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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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sofort wieder an, mich in meinen Fragen und Linda in ihren Antworten zu unterbrechen. Ermahnungen vonseiten der Richterbank erreichten nichts, er entschuldigte sich lediglich und machte weiter wie bisher. Dies alles berührte mich viel weniger als die Tatsache, dass es ihm ab und zu gelang, eine Zeugenaussage zu verhindern. In den meisten Fällen, in denen Older einem Einspruch stattgab, konnte ich mein Ziel auf Umwegen erreichen, indem ich eine Aussage anderweitig zu bekommen versuchte. Als Older mich zum Beispiel, weil er die Beweiserheblichkeit nicht erkennen konnte, daran hinderte, Linda nach der Episode zu fragen, als die Angeklagten am Tag nach der Mordnacht die Nachrichten über die Tate-Morde im Fernsehen verfolgt hatten, fragte ich Linda, ob sie in der Mordnacht gewusst habe, um wen es sich bei den Opfern handelte.
    A: »Nein.«
    F: »Wann haben Sie die Namen dieser fünf Menschen zum ersten Mal erfahren?«
    A: »Am nächsten Tag in den Nachrichten.«
    F: »Im Fernsehen?«
    A: »Ja.«
    F: »In Mr. Spahns Wohnwagen?«
    A: »Ja.«
    F: »Haben Sie Tex, Sadie und Katie am Tag nach den Morden irgendwann gesehen, außer zu dem Zeitpunkt, als Sie zusammen ferngesehen haben?«
    A: »Sadie und Katie habe ich im Wohnwagen gesehen. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich Tex an diesem Tag gesehen habe.«
    Die Bedeutung dieser Aussage würde sich erst zeigen, wenn Barbara Hoyt in den Zeugenstand treten und aussagen würde, dass Sadie hereingekommen war und ihr aufgetragen hatte, einen Nachrichtensender einzuschalten, dass Sadie und die anderen bis zu diesem Tag noch nie die Nachrichten gesehen hatten und dass die Gruppe in dem Moment aufgestanden und gegangen war, als der Nachrichtensprecher das Thema Tate beendet hatte und zum Vietnamkrieg übergegangen war.
    In meiner Vernehmung Lindas bezüglich der zweiten Nacht ging es immer wieder um ein Thema: Wer hat Ihnen befohlen, von der Schnellstraße abzubiegen? Charlie. Hat noch jemand im Wagen außer Mr. Manson gesagt, wie Sie fahren sollen? Nein. Hat irgendjemand irgendwelche Anweisungen von Mr. Manson infrage gestellt? Nein.
    Ihre Zeugenaussage über die beiden Nächte enthielt eine Fülle von Details, die nur jemand wissen konnte, der in diesen Nächten des bestialischen Gemetzels dabei gewesen war.
    Manson, dem offenbar recht schnell klar wurde, wie sehr ihm all das schadete, bemerkte laut genug für Linda und die Geschworenen: »Du hast schon dreimal gelogen.«
    Linda sah ihm daraufhin direkt ins Gesicht und antwortete: »Oh nein, Charlie, ich habe die Wahrheit gesagt, und das weißt du ganz genau.«
    Spätestens zu dem Zeitpunkt, als ich am Nachmittag des 30. Juli mit meiner Zeugenbefragung von Linda Kasabian fertig war, hatte ich das Gefühl, dass es auch die Geschworenen wussten.
    Wenn ich ahne, dass die Verteidigung mit etwas aufwarten wird, was sich für die Prozessführung der Anklage als nachteilig erweisen kann, führe ich es aus taktischen Gründen gewöhnlich selbst ein. Das mindert einen K.o.-Schlag nicht nur zu einem Rippenpuffer ab, sondern signalisiert auch den Geschworenen, dass die Anklage nichts zu vertuschen sucht. Daher hatte ich bei der direkten Zeugenbefragung Lindas sexuelle Freizügigkeit sowie ihren Konsum von LSD und anderen Drogen zur Sprache gebracht. 76 Die Verteidigung, die mit diesen Enthüllungen ihre Glaubwürdigkeit untergraben wollte, musste also bereits Bekanntes noch einmal vorbringen. Dabei unterstützte sie manchmal sogar unsere Sache.
    So machte etwa Fitzgerald, Krenwinkels Rechtsbeistand, und nicht die Anklage deutlich, dass sich Linda in der Zeit, die sie auf der Spahn Ranch verbracht hatte, »nicht mehr richtig im Griff hatte … ich war äußerst leicht zu beeinflussen … ich erlaubte anderen, mir Ideen in den Kopf zu setzen«, und – noch wichtiger – sie hatte Angst vor Manson.
    F: »Wovor hatten Sie Angst?«, fragte Fitzgerald.
    A: »Ich hatte einfach nur Angst. Er war ein starker Typ.«
    Als sie aufgefordert wurde, das näher zu erläutern, antwortete Linda: »Er hatte einfach etwas, das einen nicht mehr losließ. Er war ein Schwergewicht. Er war einfach stark, Punkt.«
    Fitzgerald entlockte Linda außerdem, dass sie Manson geliebt und geglaubt habe, »er sei die Wiederkunft des Messias«.
    Dann fügte Linda eine Bemerkung hinzu, die gewissermaßen erklärte, warum sie und auch so viele andere Manson so bereitwillig akzeptiert hatten. Als sie ihn das erste Mal gesehen habe, gab sie an, habe sie gedacht: »Das ist genau

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