Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
Vom Netzwerk:
Gutachten über Charles Manson erstellt und sein Fall von den anderen getrennt verhandelt werden.
    Der erboste Manson wollte daraufhin Hollopeter feuern. Auf die Frage, wer ihn an seiner Stelle vertreten solle, sagte er: »Ich selbst.« Als Richter Keene den Wechsel ablehnte, nahm Manson ein Exemplar der Verfassung und schleuderte es mit der Behauptung, das Gericht habe keinerlei Respekt davor, in den Papierkorb.
    Schließlich ersuchte Manson darum, Ronald Hughes statt Hollopeter als Verteidiger zu bestimmen. Wie Reiner und Shinn hatte Hughes zu den ersten Anwälten gehört, die Manson besucht hatten. Seitdem war er im Verfahren eine Randfigur geblieben und hatte im Wesentlichen nur Erledigungen für Manson übernommen, was auch aus einem Dokument hervorging, das Manson am 17. Februar unterschrieben hatte und in dem er ihn als einen seiner juristischen Laufburschen bezeichnete.
    Keene gab dem Antrag auf Austausch statt. Hollopeter, den die Presse als »einen von L. A.s erfolgreichsten Strafverteidigern« bezeichnete, war bereits nach 13 Tagen aus dem Rennen, und Hughes, der noch nie einen Prozess geführt hatte, stand in den Startlöchern bereit.
    Hughes, der wie ein Intellektueller wirkte, war ein riesiger Mann mit Stirnglatze und einem langen, struppigen Bart. Seine verschiedenen Kleidungsstücke passten nur selten zusammen und ließen gewöhnlich eine Reihe Essensflecken erkennen. Wie ein Reporter bemerkte: »Normalerweise konnte man sehen, was Ron die letzten Wochen zum Frühstück gegessen hatte.« Hughes, den ich in den kommenden Monaten immer mehr schätzen lernen sollte, gestand mir einmal, dass er seine Anzüge für einen Dollar das Stück bei MGM gekauft habe, sie stammten aus ausgedienten Garderobenbeständen des Schauspielers Walter Slezak. Die Presse verpasste ihm bald schon den Spitznamen »Mansons Hippie-Anwalt«.
    Hughes ’ erste Amtshandlungen bestanden darin, die Anträge auf ein psychiatrisches Gutachten und die Verfahrenstrennung zurückzuziehen. Stattgegeben. In seinem dritten und seinem vierten Antrag ersuchte er darum, Manson wieder die Propria-Persona-Verteidigung zu übertragen und ihm zu erlauben, vor Gericht eine Rede zu halten. Abgewiesen.
    Auch wenn Manson über die letzten beiden Entscheidungen von Keene nicht erfreut war, konnte er mit dem Verteidigungsteam eigentlich recht zufrieden sein. Es bestand aus Reiner (Van Houten), Shinn (Atkins), Fitzgerald (Krenwinkel) und Hughes (Manson), ausnahmslos Leuten, die seit den ersten Prozesstagen mit ihm in Verbindung gestanden hatten.
    Wir ahnten noch nicht, dass uns noch weitere Veränderungen bevorstanden, zu deren Opfern sowohl Ira Reiner als auch Ronald Hughes gehören sollten, die es beide gewagt hatten, sich Mansons Wünschen zu widersetzen. Reiner sollte durch seine Verteidigertätigkeit für Manson viel Zeit und beträchtliche Geldsummen verlieren. Dabei sollte sich dieser Verlust im Vergleich mit dem von Hughes als geringfügig erweisen, denn der bezahlte seine Tätigkeit nur acht Monate später mit seinem Leben.
    Aaron und ich gingen am 21. März gerade den Flur im Justizgebäude entlang, als wir Irving Kanarek erspähten, der eben aus dem Fahrstuhl stieg.
    Auch wenn sein Ruf nicht über L. A. hinausreichte, so war er in den hiesigen Gerichten doch legendär. Die Verschleppungstaktik des Anwalts hatte einige Richter so weit getrieben, dass sie ihn von der Richterbank aus mitten im Prozess rügten. Die Geschichten, die sich um Kanarek rankten, waren allgemein bekannt und meist so unglaublich, dass man sie für frei erfunden hielt, obwohl sie den Tatsachen entsprachen. So erinnerte sich etwa Staatsanwalt Burton Katz, dass Kanarek Einspruch dagegen erhoben habe, dass ein Zeuge der Anklage seinen eigenen Namen nannte, da er ihn schließlich zum ersten Mal von seiner Mutter gehört habe und ihn somit nur »vom Hörensagen« kenne. Solche Spielchen stellten im Vergleich zu Kanareks Verzögerungstaktik allerdings unbedeutende Störmanöver dar. Um ein Beispiel zu nennen:
    Im Strafprozess gegen Goodman etwa hatte Kanarek ein einfaches Diebstahlverfahren, das höchstens ein paar Stunden oder allenfalls einen Tag hätte dauern dürfen, auf drei Monate in die Länge gezogen. Der gestohlene Betrag belief sich auf 100 Dollar, den Steuerzahler kostete der Prozess 130.212 Dollar.
    Im Strafverfahren gegen Smith und Powell verwendete Kanarek zwölfeinhalb Monate auf Vorverfahrensanträge. Als dank Kanarek die Geschworenenauswahl noch einmal zwei

Weitere Kostenlose Bücher