Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
sagte Linda, »wenn gerade niemand in der Nähe war, vor allem nicht Charlie, dann habe ich ihr meine Liebe gezeigt und sie gefüttert.«
Linda beschrieb gerade Mansons Anweisungen an die Gruppe, kurz bevor sie die Spahn Ranch verließ, als Charlie, der am Tisch der Verteidigung saß, die Hand hob und mit einem ausgestreckten Finger quer über seine Kehle fuhr. Während ich gerade in eine andere Richtung blickte und die Geste nicht bemerkte, hatten andere, darunter auch Linda, sie durchaus registriert.
Dennoch zögerte sie nicht, mit ihrem Bericht fortzufahren, sondern erzählte, wie Tex vor dem großen Tor angehalten hatte, die Telefonkabel durchtrennt hatte, den Hang hinuntergefahren war, dort geparkt hatte und mit den anderen wieder hinaufgelaufen war. Als sie beschrieb, wie sie rechts vom Tor über den Zaun geklettert waren, spürte man, dass im Gerichtssaal die Anspannung wuchs. Dann kam sie zum Auftauchen der Scheinwerfer.
A: »Auf einmal kam ein Auto auf uns zu, und Tex sprang mit der Waffe in der Hand darauf zu … und der Mann rief: ›Bitte tu mir nichts, ich sage nichts!‹ Und Tex schoss viermal auf ihn.«
Als sie die Ermordung von Steven Parent beschrieb, fing Linda – wie jedes Mal zuvor, wenn sie mir davon erzählt hatte – zu schluchzen an. Ich spürte, dass die Geschworenen sowohl vom zunehmenden Schrecken als auch von ihrer Reaktion berührt waren.
Sadie kicherte. Leslie kritzelte etwas. Katie wirkte gelangweilt.
Gegen Ende des Gerichtstags war ich mit Linda bei dem Moment angelangt, als Katie der Frau im weißen Nachthemd (Folger) mit einem Messer hinterherjagte und Tex auf den großen Mann (Frykowski) einstach: »Er hat einfach immer weitergemacht und weitergemacht und weitergemacht.«
F: »Als der Mann schrie – wissen Sie noch, was er geschrien hat?«
A: »Keine Worte, das waren keine Worte mehr, es waren nur Schreie.«
Diejenigen Reporter, die versucht hatten, Kanareks Einsprüche mitzuzählen, gaben am dritten Tag schließlich auf, als die Zahl 200 überschritt. Older warnte Kanarek erneut, er werde ihn der Missachtung des Gerichts schuldig sprechen, wenn er noch einmal die Zeugin oder die Anklage unterbrechen würde. Oft lagen zwischen meiner Frage und Lindas Antwort ein Dutzend Seiten Protokoll.
Bugliosi: »Wir müssen wieder ein Stück zurück, Linda, an die Stelle, bevor es die Einsprüche hagelte.«
Kanarek: »Ich erhebe Einspruch gegen diese Bemerkung.«
Als Kanarek Linda erneut mitten im Satz unterbrach, rief uns Older zu sich.
Das hohe Gericht: »Mr. Kanarek, Sie haben erneut gegen meine Anweisung verstoßen, nicht wiederholt zu unterbrechen. Ich spreche Sie der Missachtung des Gerichts für schuldig und verurteile Sie dazu, unmittelbar nachdem sich dieses Gericht vertagt hat, von heute Nachmittag an bis morgen früh um sieben eine Nacht in der Bezirkshaftanstalt zu verbringen.«
Kanarek protestierte und behauptete: »Nicht ich habe die Zeugin unterbrochen, sondern die Zeugin mich.«
Noch bevor der Tag zu Ende war, sollte Kanarek Gesellschaft bekommen. Zu den Gegenständen, die ich zur Identifizierung vorlegen wollte, gehörte ein Foto, auf dem das Schwert der Straight Satans in einer Scheide neben dem Lenkrad von Mansons eigenem Strandbuggy zu sehen war. Da dieses Foto als Beweisstück im Beausoleil-Prozess vorgelegt worden war, bekam ich es erst, als es vom anderen Gericht herübergebracht wurde. »Der Bezirksstaatsanwalt enthält uns große Mengen von Beweisen vor«, unterstellte Hughes.
Bugliosi: »Für das Protokoll: Ich habe es selbst erst vor wenigen Minuten zum ersten Mal gesehen.«
Hughes: »Das ist doch absolute Scheiße, Mr. Bugliosi.«
Das hohe Gericht: »Wegen dieser Bemerkung spreche ich Sie der unmittelbaren Missachtung des Gerichts für schuldig.«
Während ich mit Olders vorheriger Entscheidung bezüglich Kanarek vollkommen einverstanden war, konnte ich der gegen Hughes nicht zustimmen, denn ich war der Meinung, dass er allenfalls mich missachtet hatte, aber nicht das Gericht. Außerdem beruhte Hughes ’ Bemerkung auf einem reinen Missverständnis, was dieser, nachdem ich es ihm erklärt hatte, sofort einsah. Older hatte weniger Verständnis.
Als er sich zwischen einem Bußgeld von 75 Dollar und einer Nacht im Gefängnis entscheiden sollte, erklärte Hughes: »Ich bin mittellos, Euer Ehren.«
Ohne das geringste Mitgefühl ließ ihn Older in Gewahrsam nehmen.
Kanarek lernte leider nichts aus seiner Nacht im Knast. Am nächsten Morgen fing er
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