob es sich dabei um eine aufregende neue Richtung im Rock handelte oder um eine ausgeklügelte Parodie. Ein Kritiker sagte, das Lied erinnere ihn an »einen schlechten LSD-Trip«.
Streng genommen gibt es keinen Text und auch keine Musik im konventionellen Sinne; es ist vielmehr eine Geräuschmontage – Flüstern, Rufe, Gesprächsfetzen vom BBC, dazwischen einige Takte klassische Musik, explodierende Granatwerfer, schreiende Babys, Kirchenchoräle, Autohupen und Football-Gejohle –, die sich zusammen mit dem ununterbrochenen Refrain »Number 9, Number 9, Number 9« zu einer Klimax aus Maschinengewehrsalven und Schreien steigert, gefolgt vom leisen und wohl symbolischen Wiegenlied Good Night.
Von allen Songs auf dem White Album, sagte Jakobson, »sprach Charlie am meisten von Revolution 9«. Er sagte, »die Beatles hätten darin auf ihre Art klargemacht, was passieren wird; das war ihre Art von Prophezeiung; das war vergleichbar mit der Johannesoffenbarung 9 in der Bibel.«
Es war auch die Schlacht von Armageddon, die in Klang umgesetzte bevorstehende Revolution zwischen Schwarz und Weiß, behauptete Manson, und nachdem ich mir das Lied selbst angehört hatte, war ich überzeugt davon, dass sich ein solcher Konflikt, sollte es je dazu kommen, ziemlich genau so anhören musste.
Poston sagte: »Charlie hörte bei dem Stück inmitten der Hintergrundgeräusche und des Maschinengewehrfeuers und der grunzenden Schweine eine Stimme, die sagte: ›Rise! ‹ « Erhebt euch! Als ich mir die Aufnahme noch einmal anhörte, fiel mir das auch auf, und zwar an zwei Stellen: das erste Mal fast ein Flüstern, das zweite Mal ein lang gezogener Schrei. 60 Dies war ein eindeutiger Hinweis. Mithilfe sowohl von Jakobson als auch von Poston hatte ich Manson unumstößlich mit dem Wort »rise« in Verbindung gebracht, das mit Blut geschrieben im Haus der LaBiancas gestanden hatte.
In Revolution 1 hatten die Beatles sich endgültig der Revolution verschrieben. In Revolution 9 teilten sie dem schwarzen Mann mit, dass jetzt die Zeit gekommen sei, sich zu erheben und die Ereignisse in Gang zu setzen. Zumindest laut Charlie.
Manson entdeckte in diesem Song noch viele andere Botschaften (einschließlich der Worte »Block that Nixon« – Stoppt diesen Nixon), doch hinsichtlich seiner Helter-Skelter-Philosophie
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