Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
wie ich sie, falls der Plan gelingen würde, vielleicht doch in aussagekräftige Beweise ummünzen konnte.
Wir wussten, wer die Worte geschrieben hatte. Susan Atkins hatte vor dem Großen Geschworenengericht ausgesagt, sie habe das Wort »pig« an die Tate-Haustür geschmiert, und mir gegenüber hatte Susan gestanden, die Worte im LaBianca-Domizil stammten von Patricia Krenwinkel. Auch wenn Susans Aussage vor dem Großen Geschworenengericht ebenso wie ihre letztere Bemerkung wegen des Deals, den wir mit ihr abgeschlossen hatten, nicht gerichtsverwertbar war, so hatte sie auch Ronnie Howard gegenüber gestanden, die Worte geschrieben zu haben. Daher konnte diese dazu eine Aussage machen. Gegen Patricia Krenwinkel hatten wir jedoch nichts in der Hand.
Der fünfte Zusatzartikel zur US-Verfassung sieht vor, dass niemand »in einem Strafrechtsverfahren gezwungen werden darf, sich selbst zu belasten«. Das Oberste Bundesgericht hat jedoch entschieden, dass sich dies auf verbale Äußerungen beschränkt und dass ein Angeklagter sich nicht weigern kann, objektive Zeugnisse abzulegen, selbst wenn sie ihn belasten könnten, also etwa an einer Gegenüberstellung teilzunehmen, sich einem Alkoholtest wegen Trunkenheit am Steuer zu unterziehen, sich Fingerabdrücke abnehmen zu lassen, Handschrift- oder Haarproben und dergleichen mehr abzugeben. Nachdem ich die Rechtslage recherchiert hatte, instruierte ich Captain Carpenter im Sybil-Brand-Gefängnis genauestens darüber, wie er bei der Einforderung der Schriftproben von Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie Van Houten vorgehen sollte.
Jede von ihnen sollte über folgenden Sachverhalt aufgeklärt werden: »(1) Sie haben kein verfassungsmäßiges Recht, [die Probe] zu verweigern; (2) Sie haben kein verfassungsmäßiges Recht auf die Anwesenheit Ihres Anwalts; (3) Ihr verfassungsmäßiges Recht zu schweigen schließt nicht das Recht ein, Schriftproben zu verweigern; (4) wenn Sie sich diesem Vorgang unterziehen, kann [die Probe] von der Staatsanwaltschaft in Ihrem Verfahren als Beweismittel benutzt werden.«
Captain Carpenter beauftragte Senior Deputy H. L. Mauss, die Proben zu beschaffen. Entsprechend meinen Anweisungen gab sie Susan Atkins die genannten Informationen und fügte hinzu: »Im Wohnsitz Tate wurde mit Blut das Wort ›pig‹ in Druckbuchstaben geschrieben. Wir möchten, dass Sie das Wort ›pig‹ schreiben.« Ohne Murren kam Susan der Aufforderung nach.
Leslie Van Houten und Patricia Krenwinkel wurden einzeln geholt und ebenfalls hinsichtlich ihrer Rechte aufgeklärt. Mündlich wurden sie darüber hinaus instruiert: »Die Worte ›helter skelter ‹ , ›death to pigs‹ und ›rise‹ wurden im Wohnsitz LaBianca mit Blut geschrieben. Wir möchten, dass Sie diese Worte schreiben.«
In meiner Begleitnotiz an Captain Carpenter stand eine zusätzliche Anweisung für die Beamten: »Schreiben Sie keines der Wörter auf.« Ich wollte sehen, ob Krenwinkel ihren Rechtschreibfehler – »healter« statt »helter« – an der Kühlschranktür wiederholte.
Leslie Van Houten folgte der Anweisung und gab die Schriftprobe ab.
Patricia Krenwinkel dagegen weigerte sich.
Somit hatten wir das Spiel gewonnen, denn jetzt konnten wir ihre Weigerung im Prozess als Indizienbeweis für ihre Schuld anführen.
Dies war umso wichtiger, als ich bis dahin keinerlei Beweise hatte, die Linda Kasabians Aussage, dass Patricia Krenwinkel an den LaBianca-Morden beteiligt gewesen war, bestätigten. Und ohne bestätigende Beweise hätte Krenwinkel nach Gesetzeslage in den entsprechenden Punkten freigesprochen werden müssen.
Auch wenn wir diesmal gewonnen hatten, so hätte auch leicht Krenwinkel als Siegerin aus dem Ganzen hervorgehen können. Leslie hätte uns die Probe ebenfalls vorenthalten können, was die Aussagekraft von Katies Weigerung geschwächt hätte. Oder Katie hätte der Aufforderung zwar nachkommen können, doch die Handschriftenexperten hätten ihre Probe nicht eindeutig den Buchstaben am LaBianca-Tatort zuordnen können.
Bei dem Versuch zu beweisen, dass sich das Tate-Sebring-Seil sowie die Drahtzange vor den Morden in Mansons Besitz befunden hatte, war uns weniger Glück beschieden, dabei hatte ich gehofft, die notwendige Bestätigung von Linda Kasabians Zeugenaussage gegen Manson aufzutreiben.
Wir wussten von DeCarlo, der dabei gewesen war, dass Manson im Juni 1969 im Jack Frost Army Shop ein etwa 60 Meter langes weißes, dreisträngiges Seil gekauft hatte. Als die
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